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SCHWEINFURT: Viel Bock auf Bembel-Rock

SCHWEINFURT

Viel Bock auf Bembel-Rock

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    Leben für den Lärm: Die Hessen-Rocker von den Rodgau Monotones im Stattbahnhof.
    Leben für den Lärm: Die Hessen-Rocker von den Rodgau Monotones im Stattbahnhof. Foto: FOTO Uwe Eichler

    „Erbarme, zu spät, die Hesse komme – sie sind schon da“. Lebende Legenden des Bembel-Rock (die unter anderem die heimliche Landeshymne Hessens hervorgebracht haben) gaben sich im Stattbahnhof die Ehre – die „Rodgau Monotones“ auf ihrer „Leben für Lärm“-Tour 2008.

    Sie haben sich trotz Liebe zum Gebrauten und Gekelterten gut gehalten, die Gründungsmitglieder von 1977: Sänger Osti Osterwold, Ali und Ray an der Gitarre, E-Bassist Joky, Saxophonist Mattl oder Drummer Mob. Die quirlige Sängerin Kerstin Pfau sowieso – Anfang der Neunziger Nachfolgerin des Saxophonisten Henni Nachtsheim, der mit „Badesalz“ Hessen-Kult wurde

    Nur die Schweinfurter machen sich an diesem Abend etwas rar, gerade mal siebzig Fans finden sich zu dem Event ein – während parallel das Würzburger Africa-Festival und das Volksfest laufen. Schade, denn trotz des Namens spielen die gereiften „Hesseköpp“ alles andere monoton, bringen mehr Stimmung und frischen Wind in die Bude als manch jüngeres Semester.

    Bei „Nonsens-Songs“ wie „Nutella is all“ oder „Ein frauenfeindliches AC/DC-Stück“ merkt man die geistige Nähe zu den Comedy-Gründervätern á la Badesalz. Oder bei der Schnulzen-Parodie („Zigeuner-schnitzel, Zigeunerschnitzel“) in Richtung Alexandra und Udo Jürgens: „Die eine ist viel zu früh von uns gegangen, der andere wird wohl viel zu spät von uns gehen.“

    Der Rest, wie „Mach dir nett so'n Stress“, ist sehr gemütlich – und doch fetzig. Bei „Granada“ merkt man, dass die Combo auch Ethno-Stimmung zaubern kann, in dem Fall die des sonnigen Spanien. Herb, süffig, leicht harzig wie der berühmt-berüchtigte Äppelwoi: Das Septett hat seinen eigenen Geschmack, einen extravaganten Humor und verbiegt sich, wie ein knorriger Apfelbaum, vor keinem Zeitgeist.

    In die Knie gehen die Rodgauer nur beim Luftgitarre-Spielen, Moshen oder bei den Sidesteps, die vor allem Kerstin Pfau hin legt – eine echte Rocklady, die mit dem Tambourin ihr Flaschbier entkorkt. Zwischendrin merkt sie, dass sie ihr Shirt falsch rum angezogen hat: „Trikottausch“, schallt es aus dem Saal. Gerade solche kleinen Pannen machen den Auftritt liebenswert.

    „Alles live, alles echt“ heißt es auch, als die Technik rebelliert – aber echte Rocker spielen selbst dann noch unbeirrt weiter, wenn die Crew über die Bühne irrt, Kabel vertauscht oder Monitore begutachtet. „So chaotisch war's noch nie“ seufzt Albrecht „Ali“ Neander. Aber dem groovenden Publikum vergeht der Bock auf Rock nicht. Als Zugabe erdröhnt dann unter anderem die hessische Hymne: „Erbarme, zu spät, die Hesse komme.“

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