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Schweinfurt: Vögel gefüttert: Rentnerin in Schweinfurt muss Bußgeld bezahlen

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Vögel gefüttert: Rentnerin in Schweinfurt muss Bußgeld bezahlen

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    Die Stadt hat das Füttern von Vögeln im gesamten Stadtgebiet verboten. Nur die Stadttaubenhilfe "White Angels" darf seit dem Lockdown die Tiere zentral am Martin-Luther-Platz füttern.
    Die Stadt hat das Füttern von Vögeln im gesamten Stadtgebiet verboten. Nur die Stadttaubenhilfe "White Angels" darf seit dem Lockdown die Tiere zentral am Martin-Luther-Platz füttern. Foto: Katja Beringer

    Wenn Maria Wollinger, die unweit der Schweinfurter Obertor-Kreuzung wohnt, zu einem ihrer kleinen Ausflüge in die benachbarten Grünanlagen aufbricht, hat sie meistens ein paar Snacks für die Vögel dabei. Die Seniorin (81) kennt sich aus in der Vogelwelt, weshalb sie nicht etwa alte Brotreste verfüttert, sondern Haferflocken und Sonnenblumenkerne für ihre gefiederten Freunde, die Singvögel.   

    Das klingt harmlos, ist es aber nicht, zumindest nicht im Stadtgebiet von Schweinfurt. Denn da ist Vögel füttern eine Ordnungswidrigkeit und mit einem Bußgeld belegt. Einen solchen Bußgeldbescheid – es ist nicht ihr erster – hat Maria Wollinger nun wieder erhalten. 158 Euro hat sie wegen verbotenen Vogelfütterns zu bezahlen.  

    Wir haben beim Ordnungsamt nachgefragt, warum man in Schweinfurt so streng mit der Vogelfütterei ist. Nicht Amsel, Drossel, Fink und Star sind der Grund für die harte Haltung, sondern die zahlreichen verwilderten Tauben. Das Füttern dieser verwilderten Tauben ist nach § 5 der Verordnung der Stadt Schweinfurt in der es um "Lärm und Tiere" geht, im ganzen Stadtgebiet untersagt. Dazu gibt es einen Stadtratsbeschluss vom 28. April 2020. Verbotenes Taubenfüttern liegt auch vor, wenn gar keine Tauben gefüttert werden sollen. Es reicht nämlich Futter auf Freiflächen auszubringen, über das sich Tauben hermachen könnten. 

    Wie verhindern, dass die Tauben mitfressen?

    "Die Aussage, man würde nicht die Tauben, sondern Amseln, Spatzen und so weiter füttern, und man könne nicht verhindern, dass auch die Tauben zum Fressen kommen, rechtfertig nicht die begangene Ordnungswidrigkeit und ist somit ohne Relevanz", so Marina Euler, Pressesprecherin der Stadt. Fütterung dürfe nur erfolgen, wenn die Futteraufnahme durch Tauben ausgeschlossen werden kann, zum Beispiel durch Vogelhäuschen.

    Frau Wollinger sei durch den Außendienst des Ordnungsamtes mehrfach mündlich verwarnt worden, weil sie beim Füttern von Tauben beobachtet wurde. Darüber hinaus sei sie mehrfach – auch schriftlich – hinsichtlich des Verbots des Taubenfütterns, auf die Rechtslage aufmerksam gemacht worden. Auch Bußgelder wurden in zurückliegenden Jahren gegen sie verhängt, heißt es weiter.

    "Ich streue nicht einfach irgendwo etwas hin", sagt Maria Wollinger, die auf ein Gebüsch zeigt, unter das sie ein paar Haferflocken und eine Handvoll Sonnenblumenkerne legt. Doch Vogelfüttern außerhalb von Vogelhäuschen ist in Schweinfurt verboten, weil nicht sichergestellt ist, dass nicht auch verwilderte Tauben davon profitieren. 
    "Ich streue nicht einfach irgendwo etwas hin", sagt Maria Wollinger, die auf ein Gebüsch zeigt, unter das sie ein paar Haferflocken und eine Handvoll Sonnenblumenkerne legt. Doch Vogelfüttern außerhalb von Vogelhäuschen ist in Schweinfurt verboten, weil nicht sichergestellt ist, dass nicht auch verwilderte Tauben davon profitieren.  Foto: Helmut Glauch

    Und tatsächlich ist die Verordnung der Stadt, in der es um das Kapitel Taubenfüttern geht, da sehr eindeutig. "Füttern ist jegliches, mengenmäßig unabhängiges, Auslegen, Auswerfen oder sonstiges Ausbringen von Nahrungs- und Futtermitteln, die zur Aufnahme durch verwilderte Tauben bestimmt oder geeignet sind", heißt es da. Kein Spielraum also für persönliche "Freifütterungsmodelle".

    Verwilderte Tauben sind die Nachkommen ehemaliger Haustauben, die nicht oder nicht mehr von Menschen gehalten werden. Von wilden Taubenarten, also Wildvögeln, wie sie auch in der Region vorkommen (zum Beispiel Ringeltaube oder Turteltaube) ist hier nicht die Rede. 

    "White Angels" füttern die Tauben kontrolliert am Martin-Luther-Platz 

    Vom Fütterungsverbot ausgenommen sind die von der Stadt Schweinfurt genehmigten oder veranlassten Maßnahmen. So durften zunächst während des Lockdowns, als wenige Menschen unterwegs waren und noch weniger "Fundfutter" für die Tauben vorhanden war, kontrolliert zugefüttert werden. Das übernahm die Stadttaubenhilfe "White Angels". Gefüttert wurde und wird ausschließlich, dafür aber täglich, am Martin-Luther-Platz. Da der Lockdown nie so richtig aufgehört hat, so Jasmin Poyotte von den "White Angels", durfte die Sonderfütterung auch über den Lockdown hinaus fortgeführt werden. 

    Doch zurück zu Maria Wollinger, die gut findet, was die "White Angels" machen und die auch schon öfter dabei zugeschaut hat, wie am Martin-Luther-Platz die Tauben gefüttert wurden. "Aber ich füttere keine verwilderten Tauben und werde dennoch bestraft, als hätte ich es getan". Sie zeigt das Gebüsch, unter das sie bei ihren Spaziergängen ein paar Sonnenblumenkerne legt und sich dann auf eine benachbarte Bank setzt. Keine zwei Minuten später seien dann die Meisen da um sich die Kerne schmecken zu lassen. Keine Spur von verwilderten Tauben und es bleibe auch nichts übrig, woran sich anderes Getier gütlich tun könne.

    Was Friedrich Rückert über das Thema Taubenfüttern denkt, wissen wir nicht. Dass so manche Stadttaube sein wertes Haupt am Marktplatz als Startplatz verwendet, ist dagegen gesichert.
    Was Friedrich Rückert über das Thema Taubenfüttern denkt, wissen wir nicht. Dass so manche Stadttaube sein wertes Haupt am Marktplatz als Startplatz verwendet, ist dagegen gesichert. Foto: Anand Anders

    Für sie ist wichtig, dass es Menschen gibt, die "nicht nur für Hund und Katze ein Herz für Tiere haben". Voller Freude erzählt sie von ihren Amseln, Spatzen, Meisen, Rotkehlchen und ja, es sei auch mal eine Ringeltaube (ein Wildvogel), darunter, die förmlich auf sie warten, wenn sie in den Park hinter dem AWO-Wohnhaus am Obertor komme und ihre kleinen Portionen verteile. 

    Ein Herz für Tiere hat sie schon immer. Maria Wollinger, eigentlich Katzen-Fan, erzählt vom jungen kranken Schwan "Charlie", den sie 2015 aufpäppelte, und wie sie einen Raben, einen Bussard und einen Eichelhäher gerettet hat. Nicht in Ordnung findet sie, für ihre Tierliebe jetzt erneut mit 158 Euro zu Kasse gebeten zu werden, die sie in 20 Euro-Schritten "abstottert".

    Viele Stadttauben haben sich schon aus dem Stadtkern zurückgezogen, bevorzugen stattdessen das Futterangebot an der Gutermann-Promenade am Main, das oft auch nicht wirklich gesund für Tauben ist, die eigentlich Körnerfresser und keine "Backwarenreste-Vertilger" sind.   
    Viele Stadttauben haben sich schon aus dem Stadtkern zurückgezogen, bevorzugen stattdessen das Futterangebot an der Gutermann-Promenade am Main, das oft auch nicht wirklich gesund für Tauben ist, die eigentlich Körnerfresser und keine "Backwarenreste-Vertilger" sind.    Foto: Martina Müller

    "Abzocke einer Rentnerin, die hart für ihre Rente gearbeitet hat", nennt sie das, und sie erzählt von ihrem langen und erfüllten Arbeitsleben bei "Fichtel & Sachs", das für sie 1953 im Alter von 13 Jahren begonnen hatte. Es sei nicht in Ordnung, ihr und anderen Vogelfreunden im Rahmen des Taubenfütterungsverbotes diese kleine Freude zu nehmen.

    "Ich tu doch keinem was, will einfach nur in Ruhe gelassen werden", wünscht sie sich und weiß doch, dass jede weitere verstreute Handvoll Haferflocken, ihr wieder einen Bußgeldbescheid einbringen kann. Es fühlt sich richtig an, falsches Füttern zu verbieten, und es fühlt sich falsch an, richtiges Füttern zu untersagen. Es bleibt schwierig.   

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