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NIEDERWERRN: Vom Adler-Motorrad bis zum Army-Truck

NIEDERWERRN

Vom Adler-Motorrad bis zum Army-Truck

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    Im Minutentrakt treffen die Oldie-Autos, Motorräder mit Seitenwägen oder Traktoren am Festplatz ein und werden erst mal „geblitzt“: Der Veranstalter des Young- und Oldtimertreffens der IG Frankenland, die zum zweiten Mal in Niederwerrn einlädt, schießt Fotos zur Erinnerung.

    Trotz vieler Konkurrenzveranstaltung finden sich am Sonntag doch einige Zuschauer ein. Darunter auch Khalid, der einen Hanomag-Bulldog bewundert: „In Aleppo hatten wir auch ein Auto“, sagt der Flüchtling. Spontan bietet sich der junge Syrer an, beim Fest mitzuhelfen. Die selbst noch junge Interessengemeinschaft hat sich nach der Premiere 2015 in der Szene etabliert. Freier Eintritt, fester Untergrund und gute Verkehrsanbindung – das lockt viele Oldtimerfreaks an. Dabei darf ruhig getuned werden. Matthias Günzel etwa hat – augenzwinkernd – eine Dose Energydrink unter die Motorhaube seines Opel Manta, Baujahr 1988, gepackt: „Das verleiht Flügel.“

    Da stehen sie nun und werden ausgiebig bewundert: Eine urige Lambretta etwa, Nachkriegs-Rock 'n' Roller aus Italien, ein flotter Austin Healey mit Froschaugenbeleuchtung oder der alte Ford Taunus, Jahrgang 1962, der als Hochzeitsauto anrollt.

    Ordentlich qualmen lässt es „Snoopy?s Overhaulin Team“: Die Restaurateure alter US-Militärfahrzeuge rund um Rainer Krapf aus Greßthal sehen sich als „mobiles Museum“, das die Erinnerung an die Schweinfurter Garnisonszeiten aufrechterhalten will. Am Festplatz haben sie unter anderem einen Jeep M151-A2 von Ford und einen bulligen REO-Truck dabei: „Verbrauch 22 Liter“, schmunzelt Ullrich Sterzinger, „dafür kann man dem alles in den Tank schütten.“ Der Truck fährt in jedem Gelände, nur beim längeren Geradeausfahren auf der Autobahn tue er sich schwer.

    Der Ford hat noch ein seltenes Tarnmuster, Modell MASSTER, das in Vietnam entwickelt wurde und in den 1970er-Jahren auch in den Conn Barracks zum Einsatz kam: „Die Amerikaner mussten feststellen, dass diese Art von Tarnung nicht unbedingt für Deutschland geeignet war“, sagt Sterzinger. Ausgeklügelt waren die spinatgrünen, sandfarbenen oder schlammbraunen Kleckse aber schon: „Ein Fleck am falschen Platz, und die Tarnung funktioniert nicht mehr.“

    Die maroden Geländewagen und Laster werden in Südeuropa aufgetrieben und aufwendig repariert, dafür gab's schon Lob von Amerikanern: „Die sind jetzt besser, wie sie bei Ford vom Band gelaufen sind.“ Zum Einsatz kommt dabei nicht zuletzt Chief-Mechanic John, der früher für die Army gewerkelt hat und in Franken geblieben ist: „Der einzige Engländer in Greßthal“, meint der Chefmechaniker der Truppe. Kriegsverherrlichung soll die fahrbare „Living History“-Ausstellung natürlich nicht sein, eher eine Würdigung vieler unbekannter Lastenträger militärischer Konflikte, und ihrer durch den Dreck gejagten Fahrzeuge: lebendige Geschichte eben.

    Die Sommerparty halten zwischen Weißwurstfrühstück, Kinderschminken und Siegerehrung zahlreiche Helfer am Laufen, nicht zuletzt vom Dramatischen Verein. Am Ende kommt am Sportplatz ein ordentlicher Fuhrpark zusammen: Chef-Organisator Günzel zählt 188 Fahrzeuge, davon 148 Pkw, 30 motorgetriebene Zweiräder, acht Traktoren und zwei große Lkw der Army.

    Auch wenn die Youngster in diesem Jahr überwiegen, wurden doch Preise für drei Motor-Methusaleme vergeben: Ältestes Auto ist der Citroen 5HP C von Bernd Imgrund aus dem Jahr 1918. Das Adler-Motorrad MF1 von Ralf Herold knattert seit 1939 über die Straßen. Einen echten Porsche fährt Tobias Paul, als Traktor Super 308 W, der bereits 1958 aus der Werkhalle geschnauft ist.

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