Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Von kühner Nüchternheit

Stadt Schweinfurt

Von kühner Nüchternheit

    • |
    • |
    Das obere Foyer im Theater: Hier kontrastieren klare und verspielte Formen.
    Das obere Foyer im Theater: Hier kontrastieren klare und verspielte Formen. Foto: FOTO LASZLO RUPPERT

    Der Wiederaufbau der FAG Kugelfischer-Werke war 1949 der erste Großauftrag nach dem Krieg für Erich Schelling. Nach seinen Plänen entstanden bis 1960 die Hauptverwaltung und einige andere Gebäude. Gleichzeitig entstand in nur acht Monaten 1953 die Schwarzwaldhalle in Karlsruhe. Die Halle erhielt das erste Hängedach in Europa und gilt bis heute als Pionierleistung.

    Erich Schelling hatte das Metier von Grund auf gelernt: Nach einer Ausbildung als Bauzeichner arbeitete er zunächst in einem Baufachgeschäft. 1930 holte er das Abitur nach und studierte an der TH Karlsruhe. 1933 schloss er mit Auszeichnung ab. Bereits 1937 erhielt er einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Architektur am Staatstechnikum in Karlsruhe.

    Schelling habe in seinen Konzeptionen "rationale Techniken und funktionale Gesichtspunkte mit irrationalen, gefühlsmäßig mitschwingenden Elementen" zu verbinden gewusst, würdigt Prof. Egon Martin, ehemaliger Stadtplanungschef von Karslruhe. Ein gutes Beispiel für diese Bipolarität ist das Theater der Stadt Schweinfurt, das 1961-66 nach Schellings Plänen entstand. Zusammen mit seiner Frau, der Innenarchitektin Trude Schelling-Karrer, schuf Schelling ein Gesamtkonzept, das den Bau bis heute zeitlos elegant und spannend macht. Außen ist der Bau hell und klar, sozusagen von kühner Nüchternheit, innen trotz der Größe von wohltuender Intimität. Die klaren Linien im unteren Foyer mit den Neon-Lichtwänden und den kühlen Materialien kontrastieren im oberen Bereich mit warmen Farben, Teppichboden und verspielten Lampen. Von vielen unbemerkt: das große Wandgemälde von Karl Fred Dahmen, eines der bedeutendsten Vertreter der nichtgegenständlichen Malerei in Deutschland nach dem Krieg.

    Erich Schelling war auch ein Pionier der Betonbauweise. Die vorgespannte Außentreppe mit Balkon - scheinbar schwerelos an das Gebäude angedockt - gibt dem Theater außen ein Gutteil seiner Dynamik. Da Schelling aber immer wieder von seinen eigenen Plänen abwich, wusste niemand so genau, wie er das mit dem Balkon hinbekommen hatte, als das Theater vor drei Jahren generalsaniert wurde.

    Das Rätsel konnte schließlich entschlüssselt werden. Ebenso wie es bei der Sanierung gelang, das Gebäude bis auf die Grundmauern abzubauen, den krebserregenden Asbest zu entfernen, die gesamte Technik zu erneuern und schließlich das Gesamtkunstwerk genau so wiederzuerrichten wie es vorher war. Erich Schelling starb 1986, seine Witwe Trude Schelling-Karrer stand 2001 den Sanierern als Beraterin zur Seite.

    Das Schweinfurter Theater fehlt in keiner Würdigung von Erich Schellings Schaffen, das ab Oktober in einer Werkschau in Karlsruhe vorgestellt wird. Die Ausstellung "Erich Schelling, Architekt (1904-1986)" wird dann vom 30. Januar bis 3. April 2005 im Museum Georg Schäfer zu sehen sein.

     
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden