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SCHWEINFURT: Vor 100 Jahren: Hochwasserkatastrophe nach Eiseskälte

SCHWEINFURT

Vor 100 Jahren: Hochwasserkatastrophe nach Eiseskälte

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    Sie habe, schreibt Ultsch, jener von 1845 nur um weniges nachgestanden. Am Morgen des 6. Februar um 8 Uhr hatte das Wasser mit 6,20 Meter am Hauptpegel in Schweinfurt seinen Höchststand erreicht. Folge war, dass Wehranlagen, Felder und Wiesen links des Mains einem einzigen See glichen.

    Es herrschte Ende Januar, Anfang Februar in ganz Europa bittere Kälte. Die Eisdecke auf dem Main war bis zu 20 Zentimeter dick und schneebedeckt, mitunter 40 Zentimeter. Am 5. Februar setzte abends Tauwetter ein, und die rasch anwachsenden Wassermassen „trieben die sich polternd überstürzenden Eisschollen über Bleiweißmühlen-, Trommel- und Walzenwehr ab und überfluteten das Land“ (Ultsch). Der Tiergarten, damals in der Wehr, war besonders betroffen. Einige kleinere Tiere, ein Waschbär und Fasane, konnten nicht mehr gerettet werden. Die zottigen Braunbären aus Ungarn überstanden das „Dauer-Wasserbad jedoch ganz gut“.

    Wie das Tagblatt damals berichtete, reichte das Wasser an der Ludwigsbrücke bis zur Fahrbahn herauf. Nur ein paar Baumkronen und das Dach des Häuschens an der Eislaufbahn ragten aus der schmutziggelben Flut. Von der Marienbrücke waren nur noch die Pfeiler sichtbar. Die Straßen nach Sennfeld, Gochsheim und Schwebheim waren unpassierbar. Im Wasser trieben entwurzelte Bäume, Fässer, Balken, Stroh, Hausrat und Tierkadaver.

    Am Samstag, 6. Februar 1909, frühmorgens um 3 Uhr, mussten Fischer in ihren Kähnen die Bewohner der Gastwirtschaft Stadtpark, den Tierwärter Firsching und einen Müller der Bleiweißmühle Gademann „aus bedrohlicher Lage“ in Sicherheit bringen, berichtet Ultsch in „Damals in Schweinfurt“. Den Einwohnern der Schmalzfabrik am Sennfelder Bahnhof erging es ähnlich.

    Die Lokalbahnlinie Schweinfurt-Gerolzhofen war so stark unterspült, dass der Unterbau bis zur Gochsheimer Höhe zum größten Teil weggeschwemmt war. Schwellen und Schienen waren völlig freigelegt. Der Zug musste an der Gochsheimer Höhe anhalten, und die Fahrgäste wurden in Kähnen zur Ludwigsbrücke befördert. Nur in Schelchen erreichten auch Arbeiter der Farbenfabrik Gademann ihren Arbeitsplatz.

    Das Hochwasser sorgte dafür, dass die Keller einiger Häuser am Fischerrain so mit Wasser gefüllt waren, dass der damals sechsjährige Hans Gößwein als seefahrender Abenteurer im Zuber das elterliche Kellergelass erkunden konnte, schreibt Ultsch.

    Gleichwohl: Gegenüber großen Teilen Bayerns war Schweinfurt noch relativ glimpflich davongekommen. Der „Verein für Frauen-Interessen“ sammelte wegen des Unheils und der Not überall im Land am 8. Februar in Schweinfurt in einer Veranstaltung für die Hochwassergeschädigten. Das Tagblatt folgte diesem Beispiel mit einem Aufruf am 11. Februar. Schon Tage davor hatte die Redaktion 16 großformatige Aufnahmen von der Katastrophe aus dem Atelier des Hoffotografen Uhlenhuth im Verlagsfenster ausgestellt, weil sie „eine wertvolle Erinnerung und schätzenswerte Feststellung in hydrographischer Hinsicht bildeten“, wie es gestelzt hieß.

    Im Tagblatt vom 13. April 1909 findet sich eine „Bekanntmachung“ des Schweinfurter Stadtmagistrats. Darin wird mitgeteilt, dass durch die Katastrophe schwer Geschädigte „zur Erhaltung ihrer wirtschaftlichen Existenz unverzinsliche oder gering verzinsliche Darlehen und soweit notwendig nicht zurückzahlbare Zuschüsse“ erhalten. Unterstützung wird auch Gemeinden in Aussicht gestellt, unter anderem, um Straßenschäden zu beheben.

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