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Grafenrheinfeld: Vor der Sprengung in Grafenrheinfeld: Was mussten die zwei Kühltürme des AKW eigentlich können?

Grafenrheinfeld

Vor der Sprengung in Grafenrheinfeld: Was mussten die zwei Kühltürme des AKW eigentlich können?

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    Die Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) haben schon seit Jahren keine Aufgabe mehr. Am 16. August 2024 werden sie gesprengt.
    Die Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) haben schon seit Jahren keine Aufgabe mehr. Am 16. August 2024 werden sie gesprengt. Foto: Patty Varasano

    Sie sind im Landkreis Schweinfurt das weithin sichtbare Zeichen des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld. Am 16. August sollen sie gesprengt werden: Oft wurden die beiden Kühltürme für das Kernstück der Anlage gehalten. Falsch, denn Mittelpunkt des AKW war der Reaktordruckbehälter im Reaktorgebäude. Er ist bereits ausgebaut.

    Was war die Aufgabe der Kühltürme und wie werden sie verschwinden? Antworten auf die wichtigsten Fragen. 

    Wie groß sind die Kühltürme?

    Jeder Kühlturm ist 143 Meter hoch und hat unten in der sogenannten Kühlturmtasse einen Durchmesser von 105 Metern. Der Durchmesser oben beträgt 64 Meter. Ein Turm steht auf 36 Stützenpaaren. Die Wandstärke nimmt nach oben hin ab und beträgt zwischen 75 und 16 Zentimetern. Die Form mit der Verschlankung auf halber Höhe, die an eine Spindel erinnert, heißt im Fachjargon Hyperboloid.

    Was war die Aufgabe der Kühltürme?

    Die Türme sollten das die Temperatur des Kühlwassers absenken. Wasserdampf im so genannten Sekundärkreislauf, der keinen Kontakt mit nuklearen Teilen des Atomkraftwerks hatte, wurde auf die Turbinen geleitet, die den Generator zur Stromerzeugung antrieben. Seine Restwärme gab er an das Kühlwasser ab, das in einem separaten Kreislauf zirkulierte. Das erwärmte Kühlwasser wurde auf etwa zehn Meter Höhe in die Türme gepumpt und durch ein komplexes Leitungs- und Verrieselungssystem geschleust.

    Durch die Bauweise und die Temperaturunterschiede wurde permanent kalte Luft von unten in den Turm gesaugt, die die Temperatur des Kühlwassers von 37 Grad Celsius auf 24 Grad senkte. 

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    Was hatte es mit den Dampfschwaden auf sich?

    Das am deutlichsten sichtbare Zeichen des AKW-Leistungsbetriebs waren die Dampfschwaden, die aus den Kühltürmen zogen: Hier verdunstete ein Teil des Wassers beim Kühlvorgang. Beim Dampf handelte sich aber nur um einen Bruchteil des verwendeten Wassers: 160 Millionen Liter wurden pro Stunde innerhalb des Kühlwassersystems umgewälzt. Eine vergleichsweise kleine Menge - circa zwei Prozent - verdampfte - und wurde durch Mainwasser ersetzt. Das waren aber immer noch 3,2 Millionen Liter Wasser pro Stunde - deswegen die großen Dampfschwaden.

    Über Jahrzehnte ein vertrautes Bild: Dampfschwaden aus den Kühltürmen zeigten von Dezember 1981 bis Juni 2015 an, dass das AKW Grafenrheinfeld in Betrieb war.
    Über Jahrzehnte ein vertrautes Bild: Dampfschwaden aus den Kühltürmen zeigten von Dezember 1981 bis Juni 2015 an, dass das AKW Grafenrheinfeld in Betrieb war. Foto: Günther Fischer

    Was wurde vor der Sprengung bereits erledigt?

    Nach umfangreichen Gutachten sind die Türme formal aus der Wirkung des Atomrechts genommen worden, die Baugenehmigung für den Abbruch wurde erteilt. 

    Große Teile der Einbauten rund um das Verrieselungssystem der Türme sind bereits entfernt worden, insgesamt 2100 Tonnen. Derzeit werden Öffnungen in Mauern und Stützen gebohrt, in die die Sprengladungen kommen. Ziel ist es, Schlitze in die Mauern zu sprengen, damit die Türme ihre Standfestigkeit verlieren und durch das Eigengewicht in sich zusammenbrechen.

    Werden zum ersten Mal Kühltürme eines deutschen AKW gesprengt?

    Am 14. Mai 2020 sind die Türme des ehemaligen AKW Philippsburg in Baden-Württemberg gesprengt worden. Auch Türme anderer Kraftwerke mit ähnlichem Aufbau sind per Detonation bereits eingelegt worden.

    Wie läuft die Sprengung am 16. August ab?

    Am 16. August wird das Betriebsgelände und ein äußerer Bereich abgesperrt. Vor der eigentlichen Sprengung wird ein Knall zu hören sein: die sogenannte "Vergrämungssprengung", damit Tiere sich erschrecken und in Sicherheit bringen. Es folgen verschiedene Sprengsignale: Ein langer Fanfarenstoß bedeutet, dass sich außer den autorisierten Personen kein Mensch im Sperrbereich aufhalten darf. Zwei kurze Stöße kündigen die Zündung an.

    Die Türme werden in einem Abstand von 15 Sekunden gesprengt. Danach wird sich eine riesige Staubwolke entwickeln. Anschließend untersuchen die Fachleute das Gelände und überprüfen, ob alle Sprengladungen detoniert sind.

    Nach der Zündung kann es bis zu 60 Minuten dauern - dann beenden drei kurze Fanfarenstöße die Sprengung offiziell.

    Kann man die Sprengung am AKW mitverfolgen?

    Das AKW Grafenrheinfeld liegt im weitläufigen Maintal. Fast von überall aus, besonders auf den Anhöhen, hat man gute Sicht auf die Kühltürme. Die Uhrzeit der Sprengung ist noch nicht bekannt. Bei größerem Andrang von Schaulustigen kann es zu Straßensperrungen kommen. AKW-Betreiber Preussen-Elektra, der für den Abbau verantwortlich ist, weist darauf hin, dass die Rettungswege freizuhalten sind.

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