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Schweinfurt/Bad Neustadt: Vor Gericht: Faustschlag gegen Polizisten hat gravierende Folgen

Schweinfurt/Bad Neustadt

Vor Gericht: Faustschlag gegen Polizisten hat gravierende Folgen

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    Die Außenanlage der Wirtschaftsschule in Bad Neustadt.
    Die Außenanlage der Wirtschaftsschule in Bad Neustadt. Foto: Thomas Pfeuffer

    Mitte Dezember 2021 auf dem Parkplatz der Wirtschaftsschule in Bad Neustadt/Saale. Ein Rudel junger Leute zecht, harte Getränke wie Wodka sind angesagt. Doch es wird auch laut dabei, und gegen Mitternacht beschwert sich ein Anwohner wegen Ruhestörung. Eine Polizeistreife trifft ein, will für Ruhe sorgen – und schon bläst sich einer aus der rund 20 Mann starken Gruppe auf, schreit vor den Beamten herum und will seine Personalien nicht feststellen lassen.

    Als er einen schnellen Schritt auf die Polizistin zumacht, packt ihn ihr Kollege und drückt ihn auf die Motorhaube des Einsatzwagens. Dieser wehrt sich – und schon umringen die Kumpels die Beamten. Die ersten Unverschämtheiten folgen: "Hure", "Ich hau dich um." Und: Der Provokateur behauptet noch, er sei grundlos geschlagen worden. Dann folgt das, was die beiden Verteidiger als "hochdynamisches Geschehen" beschreiben, auf das jeder eine andere Sicht und Erinnerung habe.

    Hilfe unter Zechkumpanen

    Jedenfalls will einer der beiden 23-jährigen Zwillingsbrüder dem angeblich unschuldig geschlagenen Zechkumpanen zu Hilfe eilen. Als dieser selbst in die Hände der nunmehr verstärkten Polizeikräfte gerät, will ihm sein Bruder, als Dachdecker tätig, helfen und schlägt dabei einem der Beamten "mit voller Wucht gegen die linke Gesichtshälfte". Dieser Schlag hat böse Folgen: dreifacher Kieferbruch, der viereinhalb Stunden operiert, mit vier Schrauben und fünf Platten korrigiert werden muss. Noch heute hat der Beamte deshalb gesundheitliche Probleme, wie er als Zeuge schildert, mit Beschwerden für den Rest seines Lebens müsse er rechnen.

    Der Dachdecker, der den Beamten durch nur einen Faustschlag ins Gesicht schwerstens verletzt hat, flüchtet zunächst und stellt sich erst am 4. Januar in einer Polizeiwache. Seither sitzt er in Schweinfurt in Untersuchungshaft. Das einzig Gute an dem Verfahren vor dem Schöffengericht Schweinfurt: kein einziger Punkt der Anklage wird bestritten, auch nicht die Beleidigungen, der Widerstand und die Körperverletzungen gegen Polizisten durch den anderen Zwillingsbruder. Auch der dreiste Diebstahl eines "Wache"-Schildes im Polizeirevier von Bad Neustadt wird eingeräumt, sowie ein Hitlergruß eines der Angeklagten – ausgeführt im Rudel mit anderen – der auf dem Handy eines der beiden Brüder gefunden wird.

    Knapp drei Jahre Haft

    Das ermöglicht, dass auf eine Reihe von Zeugen verzichtet werden und bereits nach gut drei Stunden das Urteil verkündet werden kann. Der Dachdecker bringt sechs Vorstrafen mit und stand zur Tatzeit unter offener Bewährung. Er kassiert zwei Jahre und zehn Monate Haft für die vorsätzliche Körperverletzung, Angriff und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung sowie Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Er bleibt weiter in Haft. Sein Zwillingsbruder wird wegen des tätlichen Angriffs auf Polizisten, Körperverletzung, Gefangenenbefreiung und Diebstahls zu einem Jahr und neun Monaten verurteilt – ausgesetzt für drei Jahre auf Bewährung. Hinzu kommt eine Geldauflage von 1500 Euro.

    Damit liegt das Gericht erheblich über den Anträgen der Verteidigung wie auch der Staatsanwaltschaft, die zwei Jahre und vier Monate für den Dachdecker und zehn Monate auf Bewährung für dessen Bruder beantragt hatte. Gegen das Urteil sind Rechtsmittel möglich: Berufung zum Landgericht Schweinfurt oder Revision zum Bundesgerichtshof.

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