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Schweinfurt: Warnsignale aus der Industrie: Deshalb ruft die IG Metall am 18. April zur Kundgebung in Schweinfurt auf

Schweinfurt

Warnsignale aus der Industrie: Deshalb ruft die IG Metall am 18. April zur Kundgebung in Schweinfurt auf

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    Unter dem Motto "SOS Kugellagerstadt – Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt" ruft die IG Metall zu einem Aktionstag auf. Mit dabei sind unter anderem auch Norbert Völk, Betriebsratsvorsitzender von SKF  (links) und Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.
    Unter dem Motto "SOS Kugellagerstadt – Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt" ruft die IG Metall zu einem Aktionstag auf. Mit dabei sind unter anderem auch Norbert Völk, Betriebsratsvorsitzender von SKF  (links) und Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. Foto: Josef Lamber

    Seit Wochen sind die Betriebsräte vieler Industrieunternehmen und die IG Metall in Schweinfurt in großer Sorge um die derzeitige Situation der Großbetriebe in der Region Main-Rhön. In mehreren Mitteilungen und Pressekonferenzen warnte Unterfrankens größte Gewerkschaft bis zuletzt vor dem Verlust tausender Arbeitsplätze und einem Ausbluten des industriellen Kerns der Stadt Schweinfurt.

    Um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen, ruft die IG Metall am 18. April zu einem Aktionstag auf dem Schweinfurter Marktplatz auf. Ihre Befürchtungen stützen die Arbeitnehmervertreter auf die jüngsten Vorgänge innerhalb einiger Unternehmen. Die Redaktion hat die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Situation zusammengefasst.

    Was ist der Anlass für den Hilferuf der IG Metall in Schweinfurt?

    Auslöser für den Aufschrei der Gewerkschaft war eine Aussage in der Sitzung des Wirtschaftsbeirates von ZF, wonach der Konzern auf Sicht keine Neuprodukte für die Elektromobilität mehr in Deutschland ansiedeln wolle. Die Gewerkschaft befürchtet gar ein Ende der Fertigung für Elektromobilität in Schweinfurt. Der ZF-Betriebsratsvorsitzende in Schweinfurt, Oliver Moll, meint, dass allein durch bisherige Ankündigungen von ZF mittelfristig 2000 Stellen am Standort abgebaut werden könnten. 

    Welche Unternehmen sind noch betroffen?

    Aber auch die Entwicklungen in anderen Unternehmen bereiten der Gewerkschaft Sorge. So wurden bei SKF in den vergangenen 18 Monaten bereits 500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut. Des Weiteren hat der Konzern bestätigt, bis Ende 2025 zusätzlich 400 Stellen abbauen zu wollen. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden Norbert Völkl bauen Teile der Belegschaft bei SKF aktuell große Mengen an Überstunden ab, was als Vorbereitung auf eine mögliche Kurzarbeit zu deuten sei.

    Der Automatisierungs- und Lineartechniker Bosch Rexroth kündigte kürzlich einen sozialverträglichen Abbau von bis zu 240 Stellen am Standort Schweinfurt mit Werksteil Volkach an. Auch beim Automobil- und Maschinenbauzulieferer Schaeffler wird Personal abgebaut. Laut der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Petra Blumenau habe der Konzern kürzlich ein Freiwilligenprogramm gestartet, wodurch 50 Personen aus der Produktion ausscheiden sollen. Hinzu komme, dass ein Großteil der Befristungs- und Leiharbeiterverträge nicht verlängert werden sollen.

    Warum geraten immer mehr Betriebe aus Sicht der Gewerkschaft unter Druck?

    Laut Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, befinde sich die Industrie in der "heftigsten Transformation", die sie je erlebt habe. Dazu komme eine konjunkturell schwierige Situation. Demnach leiden Unternehmen wie SKF und Schaeffler unter einer angespannten Auftragslage. Eingebettet in die multiplen Krisen auf der Welt, wirke sich das auf das Management der Firmen aus.

    Dazu kommt aus Sicht Höhns, dass Konzerne – unter anderem ZF – verstärkt die hohen Kosten für Forschung und Entwicklung anmahnen würden. Aus Sicht mancher Unternehmen sei dadurch die Wettbewerbsbedingungen gefährdet. Die Folge daraus seien nicht zuletzt Programme zum Arbeitsplatzabbau, wie sie derzeit angekündigt werden.

    Was beklagen die Betriebsräte noch?

    Neben dem Abbau von Arbeitsplätzen kritisieren Betriebsräte ausbleibenden Investitionen der Konzernführungen hierzulande. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden Sebastian Schierling wäre allein bei Bosch Rexroth am Standort Schweinfurt ein höherer zweistelliger Millionenbetrag an Investitionen nötig. Die IG Metall verweist in dem Zusammenhang auf eine eigens durchgeführte Umfrage unter Betriebsräten in der Region.

    Demnach geben darin 50 Prozent von ihnen an, dass ihr Betrieb zu wenig in die Standorte investiere. 44 Prozent der Betriebsräte in der Region Schweinfurt-Main-Rhön sehen zudem ein hohes Verlagerungsrisiko von Produktion, Forschung und Entwicklung ins Ausland an, während die andere Hälfte angebe, dass neue Geschäftsfelder anstatt in Deutschland bereits im Ausland aufgebaut würden oder dies konkret geplant sei. Auch wenn der Stellenabbau meist sozialverträglich ablaufe, würden dadurch Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region dauerhaft verloren gehen, so die IG Metall.

    Was fordern die IG Metall und die Betriebsräte?

    Die Gewerkschaftler fordern ein "klares Bekenntnis zu den Standorten in der Region" sowie eine zukunftssichere Ausrichtung der Produktion und der Industrie. Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, erwartet zudem von den Unternehmen, dass Entscheidungen transparent und unter Beteiligung der Beschäftigten diskutiert werden. "Wir wollen mehr Mitbestimmung bei der Vergabe von Neuansiedlungen, von Investitionen und Beschäftigung in Deutschland", so Höhn.

    Von der Politik verlangt die IG Metall verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für Unternehmen. Statt einer Schuldenbremse brauche es öffentliche Investitionen in die Infrastruktur, in erneuerbare Energien und Zukunftsfelder wie Wasserstoff. Außerdem sollen private Investitionen gefördert werden.

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