Der Brönnhof. Bis 2014 genutzt als militärischer Übungsplatz der Amerikaner, heute ein Paradies für Natur und Tiere. Gerne und rege genutzt von Wanderern und Radfahren. Und bald auch ein Standort für Windräder? Ginge es nach den Menschen vor Ort, dann ja. "Viele Bürger in Üchtelhausen haben die Rückmeldung gegeben, wenn Windkraft kommen soll, dann am Standort Brönnhof", sagt Julia Schönhärl von der Ifok GmbH, die die Gemeinde Üchtelhausen als Windkümmerer unterstützt. Doch der Wunsch der Bürger könne nicht erfüllt werden. Denn es gebe viele Regelungen zu Natur-, Arten- und Landschaftsschutz, die dagegen sprechen.
Besonders schützenswertes Fauna-Flora-Habitat
Die Fläche am Brönnhof ist mit einem sogenannten FFH-Gebiet belegt. FFH-Gebiete sind besondere schützenswerte Fauna-Flora-Habitat-Gebiete, die von der Naturschutzverwaltung der Regierung Unterfranken ausgewiesen werden. FFH-Gebiete dienen dem Schutz von Tierarten, Pflanzenarten und Lebensräumen sowie der biologischen Vielfalt. Die FFH-Gebiete sind 2016 gemeinsam mit den Vogelschutzgebieten in einer Verordnung rechtsverbindlich festgelegt geworden.
In den FFH-Gebieten ist der Bau von Windenergieanlagen so gut wie nicht möglich, bestätigt Rolf Pfeifer, Geschäftsführer der endura kommunal GmbH. Er betreut die Gemeinde Üchtelhausen ebenfalls als Windkümmerer. Es gebe zwar Ausnahmemöglichkeiten, damit auch in solchen Gebieten Windräder gebaut werden dürfen, diese seien allerdings sehr schwierig zu bekommen.
Windkraft nur auf Vorrang- und Vorbehaltsflächen
Und für Üchtelhausen ist es Pfeifer zufolge noch schwieriger vorstellbar, dass die Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung erhält. Denn die Ausnahmen greifen nur dann, wenn es keine weiteren potenzielle Standorte in der Gegend gibt. Im Gemeindegebiet sind aber laut der Regionalplanung, die seit 2016 rechtsgültig ist, Vorrang- und Vorbehaltsflächen ausgewiesen. Nur in diesen ausgewiesenen Vorrang- und Vorbehaltsgebieten dürfen Windenergieanlagen gebaut werden, erklärt Pfeifer. Auf diesen könnten dann Windkraftanlagen entstehen, ergänzt Schönhärl, "wenn die Bevölkerung zustimmt".

In Üchtelhausen gibt es solche Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraft zwischen Madenhausen, Hesselbach und Ebertshausen. Sie liegen teilweise in der Flur und teilweise im Wald. Nur dort dürfen in der Gemeinde Windenergieanlagen gebaut werden. Bei der Erstellung der Regionalplanung in den Jahren 2010 bis 2014 wurde die Gemeinde auch beteiligt und gehört. Wo genau diese Flächen liegen, kann jeder Bürger im Internet nachschauen. Dafür gibt es den sogenannten Energie-Atlas Bayern, eine interaktive Übersichtskarte.

In diesem Energie-Atlas sind auch alle bestehenden Windräder in Bayern eingezeichnet. In der Gemeinde Üchtelhausen gibt es ein Windrad nahe dem Ortsteil Hesselbach. Dieses Windrad mit einer Gesamthöhe von 150 Metern wurde bereits 2005 in Betrieb genommen. Im Jahr 2018 hat das Windrad insgesamt 2,76 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt.
Bürgermeister Grebner: "Brönnhof ist prädestinierter Standort für Windkraft"
Auch Bürgermeister Johannes Grebner (SPD) hätte sich Windräder am Brönnhof gewünscht. Er sagt, dass der Standort Brönnhof mit ein Anstoß für die Bewerbung um die Windkümmerer gewesen sei. Dabei bezieht er sich explizit nur auf die militärischen Anlagen, also "da, wo die Panzer gefahren sind", nicht auf die Naturschutzzonen. "Da muss doch Windkraft möglich sein", dachte er. Der Brönnhof sei straßentechnisch gut ausgebaut, habe eine gute Infrastruktur und Strom- und Wasserleitungen. "Meine Idee war: Das kann man doch nicht einfach liegen lassen, das muss genutzt werden", so Grebner.

Die Gemeinde und die Windkümmerer hätten deshalb bei allen möglichen Stellen angefragt, ob nicht doch irgendwie irgendetwas ginge. Aber überall lautete die Antwort: Nein. Windkraft sei hier deshalb leider Gottes nicht möglich, so der Bürgermeister. "Es ist schade, dass der Brönnhof nicht bei den Vorrang- und Vorbehaltsflächen aufgenommen wurde, aber leider sind die Aussagen der Regionalplanung klar." Für Grebner sei es dennoch persönlich schwierig, zu argumentieren, warum der Brönnhof nicht infrage kommt, denn für ihn sei der Standort prädestiniert. Ein weiteres Problem wäre dann allerdings auch noch gewesen, dass die Fläche nicht der Gemeinde, sondern dem Bund gehört.
Brönnhof könnte bald ein Naturschutzgebiet werden
Und seit 2016 ist der Brönnhof Nationales Naturerbe. Mit rund 1280 Hektar ist er das größte Nationale Naturerbe in Bayern. Ziel solcher Gebiete sind zum einen der Erhalt und die Entwicklung von Naturwäldern, und zum anderen die Pflege und Nutzung wertvoller, geschützter oder gefährdeter Ökosysteme. Auf der Homepage des Bundesumweltministeriums heißt es zum Brönnhof: "Aufgrund ausgedehnter Laubwälder mit naturnahen Buchen- und Eichen-Hainbuchen-Wäldern sowie der Verzahnung mit Grünlandbereichen hat das großflächige unzerschnittene Gebiet einen hohen naturschutzfachlichen Wert. Im Zentrum der Fläche befinden sich die offenen Bereiche mit Magerrasen, Extensivwiesen, Brachen und Feuchtflächen. Über 1500 Pflanzen- und Tierarten konnten nachgewiesen werden."

Zurück zur aktuellen Windkraftplanung: Eine Ausnahmeregelung wäre für Üchtelhausen auch deshalb schwierig, weil der Brönnhof für die Regierung von Unterfranken anscheinend nicht nur ein Landschaftsschutzgebiet ist. Denn genau in diesem Gebiet sei Pfeifer zufolge wohl geplant, demnächst ein Naturschutzgebiet auszuweisen. Details hierzu sind ihm aber bisher nicht bekannt. Dies wäre dann jedenfalls endgültig das K.O.-Kriterium für jegliche Bauvorhaben. Denn in einem Naturschutzgebiet dürfen grundsätzlich keinerlei Bauvorhaben genehmigt werden. Rund ein Prozent der Brönnhof-Fläche ist bereits seit längerem Naturschutzgebiet.
Der BrönnhofDer ehemalige US-Übungsplatz Brönnhof liegt nördlich der Stadt Schweinfurt auf Gemeindegebiet von Üchtelhausen und Dittelbrunn (Landkreis Schweinfurt) sowie Maßbach (Landkreis Bad Kissingen). Das Areal umfasst eine Fläche von circa 2275 Hektar. Der bewaldete Außenbereich des ehemaligen Standortübungsplatzes umgibt den lichten, von zahlreichen gut befestigten Feldwegen durchzogenen Innenbereich. Das Gesamtgelände verfügt über ein gut ausgebautes Wegenetz.Im Norden des Übungsplatzes befindet sich das ehemalige "Camp Robertson", das während der militärischen Nutzung mit rund zehn Leichtmetallhallen und einigen Verwaltungsgebäuden bebaut war. Etwa 200 Meter westlich davon sowie im Süden des Brönnhofs befinden sich zwei weitere umzäunte Anlagen mit Bunkern beziehungsweise Kleingebäuden.Naturschutzfachlich bedeutsam sind sowohl die im Randbereich vorherrschenden strukturreichen Waldflächen, als auch der etwa 300 Hektar umfassende zentrale Offenlandbereich mit Magerrasen, Extensivflächen, Brachen und Feuchtflächen. Für viele geschützte Arten, etwa die Bechsteinfledermaus, den Hirschkäfer, den russische Bär (Schmetterling) und den Kammmolch, bietet der Brönnhof Lebensraum.Quelle: Landratsamt Schweinfurt