Der provisorische „Sitzungssaal“ des Gemeinderates in der Grundschule war proppenvoll, Anlass das geplante Neubaugebiet „An der Tränke“. Wie gesetzlich vorgeschrieben, hatte die Verwaltung den Bebauungsplan öffentlich ausgelegt, um Behörden und Bürgern die Chance zu geben, Bedenken und Anregungen vorzubringen. Und die waren grundsätzlich: Bedenken gab es hauptsächlich bei der Frage nach dem Sinn eines neuen Baugebietes angesichts der demografischen Entwicklung.
Die Bedenken kamen von Kreisheimatpfleger Longin Mößlein, dem Amt für Ländliche Entwicklung, dem Landratsamt Schweinfurt, dem Regionalen Planungsverband Main-Rhön und von der Regierung von Unterfranken. Ihr Hinweis: mit Ressourcen müsse man sorgsam umgehen, bereits ausgewiesene, brachliegende Baugrundstücke nutzen, vor allem Baulücken im Ort.
Bedenken, die in der jüngsten Sitzung auch Gemeinderat Johannes Götz äußerte. Er hatte – ebenso wie Petra Jakob – bei jeder Beschlussfassung gegen das neue Baugebiet gestimmt, bis auf Jakob und (in bestimmten Punkten) Peter Gehring aber keine Unterstützer gefunden.
Bürgermeister Albrecht Hofmann teilte die Bedenken nicht: Im Altort existierten praktisch keine Baulücken. Die Gemeinde könne Interessenten selbst keine Bauplätze anbieten. Baulücken seien in Privatbesitz, die Eigentümer nicht zu mobilisieren. Auf Nachfrage sei es zwar gelungen, einige Baugrundstücke auf den Weg zu bringen, aber viele Plätze in den neueren Röthleiner Baugebieten lägen brach.
Im geplanten, 2,5 Hektar großen Baugebiet „An der Tränke“, sind die 30 Bauplätze in Gemeindebesitz, gut 20 Interessenten haben sich bereits gemeldet. Baulücken seien deshalb kaum zu befürchten, so Verwaltungsleiter Siegbert Turbeis. Die geplante Kanalsanierung habe nichts mit dem Neubaugebiet zu tun. Das Kanalsystem im Baugebiet wird über den Herstellungsbeitrag finanziert, nur die Rohrdimension bei Bedarf angepasst.
Die Empfehlung des Landratsamtes, ein Lärmschutzgutachten in Auftrag zu geben, das mögliche Lärmimmissionen und luftverunreinigende Emissionen durch die nahe Gärtnerei und Asphaltmischanlage ermittelt, nahm der Rat an. Abstand nahm das Gremium von den zuerst geplanten Reihenhäusern. Statt dessen gibt es, auf Anraten von Architekt Artur Metz und auf Antrag von Andreas Knaup, Einzel- oder Doppelhausbebauung. Auf Ablehnung stieß die Anregung mehrerer Anlieger der Straße „am Gern“, die sich für ihre, ans Neubaugebiet angrenzende Straße die Beibehaltung der Einbahnstraßenregelung wünschen und das mit einer Unterschriftenliste manifestierten. Den Anliegern missfällt die Verbreiterung der Straße, sie befürchten die Zunahme von Verkehr und Lärm und bemängelten die fehlende „sparsame Bodenbewirtschaftung“.
Da die Straße am Gern als Sammelstraße konzipiert wurde, mit dem Ziel, vorhandene und zukünftige Baugebiete an das überörtliche Verkehrsnetz anzubinden, sieht die Gemeinde keinen Handlungsspielraum.