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Gerolzhofen: Ein Jahr für andere da sein: Was bewegt junge Leute dazu, einen Freiwilligendienst beim Roten Kreuz zu machen?

Gerolzhofen

Ein Jahr für andere da sein: Was bewegt junge Leute dazu, einen Freiwilligendienst beim Roten Kreuz zu machen?

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    Maximilian Bittner aus Gerolzhofen absolviert im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes beim Roten Kreuz ein vierwöchiges Praktikum in der Geomed-Klinik in Gerolzhofen.
    Maximilian Bittner aus Gerolzhofen absolviert im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes beim Roten Kreuz ein vierwöchiges Praktikum in der Geomed-Klinik in Gerolzhofen. Foto: Michael Mößlein

    Was machen, nach der Schule und vor Studium oder Berufsausbildung? Wie herausfinden, was zu einem passt? Wie überprüfen, ob die Richtung, in die man will, auch die Richtige ist? Oder vielleicht einfach etwas für die Gesellschaft tun? Wer sich darüber Gedanken macht, landet womöglich beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder beim Freiwilligen Sozialen Jahr.

    Wie Maximilian Bittner (32) aus Gerolzhofen, Lars Kristandt (20) aus Euerbach und Lea Günzel (17) aus Niederwerrn. Die drei sind Bufdis, wie die Teilnehmenden des BFD heißen, beim Kreisverband des Bayerische Roten Kreuzes (BRK) in Schweinfurt. Lars Kristandt ist im Rettungsdienst eingesetzt, Lea Günzel beim Patientenfahrdienst. Maximilian Bittner fährt Krankentransporte für die BRK-Rettungswache in Gerolzhofen.

    Beim Rettungsdienst gilt: Ein Jahr investieren

    "Der BFD ist ideal für junge Menschen, die sich orientieren wollen", hat Thomas Lindörfer, BRK-Kreisgeschäftsführer einmal gesagt. Die Bandbreite der Gebiete ist groß: Rettungsdienst, Patienten- und Behindertenfahrdienst, Schulbegleiter. Auch im Bereich Asylarbeit gibt es Stellen. Die Bufdis arbeiten aber auch in den Rotkreuz-Läden mit. 

    Wer den BFD beim Rettungsdienst absolvieren möchte, muss ein Jahr investieren. In den anderen Bereichen gibt es mehr Flexibilität, Einsätze von sechs bis 18 Monaten sind denkbar. Wer in den Rettungsdienst möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein. Ein Grund: Die letzte Schicht endet um 22 Uhr, unter 18-Jährige dürfen nur bis 20 Uhr arbeiten, so Fahrdienstleiter Markus Bauer. Ein weiterer: Im Rettungsdienst erlebt man auch schwierige Situationen, wird mit Dingen konfrontiert, die vielleicht auch belastend sind. Zu jung sollte man daher nicht sein. In anderen Bereichen ist es ab 16 Jahren möglich, Bufdi zu werden.

    Von der Bundeswehr in den Freiwilligendienst

    Für Maximilian Bittner ist über die Hälfte seiner zwölfmonatigen BFD-Zeit bereits vorüber. Vergangenen Juli hat er auf der Rettungswache in der Jahnstraße in Gerolzhofen seinen ersten Dienst absolviert. Für ihn ist die Zeit als Bufdi zugleich der Start in einen neuen Beruf. Er hat vergangenes Jahr nach acht Jahren seinen Job als Soldat der Bundeswehr beendet. Jetzt möchte er sich zum Notfallsanitäter ausbilden lassen.

    Als Grund für seinen Perspektivwechsel nennt er ein Erlebnis, das er vor einiger Zeit auf der Autobahn hatte. Dort geriet er in die Lage, einen Menschen zu reanimieren, "mitten auf der Fahrbahn", sagt er. Dies habe ihn bewogen Lebensretter im Hauptberuf werden zu wollen.

    Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht

    Aktuell absolviert er im Rahmen seiner Ausbildung zum Rettungssanitäter, die er während seiner Zeit als Bufdi durchläuft, ein vierwöchiges Krankenhauspraktikum in der Geomed-Klinik. Je eine Woche ist er in der Notaufnahme, Chirurgie und Anästhesie, Geriatrie und der allgemeinen Pflege eingesetzt. Dann geht's zurück zur BRK-Wache. Sein Dienst als Bufdi sieht er auch als "ersten Fuß in der Tür beim Rettungsdienst", dort, wo er später hauptberuflich arbeiten möchte.

    Die Entscheidung, mit über 30 nochmals als Bufdi anzufangen ist nicht ganz typisch, wenngleich der BFD keine Altersgrenze nach oben mehr kennt. Doch mit maximal 423 Euro Bufdi-Taschengeld pro Monat, die es nach Angaben des Bundesministeriums für Familien, Frauen und Soziales geben darf, müsse man erst einmal zurechtkommen, wenn man zuvor schon normal verdient hat, schildert Bittner das Hauptproblem. Das Übergangsgeld, das ihm die Bundeswehr als Aussteiger zahlt, sei hier die Voraussetzung dafür gewesen, dass er sich den BFD überhaupt leisten könne. Bereut hat er diesen Schritt bislang nicht. Das ist sich sicher.

    Bonus: Ausbildung zum Rettungssanitäter machen

    Warum sind Lars Kristandt und Lea Günzel Bufdis geworden? Lars Kristandt ist in der Feuerwehr aktiv, möchte später Berufsfeuerwehrmann werden. Ihm gefällt, dass er, wie Maximilian Bittner in Gerolzhofen, während seiner  Bufdi-Zeit eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machen kann. "Das kriegt man bezahlt, wenn man will." Er hat gleich nach dem Abi angefangen, bleibt ein Jahr. "Wenn man sich ein Jahr engagieren will für die Gesellschaft, sollte man das unbedingt machen."

    Lars Kristandt und Lea Günzel machen beim BRK Schweinfurt einen Bundesfreiwilligendienst. Lars Kristandt im Rettungsdienst, Lea Günzel im Patientenfahrdienst.  Normalerweise arbeiten die beiden nicht in einem Team zusammen. Für ein Bild vor der Rettungswache in der Niederwerrner Straße in Schweinfurt packen sie gemeinsam an.  
    Lars Kristandt und Lea Günzel machen beim BRK Schweinfurt einen Bundesfreiwilligendienst. Lars Kristandt im Rettungsdienst, Lea Günzel im Patientenfahrdienst.  Normalerweise arbeiten die beiden nicht in einem Team zusammen. Für ein Bild vor der Rettungswache in der Niederwerrner Straße in Schweinfurt packen sie gemeinsam an.   Foto: Heiko Becker

    Was ihm gefällt: Man bekommt viel mit –"wenn man will". Vor Ort interessiere es niemanden, ob man Bufdi ist oder nicht. Man gehöre einfach dazu. Lars Kristandt ist froh, dass er noch bei seinen Eltern wohnt. Bufdis bekommen, egal, wo sie eingesetzt werden, ein Taschengeld. Der Bundesfreiwilligendienst ist als freiwilliges Engagement ein unentgeltlicher Dienst. 

    Lea Günzel ist gleich nach der Mittleren Reife eingestiegen. Auch sie möchte später eine Ausbildung im Rettungsdienst, zur Notfallsanitäterin, machen.  Die 17-Jährige ist im Patientenfahrdienst eingesetzt. Mit Patientinnen und Patienten umgehen, lernen wie man auf Leute zugeht: Das gefällt ihr an ihrem Budfi-Jahr. Sie hat auch eines beobachtet: Wer sich sozial engagagiert, wie eben beim BFD, hat später gute Karten bei Bewerbungen. 

    Gesucht: Bufdis im sozialen Bereich

    Das BRK in Schweinfurt könnte im Moment im sozialen Bereich Bufdis gebrauchen, sagt Gabi Siegmund, Sachgebietsleitung Soziale Dienste. Für die Mitarbeit in den Rot-Kreuz-Läden, in der Ankereinrichtung oder im Bereich "Essen auf Rädern".   Generell freut sich das Team über Bewerbungen in allen Bereichen. Infos gibt es im Internet unter www. kvschweinfurt.brk.de. Für Markus Bauer ist der BFD ideal für junge Leute, die noch nicht wissen, was sie später anfangen wollen. Grundsätzlich könne man jederzeit anfangen, das BRK brauche nur gut sechs Wochen Vorlaufzeit, um den Einsatz zu organisieren. 

    Nicht wenige Bufdis bleiben übrigens hängen – entweder beim BRK oder im Bereich Medizin/Pflege, sagt Markus Bauer. Und Karrieren, wie vom Bufdi zur Führungskraft, gibt es auch schon. 

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