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Traustadt: Weinbau in Traustadt: Ein Blick zurück auf den Beginn

Traustadt

Weinbau in Traustadt: Ein Blick zurück auf den Beginn

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    Oberhalb von Traustadt liegt die örtliche Weinlage "Traustadter Falkenberg". Von dort bietet sich ein schöner Blick auf den Ort.
    Oberhalb von Traustadt liegt die örtliche Weinlage "Traustadter Falkenberg". Von dort bietet sich ein schöner Blick auf den Ort. Foto: Michael Mößlein

    Traustadt zählt nicht zu Frankens Winzerhochburgen. Dennoch ist der Weinbau im gut 500 Seelen zählenden Dorf seit Jahrzehnten fest etabliert. Doch das war nicht seit ewigen Zeiten schon so.

    Elmar Weissenseel betreibt neben Gerda und Franz Braun einen der beiden Vollerwerbs-Weingüter in Traustadt. Der 58-Jährige ist seit dem Jahr 1984 Winzer und hat damals die Winzerei quasi von seinem Großvater Otto Wilhelm übernommen. Dieser war es auch, wie Weissenseel berichtet, der in den Nachkriegsjahren als erster Landwirt im Dorf Wein in größerem Stil angebaut hat.

    Größerer Stil bedeutet allerdings in erster Linie, dass er angefangen hat, mehr Wein auszubauen, als er und seine Familie selbst trinken konnten. Denn so hatten es die Landwirte im Ort über Jahrhunderte hinweg gemacht. Wein galt seit dem Mittelalter als Alltagsgetränk, schon allein deshalb, weil die Qualität des Trinkwassers oft so schlecht war. In Traustadt wird der Überlieferung nach seit dem 17. Jahrhundert Weinbau auf einer kleinen Fläche von etwa acht Hektar betrieben.

    Reblaus machte Winzern schwer zu schaffen

    Doch es gab auch immer wieder Rückschläge. Ende des 18. Jahrhunderts und nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Traustädter Winzer gezwungen, wegen des Befalls durch die Reblaus ihre wurzelechten Reben bis auf eine Fläche von etwa einen halben Hektar zu roden. Erst nach dem Krieg wurden wieder Rebflächen mit Pfropfreben, Kopferziehung und Drahtrahmen auf einer Fläche von circa zweieinhalb Hektar mit den Rebsorten Silvaner und Müller-Thurgau neu bestockt.

    Das historische Bild aus dem Familienbesitz von Elmar Weissenseel zeigt (von links) dessen Mutter Hiltrud Weissenseel (geborene Wilhelm) neben deren Vater Otto Wilhelm und deren Mutter Barbara Wilhelm auf einem Traktor. Die Familie gehörte zu den ersten Winzern im Ort.
    Das historische Bild aus dem Familienbesitz von Elmar Weissenseel zeigt (von links) dessen Mutter Hiltrud Weissenseel (geborene Wilhelm) neben deren Vater Otto Wilhelm und deren Mutter Barbara Wilhelm auf einem Traktor. Die Familie gehörte zu den ersten Winzern im Ort. Foto: Repro Michael Mößlein

    Ende der 1950er Jahre hat dann Elmar Weissenseels Mutter Hiltrud, geborene Wilhelm, den Weinbau von ihrem Vater übernommen. Und so kam später Elmar Weissenseel zu den Rebzeilen, die seiner Familie gehörten. Dabei handelte es sich um keine großen Flächen. Elmar Weissenseel spricht von nicht einmal einem Hektar, der an ihn übergeben wurde.

    Als gelernter Betriebsschlosser war er nicht der geborene Winzer. Doch die Arbeit im Weinberg hat ihm schon immer Freude bereitet, so dass er sich entschloss, beruflich umzusatteln, Winzermeister zu werden und die Familien-Winzerei auszubauen. Er folgte damit einem "Wein-Boom" in Traustadt, erzählt er. Denn bereits Anfang der 70er und dann nochmals zehn Jahre später, Anfang der 80er Jahre, gab es gleich mehrere Winzer, die die Anbauflächen deutlich erweiterten. Weissenseel nennt beispielsweise Walter Geheeb, Josef Glück und Waldemar Dauer, die in diesen Jahren eine Chance darin sahen, ihre Weinbaubetriebe, die sie neben ihrer Landwirtschaft betrieben haben, zu erweitern. In dieser Zeit erlebte der Weinbau in Traustadt und im umgebenden Steigerwald einen Aufschwung.

    Teil der Weingroßlage "Donnersdorfer Zabelstein"

    Damit erreichte der Weinbau in Traustadt auch schnell seinen Höhepunkt. Die Einzellage "Traustadter Falkenberg", mit einer Rebfläche von rund 20 Hektar liegt an einem reinen Südhang, der von Ost nach West zieht und etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel liegt, heißt es in einer Beschreibung der Weinlage. Die Einzellage gehört zur Großlage "Donnersdorfer Zabelstein" und ist mit vier Rebsorten bestückt: Müller-Thurgau, Silvaner, Bacchus und Blauer Spätburgunder.

    Beim Wein lässt sich gemütlich feiern. Das Archivbild von 2019 zeigt ein Hofschoppenfest im Weingut Braun in Traustadt.
    Beim Wein lässt sich gemütlich feiern. Das Archivbild von 2019 zeigt ein Hofschoppenfest im Weingut Braun in Traustadt. Foto: Robert Neubig

    Elmar Weissenseel hat, nachdem er 1984 den Betrieb übernommen hatte, schnell weitere Flächen auch außerhalb von Traustadt hinzugepachtet. So bewirtschaftet er heute auch Weinberge in Obereisenheim sowie bei Volkach und Sommerach an der Mainschleife, aber auch bei Michelau. Zur Zeit sind es fast 20 Hektar, sagt er.

    Als wichtigen Schritt für den Weinort Traustadt bezeichnet er die Gründung eines Weinbauvereins im Jahr 1985, den Winzer Karl-Johann Wehner neben dem Traustädter Wein-Pionier Günter Sehm maßgeblich mit ins Leben gerufen hat. Damals gab es auch das erste Weinfest im Ort und insgesamt neun Winzer.

    Steigende Kosten und neue Gesetze

    Aktuell schätzt Weissenseel die Lage nicht allzu rosig ein. Die Situation für Winzer wird wirtschaftlich schwieriger, meint er. Flächen, die nicht maschinell zu bearbeiten und zu beernten sind, dürften künftig kaum noch lukrativ sein. Auch die Beschaffungspreise beispielsweise für Weinflaschen steigen seit Jahren. Als er vor knapp 40 Jahren als Winzer begonnen hatte, zahlte er zwölf Pfennig für eine Ein-Liter-Flasche, sagt Weissenseel, heute sind es 25 Cent, also mehr als viermal so viel. Anstehende gesetzliche Änderungen, was die Herkunftsbezeichnung von Weinen und die Rolle von Weinlagen angeht, machten es ebenfalls nicht leichter.

    Wein aus Traustadt: In der Ortschaft unterhalb des Zabelsteins gibt es mehrere Winzer, die meisten von ihnen betreiben Weinbau im Nebenerwerb.
    Wein aus Traustadt: In der Ortschaft unterhalb des Zabelsteins gibt es mehrere Winzer, die meisten von ihnen betreiben Weinbau im Nebenerwerb. Foto: Archivfoto Matthias Endriß

    "Zum Ausbau von Wein braucht es Idealismus", sagt Weissenseel, der sich sicher ist, dass sein Sohn, der den Betrieb eines Tages übernehmen wird, nicht unbedingt mehr Vollerwerbswinzer sein wird. Eher wird er als Traubenerzeuger die Weinernte abgeben und anderswo ausbauen lassen.

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