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Wipfeld: Weinlese: Fruchtig-frischer, süßer Weißwein, aber der Rotwein schwächelt

Wipfeld

Weinlese: Fruchtig-frischer, süßer Weißwein, aber der Rotwein schwächelt

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    Die Weinlese in Franken ist in vollem Gange. Die Winzer aus der Region Schweinfurt erwarten von diesem Jahrgang frische, fruchtige, süße Weißweine.
    Die Weinlese in Franken ist in vollem Gange. Die Winzer aus der Region Schweinfurt erwarten von diesem Jahrgang frische, fruchtige, süße Weißweine. Foto: Weingut Lother

    "Die Trauben sind heuer herrlich süß und präsentieren ein tolles Aroma. Zudem erfreuen Sie sich bester Gesundheit", sagt Sebastian Lother vom Weingut Lother aus Wipfeld. Dort wurde am 3. September damit begonnen, die Traubensorte Ortega zu lesen. "Aus dieser frühreifen Sorte entsteht der begehrte Federweißer", so Lother.

    Die eigentliche Weinlese ist erst vor wenigen Tagen gestartet. "Die Trauben lassen sich super lesen", sagt Lother, der rund 40 unterschiedliche Weine produziert. Die Beeren seien aromatisch, was sehr schöne, fruchtige Trinkweine gebe. Diese seien auch nicht zu schwer, Lother rechnet mit 11,5 - 12 Volumenprozent Alkohol. Und auch die Spritzigkeit sei in diesem Jahr ein Pluspunkt.

    Kirchessigfliege könnte die Trauben vernichten

    Trotz des vielen Regens habe er die Trauben relativ gut über den Sommer gebracht. Vielen Winzerinnen und Winzer ginge es etwas schlechter, sie würden mit 15 bis 20 Prozent Ertragseinbußen rechnen. Lother selbst erwartet einen "normalen Jahrgang, wie er früher war". Zu einem Problem könnte noch die Kirschessigfliege werden, die sich rasant vermehrt "und alles zusammenfrisst". Sie könne einen komplett gesunden Bestand in vier bis fünf Tagen vernichten. Deshalb geht bei Lother die Rotweinernte los, denn die Fliege geht vor allem auf rote oder dunkle Trauben.

    "Der Silvaner, der Burgunder und der Chardonnay schauen sehr gut aus, da sind durchaus auch kräftige Weine dabei", so Lother. Er hofft, dass es in den kommenden Wochen trocken bleibt, "da wären glaube ich alle Winzer froh". Am meisten freut er sich darauf, endlich wieder einen normalen Jahrgang zu haben. Denn in den letzten beiden Jahren habe die Quantität gelitten. 2019 hatte er durch die Trockenheit 50 Prozent Ertragseinbußen, 2020 sorgten Frostschäden für Einbußen von 65 Prozent.

    Das bisher schwierigste von mehr als 35 Jahren

    Auch beim Weingut Geßner aus Garstadt ist die Weinernte in vollem Gange. "Wir legen großen Wert auf gesunde Trauben, das beobachten wir genau. Und wir haben Gott sei Dank gesunde Weinberge", sagt Uwe Geßner, der rund 20 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Darauf sind heuer "fruchtige Beerli" gewachsen. Die Trauben seien sehr schön ausgereift, goldgelb und würden keinerlei Sonnenbrand aufweisen.

    Dabei sei es ein unglaublich schwieriges Jahr gewesen. "Ich bin seit über 35 Jahren Winzer und kann sagen, vom Pflanzenschutz her war es das bisher schwierigste Jahr." Jedoch habe er es mit viel Erfahrung ganz gut hingekriegt. Er arbeite sehr naturnah, verwende keine mineralischen Dünger und verzichte auf viele Pflanzenschutzmittel, etwa Glyphosat.

    Geßner selbst hat keine einzige Sorte, die geschwächelt hat. "Ich bin sehr zufrieden und kann wirklich nicht jammern", sagt er. Er habe aber auch Weinberge in der Region gesehen, in denen vor allem die Rotweine schlecht aussahen, teilweise mit Schäden bis zu 100 Prozent. "Das ist wirklich schlimm für manche Winzer." Gefährlich werden könnten der Lese noch Regenfälle, vor allem wenn es mehr als zehn Liter sind. Und wenn es keinen Hagel und keinen Vogelfraß gibt, dann dürfte nichts mehr passieren und Geßner einen von der Menge her "sehr guten, vollen Jahrgang" einfahren.

    Letztes Jahr gar kein Rotwein, heuer ein ordentliches Rotweinjahr

    Der Jahrgang sei sehr fruchtig und säurestabil. Besonders der Bacchus konnte von den Witterungsbedingungen profitieren. Und bei den Frühsorten wie dem Müller-Thurgau und frühen Rotweinen habe sich gezeigt, dass es schön fruchtige, klar strukturierte Trinkweine gebe. Aber auch die Spätsorten wie der Grauburgunder, der Weißburgunder oder der Riesling profitieren "vom Oechsle her". Das Oechsle ist eine Maßeinheit für das Traubenmostgewicht, der Silvaner habe über 80 Grad Oechsle.

    Mit dem Refraktometer, auch Oechslewaage genannt, kann der Zuckergehalt der Trauben gemessen werden. Damit lässt sich der voraussichtliche Alkoholgehalt des Weines vorhersagen.
    Mit dem Refraktometer, auch Oechslewaage genannt, kann der Zuckergehalt der Trauben gemessen werden. Damit lässt sich der voraussichtliche Alkoholgehalt des Weines vorhersagen. Foto: Weingut Lother

    Worauf sich Geßner während der Lese am meisten freut? "Die ersten zwei bis drei Federweißer zu trinken", sagt er lachend. Die habe er inzwischen natürlich längst hinter sich. Jetzt freut er sich über ein ordentliches Rotweinjahr. Letztes Jahr konnte er durch den Frost gar keinen Rotwein produzieren, die Trauben wurden zu Rosé oder Rotling verarbeitet. "Aber heuer gibt es wieder top Rotweine", so Geßner, der froh ist, dass nach mehreren kleineren Jahrgängen die Bestände im Keller wieder wachsen werden.

    Hoffnung, dass die Weine 2022 bei Weinfesten und in der Gastronomie ausgeschenkt werden

    Beim Weingut Dahms in Schweinfurt hat die Federweißerlese am 9. September begonnen. Die Hauptlese beginnt Ende September mit Bacchustrauben. Jürgen Dahms erwartet fruchtig-frische Weine mit belebenden Fruchtsäuren. Und vor allem einen Weißweinjahrgang. Die Rotweine werden ihm zufolge eher schwächer werden. Spät- und Auslesen werde es nur in reduzierter Form geben. "So freuen wir uns auf das breite Mittelsegment, auf fruchtige Gutsweine mit viel Trinkfluss", so Dahms.

    Das Wetter sei auch für das Weingut Dahms sehr kompliziert gewesen. Zu viel Regen mit wechselnder Wärme führte zu starkem Pilzdruck. "Dadurch waren wir sehr gefordert, unsere Anlagen gesund zu halten", so Dahms, der hofft, dass es nicht mehr regnet. So bleiben die Trauben länger gesund, faulen nicht und können ausreifen. Die andere große Hoffnung ist, dass die Weine 2022 auch bei Weinfesten, in der Gastronomie und bei den Vertriebspartnern in normalen Verhältnissen untergebracht werden können.

    Weinlese könnte noch bis November dauern

    Die Weinlese wird bei Dahms noch den kompletten Oktober und eventuell auch in den November hinein dauern. Bei Sebastian Lother geht die Weinlese schon Anfang Oktober zu Ende, "aber Federweißer wird es noch bis Mitte oder Ende Oktober geben". Uwe Geßner schätzt, dass die Lese bei ihm noch rund drei Wochen dauern wird.

    Mit einer durchschnittlichen Menge in Franken rechnet Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes. Auch er erwartet "feinfruchtige Weine mit einer frischen, lebendigen Säure und nicht so viel Alkohol", sagte er Mitte September bei der offiziellen Eröffnung der Weinlese in Nordheim (Lkr. Kitzingen) mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und der Fränkischen Weinkönigin Carolin Meyer. Genau diese Weine seien bei Weintrinkern derzeit beliebt.

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