Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

GEROLZHOFEN/SCHWEINFURT: Wenn Schwangerschaft zur Krise wird

GEROLZHOFEN/SCHWEINFURT

Wenn Schwangerschaft zur Krise wird

    • |
    • |
    Sie helfen Schwangeren: Die Beraterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen, Ute Nicklas (links) und Miriam Kübler.
    Sie helfen Schwangeren: Die Beraterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen, Ute Nicklas (links) und Miriam Kübler. Foto: Foto: Michael Mösslein

    „Sie sind schwanger? – Glückwunsch!“ Diesen Satz hören werdende Mütter oft. Die meisten werden sich darüber freuen. Einige dagegen nicht. Für sie ist ihre Schwangerschaft mit mehr Sorgen und Fragen verbunden als mit der Vorfreude auf das Kind. Wenn beispielsweise das Geld knapp ist, oder eine ungewollte Schwangerschaft Lebenspläne über den Haufen wirft, oder der Erzeuger des Kindes nicht der Partner ist, mit dem die Frau das Kind großziehen möchte, oder der Vater das ungeborene Kind ablehnt. Egal, in welcher Form Mütter – wie auch Väter – vor, während und nach einer Schwangerschaft Hilfe benötigen: Die Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen in Gerolzhofen und Schweinfurt sind Anlaufstellen für sie.

    358 Frauen und Männer haben sich vergangenes Jahr beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Schweinfurt rund um Schwangerschaft und Geburt beraten lassen. In Gerolzhofen, Weiße-Turmstraße 14 (Nebengebäude im Hof der Verwaltungsgemeinschaft), ist einmal wöchentlich, montags, ein Außensprechtag. Daneben gibt es eine Außenstelle in Haßfurt, Brüder-Becker-Straße 28. Dem ersten Termin folgen meist weitere, „nicht selten geht eine Beratung über drei Jahre hinweg“, schildert Ute Nicklas. Denn: Schwangerschaftsberatung endet nicht mit der Geburt des Kindes. Bis zum dritten Lebensjahr des Kindes können sich Mütter an die Beratungsstelle wenden.

    Mit ihrer Kollegin Miriam Kübler informiert und berät Nicklas Schwangere bei Not- und Konfliktlagen während der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes, bei festgestellten Behinderungen des Kindes, bei Fragen der Familienplanung, bei der Vorbereitung auf die neue Situation als Familie, aber auch bei Schwangerschaftsabbrüchen oder dem Verlust des Kindes. Die Angebote sind kostenlos, wenn gewünscht anonym und, trotzdem die katholische Kirche Träger der Einrichtung ist, spielen Religion oder Konfession keine Rolle – jede(r) darf kommen. Und für sie gelte die Schweigepflicht, betonen die beiden Beraterinneren. So erfahren beispielsweise Eltern nichts davon, wenn sich ihre minderjährige schwangere Tochter beim SkF beraten lässt, ebenso wenig werden an Lebenspartner Gesprächsinhalte herausgegeben, wenn die oder der Beratene dies nicht wünscht.

    „Du musst doch glücklich sein“

    „Zu uns kommen Frauen in allen Altersstufen“, sagt Kübler, von der minderjährigen Schülerin, die ungewollt schwanger geworden ist, bis hin zur Frau im reifen Alter, die nicht mehr erwartet hat, ein Kind zu bekommen und die Familienplanung längst abgeschlossen hat. Dabei sehen sich Schwangere häufig einem Erwartungsdruck ausgesetzt. Ihre Umwelt setzt die Nachricht von der Schwangerschaft häufig gleich mit: „Du musst doch glücklich sein, dass du ein Kind bekommst!“ Dabei plagen manche Frauen angesichts des erwarteten Zuwachs berechtigte Existenzsorgen, angesichts der Kosten, die Kinder trotz aller staatlicher Hilfen verursachen, eventuell verbunden mit dem Wegfall eines Einkommens, wenn die Mutter (oder der Vater) sich um das Kind kümmern möchte.

    Die Beraterinnen helfen auch beim Ausfüllen von Formularen, um Geld vom Staat zu bekommen – ohne korrekt und rechtzeitig gestellten Antrag verteilt Vater Staat Elterngeld, Betreuungsgeld und weitere Hilfen nicht unter den Eltern. „Alles wird immer komplizierter“, stellt Nicklas' als Beraterin fest. Dies spiegle sich in den Beratungszeiten wider. Diese seien in den vergangenen Jahren länger geworden. „Eine Erstberatung dauerte früher meist eine Stunde, heute sind es eher eineinhalb Stunden.“

    Die Beraterinnen des SkF begleiten Klienten, wenn nötig, auch zu Ämtern und Behörden. Wer nicht in die Beratungsstelle in Haßfurt kommen kann, dem bieten sie Hausbesuche an. Informationen über rechtliche Ansprüche, wie Mutterschutz, gehören ebenso zum Beratungsangebot wie die Vermittlung finanzieller Hilfen durch staatliche und kirchliche Stiftungen, berichten Nicklas und Kübler. Daneben bietet der SkF sexualpädagogische und präventive Kurse an, auch an allen Schulen, sowie den Kurs „Fit fürs Baby“ (gemeinsam mit Caritas und Volkshochschule) oder entwicklungspsychologische Beratung, für die es ab Herbst dieses Jahres ein neues Angebot geben wird. Schwangere, die den Besuch in einer Beratungsstelle scheuen, steht eine weitere Kontaktmöglichkeit offen: die Online-Beratung per Chat oder E-Mail, im Internet unter www.beratung-caritas.de, an der der SkF beteiligt ist.

    Zweite katholische Meinung

    Die katholische Schwangerschaftsberatung arbeitet auch mit anderen Stellen zusammen, wie dem Jugendamt oder dem Jobcenter. In einem Bereich können die SkF-Beraterinnen Schwangeren nämlich nicht helfen – wenn es darum geht, einen Beratungsnachweis zu erhalten, der gesetzlich geregelte Voraussetzung für einen Schwangerschaftsabbruch ist. Diesen dürfen katholische Beratungsstellen bekanntlich seit über zehn Jahren nicht mehr ausstellen. „In der Konfliktberatung sind wir dennoch tätig“, erklärt Nicklas. Manche Frauen, stellt ihre Kollegin Kübler fest, suchen bewusst eine katholische Beratungsstelle auf, auch, wenn sie sich überlegen, ihr Kind nicht zu bekommen; sie wollten dann eine Art zweite Meinung zur Beratung hören, die sie im Gesundheitsamt des Landratsamtes erhalten.

    Frauen, die ihre Schwangerschaft abbrechen möchten, erhalten den notwendigen Beratungsnachweis an der Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen am Landratsamt in Schweinfurt, bei Pro Familia oder der Schweinfurter Diakonie. Schwangere erhalten an diesen Stellen neben dem Beratungsnachweis dieselben Informationen und Hilfe wie bei der SkF.

    Informationsmöglichkeiten in Stadt und Landkreis Schweinfurt

    Die Beratungsstelle der SkF für Schwangerschaftsfragen in Schweinfurt, Friedrich-Stein-Straße 28, ist erreichbar unter Tel. (0 97 21) 20 95 83 oder E-Mail info@skf-schweinfurt.de, sie hat geöffnet von Montag bis Mittwoch, 8 bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 bis 17 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr; der Außensprechtag in Gerolzhofen, Weiße-Turmstraße 14, ist montags von 8 bis 12 Uhr, die Terminvergabe erfolgt über die Außenstelle in Haßfurt, Brüder-Becker-Straße 42, Tel. (0 95 21) 6 44 11 oder E-Mail aussenstelle-hassfurt@skf-schweinfurt.de Die Außenstelle Haßfurt hat geöffnet am Montag und Freitag von 8 bis 12 Uhr, am Dienstag von 8 bis 15 Uhr sowie am Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr (Beratungstermine nach Vereinbarung). Infos im Internet: www.skf-schweinfurt.de Die Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen des Gesundheitsamtes in Schweinfurt, Schrammstraße 1, ist erreichbar unter Tel. (0 97 21) 5 54 64 oder per E-Mail silvia.mantis@lrasw.de oder ute.fell-kraus@lrasw.de. Infos im Internet: www.schwanger-in-schweinfurt.de

    Die Diakonie Schweinfurt, Gymnasiumstraße 16, ist erreichbar unter Tel. (0 97 21) 2 36 38 oder per E-Mail an ssbdw@schwangerenberatung-sw.de. Infos im Internet: www.diakonie-schweinfurt.de/beratung-und-unterstuetzung/schwangerenberatung Pro Familia in Schweinfurt, Manggasse 18a, ist erreichbar unter Tel. (0 97 21) 7 59 94 55 oder per E-Mail schweinfurt@profamilia.de. Infos: www.profamilia.de/schweinfurt

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden