Nach Holzwegen der jeweils anderen Seite suchen momentan sowohl Befürworter als auch Gegner des Nationalparks Steigerwald. Beide Seiten reklamieren nämlich die Export- und Importwege von Holz für ihre Argumentation.
Befürworter sagen, bevor das Holz über weite Strecken abtransportiert wird, sollte es in der Region bleiben und der Wald zum Teil aus der Nutzung genommen und unter Schutz gestellt werden. Gegner des Nationalparks vermelden, neuerdings werde preisgünstiges Brennholz über lange Entfernungen aus osteuropäischen Ländern auf den heimischen Markt geworfen. Das Holz komme aus Wäldern, in denen keinerlei ökologische Gesetze gelten.
Der Forstbetrieb Ebrach, auf dessen Fläche ein Nationalpark bekanntlich liegen würde, kann die in manchen Medien und in Naturschützerkreisen aufgestellte Behauptung nicht nachvollziehen, aus dem Steigerwald würden Holzexporte in alle Welt gehen, sogar bis nach China. Tatsache ist, so sagt stellvertretender Betriebsleiter Daniel Steuer, dass mehr als 90 Prozent des Holzes aus dem Staatsforstbetrieb in einem Umkreis von maximal 150 Kilometern verkauft werden.
Um das zu belegen, gibt Daniel Steuer einen detaillierten Einblick in den Holzeinschlag und den Holzverkauf des Forstbetriebs Ebrach aus dem Geschäftsjahr 2013. Von den als Buchenstammholz verkauften 12 500 Festmetern blieben 11 700 innerhalb Frankens, überwiegend sogar im Steigerwald. Das sind 94 Prozent. Nur 800 Festmeter gingen über die Grenzen Frankens, blieben aber überwiegend in Bayern. Die Buche stellt alleine 50 Prozent des Einschlags. Bei der Eiche blieben 3000 von 3500 Festmetern in der Region (86 Prozent).
Etwas weiter weg geht das Nadelholz. Bei der Fichte bleiben nur 2700 von 13 500 Festmetern (20 Prozent) im Steigerwald oder in Franken, bei der Kiefer 1900 von 19 000 (zehn Prozent) in der Region. Trotzdem heißt das nicht gleich Auslandsexport, denn die größten Mengen des Nadelstammholzes gehen an Großsägewerke in Mittelfranken, der Oberpfalz oder in Thüringen.
Wohin dann allerdings die Säger ihr Holz verkaufen, ist die andere Frage. Hier ist klar, dass kaum ein Sägewerk von Abnehmern seiner Produkte aus der Region alleine überleben kann. Gesägtes oder sonstwie bearbeitetes Holz ist generell – also auch im Steigerwald – ein Produkt für den Weltmarkt, sagt auch Daniel Steuer.
Dann ist da noch das Industrieholz. Hier gehen 2800 Festmeter von insgesamt 3800 beim Laubholz an das Werk Lenzing im gleichnamigen Ort in Oberösterreich zur Produktion von Viskose, einer Faser für die Bekleidungsherstellung. Im Sektor Industrienadelholz liefert der Forstbetrieb 81 Prozent in die Region (4200 von 5200 Festmeter).
Gar zu 100 Prozent bleiben die 22 000 Festmeter Brennholz aus Laubbäumen im unmittelbaren Einzugsbereich des Forstbetriebs. Bei Nadelbrennholz gehen 1000 von 4000 Festmetern als Hackschnitzel an Heizkraftwerke. Diese Hackschnitzel werden aus Fichtengiebeln gewonnen, die bei der Borkenkäferprophylaxe anfallen.
Das Brennholz in der Region teilen sich fünf Scheitholzbetriebe und über 2000 Kleinkunden. Beim Stammholz gehören etwa 30 Sägewerke zu den Abnehmern des Forstbetriebs.
Einen großen Teil des Jahreseinschlags 2013 von 103 000 Festmetern nimmt mit 19 500 Festmetern auch das Holz ein, das als Totholz im Wald bleibt. Hier ragen besonders Laubholzbestandteile bei der Eiche mit 29 Prozent des Einschlags und bei der Buche mit 27 Prozent heraus.
Den Verdacht, dass trotz dieser Zahlen viel mehr Holz aus der Region weit weg geht, nähren die großen Stapel, die manchmal im Hafen von Zeil oder im Bahnhof von Eltmann-Ebelsbach liegen.
„Das ist definitiv kein Holz aus dem Forstbetrieb Ebrach“, stellt Daniel Steuer klar. Allerdings werden aus dem benachbarten Forstbetrieb Bad Königshofen etwa zwei bis drei Waggons, also 100 bis 150 Festmeter Holz, pro Woche auf den Güterzug verladen. Im Hafen von Zeil legte zudem ein Schiff mit Hölzern aus dem Forstbetrieb Bad Königshofen ab. Das mache aber nicht die großen Mengen im Hafen und Bahnhof aus. Die kommen aus anderen Wäldern.
Das bestätigt Klaus Vallaster, der für die Firma Lenzing Holz in Franken einkauft. Rund 90 Prozent des verschifften Holzes kommen nicht aus bayerischen Staatsforsten. Die Mengen in Zeil sehen nur deswegen so groß aus, weil sie lange nicht abtransportiert werden konnten. Grund dafür sei der niedrige Wasserstand im Rhein-Main-Donau-Kanal, dem heuer Wasser aus der Schneeschmelze fehle. Vollaster hat sich trotzdem schon immer für den ökologischen Vertriebsweg Schiff ausgesprochen. Eine Schiffsladung ersetze 40 Lastwagen.
Auf der anderen Seite – beim Brennholz – hat sich ein Unternehmen in Breitengüßbach bei Bamberg etabliert, das ofenfertig zubereitetes und sauber auf Paletten geschichtetes Holz deutlich kostengünstiger anbieten kann als etwa ein staatlicher Forstbetrieb für Selbstwerber, die das Holz auch noch aus dem Wald holen, sägen und spalten müssen. Sie zahlen laut Steuer derzeit 60 bis 64 Euro netto für den Festmeter beim Abholen vom Forstweg.
Günter Lückemeier von der gleichnamigen GmbH bestätigt, dass sein Holz aus osteuropäischen Ländern kommt, sieht daran aber nichts Verwerfliches. „Der deutsche Markt ist nicht in der Lage, den Händlern Holz zu marktgerechten Preisen zu liefern“, beleuchtet er die ökonomische Seite.
Kritiker dagegen sehen vor allem den ökologischen Aspekt. Das preisgünstige Holz komme aus Wäldern, in denen es überhaupt keine nachhaltigen und ökologischen Regeln gebe. Warum also solches Holz über weite Strecken importieren und gleichzeitig die eigenen Reservoirs aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern aus eben dieser Bewirtschaftung nehmen? Genau hier erkennt zum Beispiel der Verein „Unser Steigerwald“ eine große ökologische Inkonsequenz in der Forderung nach einem Nationalpark.