Die bevorstehende Sanierung des Marktplatzes wirft langsam ihre Schatten voraus. Zum Ende des Jahres sollen die ersten Baumaßnahmen in der angrenzenden Schulgasse beginnen. Diesen Fahrplan nannte Bürgermeister Thorsten Wozniak kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion und bestätigte dies nochmal in der jüngsten Stadtratssitzung.
Im Sommer 2024 hatte der Rat die Weiterplanungen für die Sanierung der maroden Leitungen im Untergrund und auch für die Umgestaltung des Platzes beschlossen, und zwar zu deutlich reduzierten Kosten (sechs statt acht Millionen Euro). Im Rahmen dessen müssen die vermutlich markantesten Bäume im Stadtgebiet weichen. An ihrer Stelle sollen im Rahmen der Marktplatz-Neugestaltung drei Amberbäume gepflanzt werden.
Keine Versteigerung, sondern Vergabe durch die Verwaltung
Stellt sich also die Frage, was mit den vier Platanen passieren wird. Im Vorjahr gab es im Stadtrat den Vorschlag, sie zu verpflanzen. Das Thema schlug im Gremium jetzt erneut auf, nachdem die Verwaltung erste konkrete Anfrage von Interessenten erhalten hat, die eines der Gewächse für den eigenen Garten erwerben möchten.

Die Stadtverwaltung hatte deshalb einen Beschlussvorschlag vorbereitet, der allerdings keinen Verkauf, sondern eine kostenlose Abgabe an Privatpersonen empfahl und dem auch die große Mehrheit zustimmte. Zwei Vorgaben müssen Bewerber dabei einhalten: Die Bäume dürfen nur im Stadtgebiet angepflanzt werden, sie blieben demnach Gerolzhofen oder Rügshofen erhalten. Zugleich sind die Interessenten nach dem Zuschlag verpflichtet, die gesamten Kosten für den Transport zum eigenen Grundstück und für die Anpflanzung zu tragen.
Günter Iff (Freie Wähler) sah eine kostenfreie Überlassung eher kritisch, vor allem im Hinblick auf eine gewisse Verbindlichkeit der Zusage. Mit seiner Idee einer Versteigerung, zum Beispiel für einen sozialen Zweck, konnte er sich nicht durchsetzen. Iff regte darüber hinaus an, dass die Stadt zumindest die Kosten für die Ausgrabung der Bäume übernehmen soll. Diesem Vorschlag folgte eine, wenngleich knappe Mehrheit im Rat.
Eine Frage drehte sich darum, wer über die Vergabe letztlich entscheidet, insbesondere für den Fall, wenn es mehr als vier Interessenten gibt. Ein Antrag von Burkhard Wächter, der Stadtrat möge dies übernehmen, fand keine Zustimmung. Laut Wozniak wird nun die Stadtverwaltung über die eingehenden Anträge entscheiden.

Nach welchen exakten Kriterien dies erfolgt, wurde in der Sitzung nicht mitgeteilt. Auf Nachfrage informierte der Bürgermeister hierzu, dass eine Entscheidung unter anderem nach "Seriosität und Konzept" getroffen werden könnte. Eventuell bekämen Privatpersonen und Vereine den Vorzug vor anderen Mitbewerbern.
Erneute Kritik am Gestaltungskonzept zum Marktplatz
Die vier Platanen sind etwas mehr als 25 Jahre alt. Sie wurden Ende der 1990er-Jahre, kurz bevor der Marktplatzbrunnen im Mai 1999 errichtet wurde, an jener Stelle gepflanzt. Der Brunnen im Norden des Platzes, den der Untersteinbacher Bildhauer Manfred Reinhart gestaltete, war Bestandteil der Altstadtsanierung und sollte laut Konzept ein zentraler Treffpunkt in der Altstadt werden.

Das Ende für die Platanen am Marktplatzbrunnen wird nach Auskunft von Thorsten Wozniak voraussichtlich 2026 kommen, bevor die Bauarbeiten direkt auf dem Marktplatz beginnen. Die Bäume haben dort keine Zukunft mehr, weil das Planungsbüro in seinem Entwurf im südlichen Bereich des Platzes ein sogenanntes "Blätterdach" als zentrales Gestaltungselement, bestehend aus acht neuen Bäumen (ebenfalls Platanen), bevorzugt.

Diese Gestaltung ist allerdings nicht unumstritten: Immer wieder waren dazu kritische Stimmen im Stadtrat zu vernehmen; Unverständnis wurde auch bei einer Bürgerversammlung 2022 geäußert, vor allem darüber, weil diese neue Baumreihe an der schattigsten Stelle des Marktplatzes vor der dortigen Häuserreihe gepflanzt werden sollen.
Genau diesen Punkt sprach Thomas Vizl (Geo-net) in der jüngsten Stadtratssitzung nochmals an. Er sei gegen diese Gestaltung, weil dadurch die schattenspendenden Platanen auf der Nordseite des Marktplatzes am Brunnen gegen neue Bäume auf der Südseite ausgetauscht werden, "wo ohnehin Schatten ist". Deshalb votierte er auch gegen die kostenlose Vergabe der bisherigen Platanen an Privatpersonen.
Dem schlossen sich mit Benedikt Friedrich, Christoph Rosentritt und Burkhard Wächter (alle CSU) drei weitere Stadtratsmitglieder an. Mit ihren vier Nein-Stimmen konnten sie das Platanen-Geschenk an interessierte Bürger letztlich aber nicht verhindern.