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Lülsfeld/Schweinfurt: Werden Strom und Gas günstiger? Nicht alle Kunden im Kreis Schweinfurt profitieren vom niedrigen Netzentgelt

Lülsfeld/Schweinfurt

Werden Strom und Gas günstiger? Nicht alle Kunden im Kreis Schweinfurt profitieren vom niedrigen Netzentgelt

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    Die Netzentgelte beim Strom sinken ab Januar, aber nicht überall. Besonders davon profitieren werden die Menschen im Netzgebiet der ÜZ Mainfranken. Ob der Strompreis allerdings in Gänze niedriger als in diesem Jahr ausfallen wird, steht aktuell noch nicht fest.
    Die Netzentgelte beim Strom sinken ab Januar, aber nicht überall. Besonders davon profitieren werden die Menschen im Netzgebiet der ÜZ Mainfranken. Ob der Strompreis allerdings in Gänze niedriger als in diesem Jahr ausfallen wird, steht aktuell noch nicht fest. Foto: Uli Deck, dpa

    Seit Jahren sind die Netzentgelte ein Aufreger, vor allem wenn über den Ausbau von Solaranlagen und Windrädern diskutiert wird. Schließlich ist der Netzausbau teuer und Privathaushalte sowie Unternehmen bekommen diesen nicht unerheblichen Posten am Strompreis deutlich zu spüren.

    Gerade in ländlichen Regionen, in denen die Energiewende weit fortgeschritten ist und wo deutlich mehr Ökostrom erzeugt als verbraucht wird, sind erhebliche Kosten für den Umbau der Stromnetze entstanden. Die werden im Moment nur auf Kunden in diesen Netzgebieten umgelegt, in Form von höheren Netzentgelten, obwohl ganz Deutschland mit dem Strom versorgt wird. Diese ungleiche Belastung sorgt oft für Unmut in den betroffenen Gebieten.

    Die Bundesnetzagentur hat jetzt die Verteilung geändert. Profitieren wird davon insbesondere die Unterfränkische Überlandzentrale (ÜZ) Mainfranken eG mit Sitz in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt), wo schon seit Jahren ein hoher Anteil erneuerbarer Energie erzeugt wird und das Netz entsprechend ausgebaut wurde. Im Netzgebiet der größten Energieversorgungsgenossenschaft im Freistaat werden 125.000 Menschen in den Landkreisen Schweinfurt, Kitzingen, Haßberge, Main-Spessart, Würzburg und Bamberg mit Strom versorgt.

    Welche Änderungen stehen bei den Netzentgelten an?

    Laut Bundesnetzagentur sollen die Mehrkosten ab Januar 2025 gerechter verteilt werden. Sie werden dann auf jene Netzgebiete und Stromverbraucher umgewälzt, in denen der Anteil des produzierten Stroms aus Solarenergie oder Windkraft bislang noch nicht so hoch ausfällt. Bezahlt wird das aus der ehemaligen NEV-Umlage, die künftig "Aufschlag für besondere Netznutzung" heißt und deutlich von 0,643 auf 1,558 Cent/Kilowattstunde (kWh) steigt. Sowohl die Behörde als auch die ÜZ Mainfranken sprechen von dann "fairen Netzentgelten" für Stromkunden auf dem Land.

    Welchen Anteil haben die Netzentgelte am Strompreis?

    Das ist unterschiedlich, da sich der Strompreis aus mehreren Bestandteilen zusammensetzt. Dazu zählen die Kosten für Beschaffung, Vertrieb, Marge, Messentgelte, Steuern, Abgaben, Umlagen und eben das Netzentgelt. Den größten Anteil nimmt die Energiebeschaffung ein, mit um die 40 Prozent am Gesamtpreis. Laut Bundesnetzagentur lag das durchschnittliche Nettonetzentgelt bei einem Jahresverbrauch von 3500 kWh im Jahr 2023 bei 19,9 Prozent. Nach Angaben der ÜZ Mainfranken macht das Netzentgelt bei dem beispielhaften Tarif ÜZ Natur (Arbeitspreis 38,04 Cent/kWh) mit einem Verbrauch in gleicher Höhe jedoch 26 Prozent des Strompreises aus. Und bei den Stadtwerken Schweinfurt liegt es beim exemplarisch genannten Tarif SWkomfort.ökostrom (Arbeitspreis 42,26 Cent/kWh) mit einem Jahresverbrauch von 2000 kWh noch höher, bei 31 Prozent.

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    Welche Netzbetreiber profitieren von der Neuverteilung?

    In Deutschland profitieren 178 Netzbetreiber von der Regelung. Darunter sind wenige Netzbetreiber aus Unterfranken (Stadtwerk Haßfurt, Versorgungsbetriebe Röttingen, Elektrizitätswerk Mainbernheim, Gemeindewerk Frammersbach und EVG Gemünden), mit der ÜZ Mainfranken aus Lülsfeld allerdings einer der mit Abstand größten Geldempfänger. Sie erhält über 15 Millionen Euro aus dem mit 2,4 Milliarden Euro gefüllten Topf für Wälzungsbeträge der Netzentgelte. Bundesweit rangiert die Genossenschaft damit auf Platz 14.

    Für ÜZ-Sprecherin Eva Gerhart ist dies ein Beleg dafür, dass man "Vorreiter für Grüne Energie" sei. Bereits heute werde weitaus mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, als man selbst im Netzbereich verbrauchen könne. Beispielhaft nennt sie folgende Zahlen: Im ÜZ-Netz wurde im Vorjahr rund 568 Millionen kWh Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist, der Absatz im eigenen Netz lag aber nur bei 393 Millionen kWh. Damit sei das Klimaschutzziel der Bundesregierung schon jetzt um 44 Prozent übertroffen worden, so Gerhart.

    Wird sich die Neuerung auf der Stromrechnung bemerkbar machen?

    Die ÜZ Mainfranken hat angekündigt, die Netzentgeltreduktion unmittelbar und an alle Haushalte im Netzbereich weiterzugeben - unabhängig vom Stromlieferanten des Kunden. Auch Gewerbetreibende würden davon profitieren. Da die Netzentgelte je nach Tarif unterschiedlich hoch sind, erklärt die ÜZ beispielhaft an ihrem Natur-Tarif eine Entlastung: Bislang liegt für einen Haushalt (Jahresverbrauch 3500 kWh) das Nettonetzentgelt bei 10,05 Cent/kWh. Zum Januar wird es auf 4,92 Cent/kWh gesenkt. Dieser würde damit mehr als 200 Euro jährlich sparen.

    Werden auch die Stadtwerke Schweinfurt entlastet?

    Nein, denn die Stadtwerke Schweinfurt sind auf der von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Liste der Netzbetreiber mit Wälzungsbeträgen nicht aufgeführt. Die Neuregelung findet nach Auskunft von Sprecher Dirk Wapki keine Anwendung im Netzgebiet, weil die Stadtwerke die Voraussetzungen für die Entlastung nicht erfüllten. Ob ab Januar der "Aufschlag für besondere Netznutzung" von 1,558 Cent/kWh an die Stromkunden weitergereicht wird, dazu äußerte sich das Unternehmen nicht explizit. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox müsste eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh dann etwa 50 Euro mehr bezahlen.

    Wie wirken sich die Netzentgelte 2025 auf den Gesamtstrompreis aus?

    Offen bleibt derweil, ob der Gesamtstrompreis ab 2025 tatsächlich sinkt oder steigt. Sowohl die ÜZ Mainfranken als auch die Stadtwerke Schweinfurt können derzeit keine Einschätzung dazu abgeben. Eine finale Kalkulation der Strompreise ist laut ÜZ-Sprecherin Gerhart derzeit nicht möglich, weil Preisbestandteile, auf die man keinen Einfluss hat, noch nicht veröffentlicht sind. Die Genossenschaft will bis Anfang Dezember über ihre Preise informieren. Die Stadtwerke nennen keinen Zeitpunkt.

    Und wie entwickeln sich eigentlich die Gaspreise?

    Im Gegensatz zur ÜZ Mainfranken sind die Stadtwerke Schweinfurt zugleich als Gasversorger tätig. Während sich das Unternehmen zur Ausgestaltung der Gastarife im Jahr 2025 nicht äußert, geht die Gasversorgung Unterfranken GmbH (gasuf) in Würzburg von einer "deutlichen Preisreduzierung" aus. Nach Auskunft von Geschäftsführer Thomas Merker werden sich die günstigeren Marktpreise für den Gaseinkauf positiv auf die künftige Tarifgestaltung auswirken. Spätestens zum April soll die Absenkung der Preise beim Kunden ankommen.

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