Schweinfurt (RICH) Der Schweinfurter Betriebsseelsorger Peter Hartlaub kritisiert die Zunahme ungeschützter Arbeitsverhältnisse wie beispielsweise Zeitarbeit, Scheinselbständigkeit sowie befristete und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse auch in unserer Region. Die Konferenz der Betriebsseelsorger in Süddeutschland in München-Fürstenried hat sich vor wenigen Tagen mit dieser Problematik beschäftigt.
"Wir befinden uns auf dem direkten Weg in eine gespaltene Gesellschaft", zieht Diakon Hartlaub ein Fazit: Die Politik der Deregulierung der Arbeit, des Abbaus von Sozialleistungen und der Aushöhlung von Tarifverträgen führe zurück zur Tagelöhnerei, teilt er mit. "Wir brauchen aber gute, rechtlich gesicherte und damit menschenwürdige Arbeit".
Allein im Dienstleistungssektor sei inzwischen eine Quote von 38 Prozent mangelhaft gesicherter Arbeit erreicht. Solche Beschäftigungsformen, erlaube den Betroffenen keine Zukunftsplanung, beeinträchtige Beziehung, Partnerschaft und vor allem die Gründung einer Familie.
Oft garantiere solche Arbeit kein existenzsicherndes Einkommen und führe so viele Menschen in die Schuldenfalle und an den Rand der Armut. Um überhaupt überleben zu können, müssten viele nach amerikanischem Muster gleich mehrere solcher Billig-Jobs annehmen, die laut Untersuchungen "die schlechtesten Arbeitsbedingungen haben".
Nachdem nun die Einkommensgrenze für Geringfügige Beschäftigung auf 410 Euro im Monat erweitert worden sei, beobachteten die Betriebsseelsorger, dass zunehmend gesicherte Arbeitsplätze in solche "Mini-Jobs" umgewandelt würden. Moderne "Industrienomaden" seien gezwungen, ständig einer Arbeit nachzurennen. Dabei würden solche Arbeitsverhältnisse in der Gesellschaft weitgehend verharmlost. Sie seien aber "ein Angriff auf Recht und Würde der Arbeit", sagt Hartlaub.
Die Betriebsseelsorger forderten deshalb ein Ende der Deregulierungspolitik. Die Zahl befristeter Arbeitsverhältnisse sei ebenso wie die der Mini-Jobs deutlich zu begrenzen. Zeitarbeitskräften müsse ein existenzsicherndes Einkommen garantiert werden. Die Betriebsseelsorge Schweinfurt möchte Frauen und Männer in prekären Beschäftigungsverhältnissen stärker ansprechen und zu Begegnungen einladen, um Angst zu überwinden und Mut zu machen.