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SCHWEINFURT: Wichtig für das Selbstvertrauen

SCHWEINFURT

Wichtig für das Selbstvertrauen

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    Lernen und Arbeiten in neuem Umfeld: In der kürzlich eröffneten Werkstätte der Lebenshilfe in der Kurt-Römer-Straße im Hafen Ost finden 60 Menschen mit psychischer Behinderung einen Arbeitsplatz.
    Lernen und Arbeiten in neuem Umfeld: In der kürzlich eröffneten Werkstätte der Lebenshilfe in der Kurt-Römer-Straße im Hafen Ost finden 60 Menschen mit psychischer Behinderung einen Arbeitsplatz. Foto: FOTO Laszlo Ruppert

    RAW steht für Rehabilitations- und Arbeitswerk. Sitz ist das frühere Gebäude der Firma Heizung Zehe in der Kurt-Römer-Straße im Hafen Ost. Menschen mit psychischer Behinderung werden in den Werkstätten der Lebenshilfe seit mehr als 30 Jahren betreut. Immer weniger Mitglieder dieser Gruppe waren aber bereit, in Werkstätten mit überwiegend geistig behinderten Menschen zusammenzuarbeiten. Die Lebenshilfe-Leitung reagierte und plante zunächst einen Erweiterungsbau an die Stammwerkstatt in Sennfeld, erklärte Werkstattleiter Werner Kraus beim Festakt.

    Als dann just in dieser Zeit Bayerns Lebenshilfe-Vorsitzende Barbara Stamm darüber informierte, dass die Region Schweinfurt in Sachen Arbeitsplätze für psychisch behinderte Menschen unterversorgt sei, entschloss sich die Lebenshilfe Schweinfurt, eine eigene Werkstatt für diesen Personenkreis zu eröffnen.

    Namen RAW selbst ausgesucht

    2002 begann die Planung für einen Neubau auf einem Stadt-Grundstück. Weil plötzlich Werkstattneubauten aber nicht mehr genehmigt worden seien, wie Werkstattleiter Werner Kraus erinnerte, blieb nur eine Anmietlösung als Ausweg: die leerstehenden Räume der Heizungsfirma. 2006 begann der Umbau. Den Namen RAW wählten die mittlerweile 60 Mitarbeiter selbst aus.

    Integriert ist eine sechsköpfige Gruppe Autisten. Diese erste Tagesförderstätte für diesen Personenkreis ist Modellversuch für Bayern und läuft seit September 2008. Die stellvertretende Schweinfurter Lebenshilfe-Vorsitzende Kathi Petersen wünschte sich, dass daraus eine feste Einrichtung mit mehr Plätzen für diese in der Kommunikation und Beziehungsfähigkeit eingeschränkten Menschen wird. Aufgabe und Zielsetzung der neuen Werkstatt ist die berufliche und soziale Wiedereingliederung erwachsener, psychisch Behinderter in das Arbeitsleben. Wesentliche Inhalte sind das Trainieren der Grundarbeitsfertigkeiten, von Ausdauer und Pünktlichkeit.

    Es werden Grundkenntnisse in den verschiedensten Berufsfeldern vermittelt. Großer Wert wird auf das Qualitätsbewusstsein bei der Arbeit gelegt, die hauptsächlich dazu dient, das Selbstvertrauen der in dieser Werkstatt Beschäftigten zu steigern, ihre Psyche zu stabilisieren, sagte Kraus. „Jeder Tag in unserer Einrichtung muss so motivieren, dass wir gerne am nächsten Tag wiederkommen.“

    Möglich ist das alles nur, weil es Aufträge zahlreicher Firmen gibt. Es gibt Verpackungs- und Montage-Gruppen, eine Maler-, eine Elektrogruppe, die Werkstatt hat eine Näherei, ein Team ist im Landschafts- und Gartenbau tätig. Mitarbeiter sind in den eigenen Werkstattläden aktiv, ein Küchenteam betreut die Cafeteria. Außerhalb der Werkstatt stehen Praktikumsplätze bei Kühne, Messmer-Tee und im eigenen Cap-Laden am Deutschhof zur Verfügung.

    Von Scannen bis Malen

    Jüngster Bereich ist das Scannen und Archivieren von Akten und Dokumenten auf CD. Daneben werden Kurse angeboten: Kochen, Schwimmen, Kunstweben sowie kreatives Tonen und Malen.

    „Ohne die Aufträge der Firmen könnte das Gebilde Werkstätten der Lebenshilfe nicht existieren“, dankte der Vorsitzende der Lebenshilfe Schweinfurt, Norbert Hart, den Unternehmen bei der Begrüßung der rund 100 Gäste und Mitarbeiter ausdrücklich. Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser sprach diesbezüglich von einem erfreulichen Begleit-Arbeitsmarkt, den die Industrie gut gebrauchen könne und der die Werkstatt-Beschäftigten zu einem Bestandteil der Wirtschaftsstruktur mache.

    Der nach den Plänen von Architekt Wolfgang Schefbeck erfolgte Umbau zur Werkstätte kostete rund eine halbe Million Euro, informierte Lebenshilfe-Geschäftsführer Martin Groove. Ohne die Zuschüsse – den größten Brocken gab das Zentrum Bayern mit 290 000 Euro – und zinsgünstige Darlehen wäre das Projekt nicht möglich gewesen. 150 000 Euro musste die Lebenshilfe selbst beisteuern.

    Den Redebeitrag der krankheitsbedingt verhinderten Landesvorsitzenden Barbara Stamm verlas Landesvorstandsmitglied Hildegard Metzger. Stamm erinnerte darin an die steigende Zahl psychisch erkrankter Menschen. In Bayern würden derzeit 1112 Menschen in 21 Werkstätten betreut und beschäftigt. Stamm nannte die Arbeit in solchen Einrichtungen für die Betroffenen deshalb wichtig, weil sie Integration und Teilnahme am öffentlichen Leben bedeute. Nach der Einsegnung der Räume durch St.-Johannis-Pfarrerin Elke Münster und Heilig-Geist-Diakon Walter Ziegler folgte eine Werkstatt-Besichtigung.

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