Veröffentlichungen zum Thema "Nationalpark Steigerwald", ganz gleich ob von Befürwortern oder Gegnern einer solchen Schutzzone, führen üblicherweise zu einer unmittelbaren Reaktion der jeweils anderen Seite. So ist es auch dieses Mal. In einer am Freitag verbreiteten Stellungnahme zu dem eine Woche zuvor von den Grünen im Landtag vorgestellten Gutachten von Hans D. Knapp beurteilt der Verein "Unser Steigerwald" das Fachgutachten des Botanik-Professors als "tendenziös, zum Teil widersprüchlich und in vielen Punkten lückenhaft".
Oskar Ebert aus Untersteinbach, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, der sich gegen Pläne für einen Nationalpark wehrt, sieht in dem von den Grünen beauftragten Knapp-Gutachten "einseitig" die bekannten Punkte der Öko-Partei zusammengefasst, "statt sich ernsthaft mit Lösungsansätzen der Artenvielfalt zu beschäftigen". Knapp hat nicht nur Aspekte des Arten- und Klimaschutzes als Argumente für einen Nationalpark Steigerwald, sondern auch positive wirtschaftliche Folgen für die Region angeführt, vor allem im Tourismus.

Ebert wirft den Grünen vor, die Menschen in der Region "in keiner Weise einzubeziehen". Er widerspricht der "lange widerlegten falschen Behauptung, die Steigerwälder würden einen Nationalpark wollen". Die Stellungnahme des Vereins nennt auch mehrere Punkte, die das jüngste Gutachten ausspare, beispielsweise die angeblich klimaschädliche Wirkung durch fossile Stoffe, wenn der Wald stillgelegt würde. Wobei, was in der Stellungnahme nicht steht, auch in den Pflegebereichen eines Nationalparks, wie im Bayerischen Wald, Brennholz geschlagen werden darf.

Verein stützt sich ebenfalls auf Wissenschaftler
Um auf vermeintliche Widersprüche Knapps hinzuweisen, führt der Verein ebenfalls einen Wissenschaftler an, den früheren Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg, Roland Irslinger. Dieser wird mit den Worten zitiert, Knapps Aussage, die Buchenwälder im Steigerwald würden sich dem Klimawandel anpassen, sei "unlogischer Öko-Populismus". Knapps Fazit, der nördliche Steigerwald sei "momentan infolge schonender Bewirtschaftung und aktiver Schutzmaßnahmen in überwiegend naturnahem Zustand", sieht Irslinger laut dem Verein als "eindeutigen Beweis" dafür, dass die Trittsteinkonzepte erfolgreich seien und einen Nationalpark überflüssig machten.

Mit seinen Trittsteinen würde der Forstbetrieb Ebrach nicht nur für eine ökologisch hochwertige Waldstruktur sorgen, meint Ebert. Das Konzept gelte europaweit als Vorzeigemodell für Naturschutz-integrative Waldwirtschaft und kombiniere vorbildlich naturnahe Bewirtschaftung und Artenvielfalt. Eberts Fazit: "Stilllegungen, wie in einem Nationalpark, verbieten den dringend notwendigen Waldumbau mit klimatoleranten Baumarten, führen unweigerlich zu einer Verschlechterung der Artenvielfalt und verhindern aktiven Klimaschutz."