Windräder rotieren noch keine im Vorranggebiet WK 19 am "Dreiländereck" Donnersdorf-Grettstadt-Theres. Für Wirbel war dennoch gesorgt bei einer Infoveranstaltung in der Donnersdorfer Sporthalle. Eingeladen hatten die betroffenen Gemeinden. Dirk Vetter von der Freiburger Beratungsfirma endura kommunal referierte und moderierte.
Laut Veranstaltern gibt es noch keine konkreten Pläne, am möglichen Windpark zwischen Obereuerheim, Pusselsheim und Dampfach. Man spreche auch nicht für einen Projektanten. Es sollte eine Vorabinformation über "Chancen und Risiken" werden, nachdem im November die bayerische 10H-Regelung stark gelockert worden ist. Statt der zehnfachen Windradhöhe als Abstand zur Wohnbebauung gilt eine komplizierte Neuregelung, in der Regel tausend Meter Mindestabstand. In bereits vorhandenen Vorranggebieten sollen ab Juni 800 Meter Distanz zulässig sein. Endura kommunal berät die Kommunen beim "Flächenpooling", der Suche nach sozial- wie anwohnerverträglichen Standorten.

Das Bürgerinteresse war groß. Die 300 Stühle werden alle benötigt, wie Bürgermeister Klaus Schenk zur Begrüßung feststellte. Bei Donnersdorf sei das Gebiet "WK 19" fehl am Platz, wiederholte der Rathauschef seine Position: "Ich weiß, dass wir die Energiewende brauchen. Aber muss alles in Franken passieren?"
Grettstadts Bürgermeister Jens Machnow kündigte an, einen Windpark nicht "proaktiv" vorantreiben zu wollen. Auch er befürchtet Einschränkungen in der Gemeindeentwicklung. Wenn, dann müsse die Wertschöpfung bürgerfreundlich vor Ort bleiben.
"Die Bürgermeister laufen immer barfuß der Politik und der Blasmusik hinterher", so formulierte es Matthias Schneider. Der Amtskollege aus Theres sprach sich ebenfalls gegen ortsfremde Investoren aus: "Heuschrecken brauchen wir nicht."
Von 1164 bayerischen Windrädern stehen 840 in Franken
Der Abend begann mit Kurzvorträgen. Stefanie Mattern referierte seitens des regionalen Planungsverbands Main-Rhön über die Ausschluss-Kriterien, mit der seit 2010 Windkraftflächen im Gebiet Main-Rhön festgelegt werden. Dort sind bereits 1,7 Prozent der Flächen für Windräder ausgewiesen. In ganz Bayern sollen es 1,8 Prozent werden. Matthias Hohmann (Landratsamt Haßberge) berichtete von "anspruchsvollen" Genehmigungsverfahren vor dem Hintergrund demokratischer Entscheidungen und dem Klimaschutzziel, zwei Grad Erderwärmung zu verhindern.

Wolfgang Roth vertrat die Gruppe für bürgerfreundliche Windkraft Pusselsheim/Obereuerheim. Man sei nicht gegen Windkraft, sondern gegen Standorte in Verdichtungs- und Wachstumsräumen wie dem Maintal, so Roth. Von 1164 bayerischen Windrädern stünden 840 in Franken, davon 45 im Raum Schweinfurt. Seinem Heimatort Obereuerheim drohe Umzingelung durch Windkraft, A70, Funkmast. Lärm von bis zu 45 Dezibel, Infraschall, Schattenwurf und die jahrzehntelange Verhinderung weiterer Wohnflächen sprächen gegen den Bau. Inklusive Rotorblätter drohten fast 250 Meter hohe Anlagen, die den Zabelstein optisch überragen würden, sagte er.
Mitstreiter Helmut Rösner verwies auf die gestoppten Planungen für ein Pusselsheimer Siedlungsgebiet. Privatleute würden selbst in Bestandsgebieten in Bauvorhaben beeinträchtigt. Es werde nicht bei WK19 bleiben und Erweiterungen geben, zu Lasten anderer Dörfer. Man wolle junge Familien in der Heimat halten, sagte Rösner. Gutachter Christian Eulitz sah das Problem Infraschall als vernachlässigbar an, Lärm gelte ab 60 Dezibel als gesundheitsschädlich. Benjamin Geßlein (ÜZ Mainfranken) skizzierte Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung bei den Gewinnen.
Mehr Mitsprache gefordert
In der Fragerunde ging es um altbekannte Windrad-Streitthemen: nächtliches Blinken, Schattenwurf, Speichertechnik, Stromüberschüsse. Die Kritiker sahen eine Ungleichbehandlung gegenüber dem windradarmen Süden und forderten mehr Mitsprache. Ein Pusselsheimer monierte, dass er durch den 10H-Wegfall in eigenen Bauplänen eingeschränkt werde. Fundamentalkritik kam von AfD-Kreis- und Bezirksrat Alfred Schmitt. Die relativ geringe Energiedichte "gigantischer" Windräder stehe in keinem Verhältnis zum Materialaufwand. Das Kleinklima werde durch Luftverwirbelungen negativ beeinflusst, sagte Parteikollege Bernd Schuhmann. Schmitt wiederum äußerte "Verwunderung", dass Sprecher von Bürgerbewegungen grundsätzlich mit Windkraftnutzung einverstanden seien.
Es gab auch positive Stimmen, die einen energischeren Beitrag zur Energiewende forderten, inklusive Dach-PV. "Ich verstehe nicht, wo die Informationen herkommen", widersprach ein Befürworter den Windradkritikern, als Mitarbeiter der umsatzstarken Schweinfurter Wälzlager-Industrie. Blinkende Räder würden nicht mehr neu gebaut, die möglichen 30 Minuten Schattenwurf täglich seien ein theoretischer Maximalwert.
Gerhard Eck sah als CSU-Landtagsabgeordneter vor allem die planerischen Einschränkungen in einer 800-Meter-Zone als Problem. Die Frage der Anrainer sei: "Kann ich hineinplanen?" Es gehe darum, Verhinderungsplanungen auszuschließen, sagte Stefanie Mattern für den Planungsverband. Der eine oder andere Fragesteller fühlte sich am Ende kurz abgehandelt. Bei einer Informationsveranstaltung dürfe es kein Abwürgen von Fragen geben, forderte Eck. Gelegentlich kochten ein paar Emotionen hoch, der Grundton blieb allerdings sachlich. Zuletzt folgten lebhafte Einzeldiskussionen, im Saal und an mehreren Thementischen.