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Schweinfurt: Wie die Schweinfurter Gastronomen die Corona-Krise meistern

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Wie die Schweinfurter Gastronomen die Corona-Krise meistern

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    Grillt während der Renovierung: Das Kornmarkt-Stüberl in Schweinfurt wirbt mit einem Transparent für seinen Straßenverkauf.
    Grillt während der Renovierung: Das Kornmarkt-Stüberl in Schweinfurt wirbt mit einem Transparent für seinen Straßenverkauf. Foto: Horst Breunig

    Den 20. März diesen Jahres werden die Gastronomen wohl noch lange in Erinnerung behalten: Ab 0 Uhr in der Nacht auf den darauffolgenden Samstag mussten die Betriebe geschlossen werden - die bayerische Allgemeinverfügung zur Eindämmung des Coronavirus griff. "Wir müssen diese Krise gemeinsam durchstehen", hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) damals erklärt. Doch wie geht es den Betreibern von Restaurants, Kneipen, Eisdielen und Clubs nun, gut einen Monat später, nachdem Viele kreative Angebote ins Leben gerufen hatten, um den Verlust durch die Schließungen zu minimieren?

    • Alle Infos, Hintergrundberichte und Reportagen rund um das Coronavirus finden Sie hier.

    Andi Kopp vom Kornmarkt-Stüberl in der Schweinfurter Innenstadt ist am Telefon zunächst recht schlecht zu verstehen. "Bei uns wird gerade renoviert. Jetzt ist der Laden ohnehin geschlossen, da kann man die Zeit auch nutzen." Ganz zu hat die Gaststätte jedoch nicht, dort werden täglich zwischen 11 und 21 Uhr Grillhähnchen zum Mitnehmen nach telefonischer Vorbestellung angeboten. "Es gibt Tage, an denen das Ganze super läuft - und es gibt welche, an denen es nicht ganz so gut angenommen wird. Man kann schließlich nicht jeden Tag Hähnchen essen", erklärt der Service-Mitarbeiter. War das Hähnchen-Grillen bis zum Beginn der Krise nur ein Zusatzangebot, ist es nun zu einem elementaren Baustein geworden, um den "Laden über Wasser" zu halten, wie Kopp es formuliert.

    "Ich hoffe wirklich, dass die Menschen in Zukunft die Arbeit aller Gastronomen und Betreiber mehr schätzen, sich bewusst werden, was sie in der Krise alles nicht durften - und kommen. Sonst haben wir dann ein wahrlich großes Problem."

    Club-Betreiber Stefan Krieger über die Sorgen und Nöte in seiner Branche

    Das versucht auch Sabine Wiederer, die seit 2003 ein paar Meter weiter das Kings & Queens in der Bauerngasse führt. Mittwochs, freitags und samstags bietet sie mit ihrem Team Speisen an, die ihre Kunden nach einer Vorbestellung zu Hause innerhalb von 15 Minuten fertig machen können. "Das minimiert uns das Minus", meint Wiederer lachend, die wie Kopp auf bessere Zeiten hofft, "wirklich viel Geld sparen wir so nämlich nicht. Wir sparen uns das Waschen der Tischdecken - und drei Weinkühlschränke sind nicht in Betrieb, die sonst auch noch laufen würden. Unsere Küche ist einfach aufwendig und man will das Niveau, das die Gäste kennen, nicht einfach aufgeben."

    Auf die Laufkundschaft angewiesen

    Für sie und ihre Mitarbeiter sei das in Zeiten der Krise eine ganz besondere Herausforderung. "Früher haben wir bei unseren Lieferanten angerufen und durchgegeben, was wir gerne haben möchten. Nun fragen wir erst einmal nach, was überhaupt lieferbar ist. Mit vielen Produkten dürfte man keine Schwierigkeiten haben, aber viele hochwertige Produkte sind schwierig zu bekommen oder werden teurer. Derzeit fahren beispielsweise auch nicht alle Fischer raus." Hinzu kommt, dass sich die Chefin um ihre Angestellten sorgt, die weiterhin bezahlt werden, "schließlich müssen die auch von etwas leben. Kurzarbeitergeld ist nicht unbedingt schön." 

    Vielerorts ist das allerdings Realität. "Wenn um unsere Filialen herum nichts los ist, ist bei uns nichts los", meint Ralf Genßler seufzend, der zwei Burger-King-Filialen in Schweinfurt betreibt - am Hainig und im Maintal. "Wir leben von der Laufkundschaft. Für uns hat sich grundlegend viel verändert, am Samstag nach der Umsetzung des Beschlusses sind uns 65 Prozent des Umsatzes weggebrochen. Ein Lieferservice, wie er über die Burger-King-App angeboten wird, rechnet sich für uns nicht. Wir bieten das Essen zum Mitnehmen an." Insgesamt beschäftigt Genßler inklusive seiner Aushilfen 80 Personen, von denen "nur noch 20 bis 25 Mann im Einsatz sind, der Rest ist in Kurzarbeit. Aber: Man muss positiv bleiben, auch wenn wir Gastronomen wohl mit die Letzten sind, die wieder aufmachen dürfen."

    Hilfen als "Tropfen auf den heißen Stein"

    Als positiver Mensch ist auch Natalino Padoin bekannt, der seit 2008 in Werneck ansässig ist, nachdem er viele Jahre lang in Schweinfurt ein Eiscafé hatte. Doch der sonst so fröhliche Italiener hat mit der Krise sehr zu kämpfen. "Ich freue mich, wenn die Leute vorbeikommen und sich ein Eis holen, aber: Hier bei uns, rund um den Balthasar-Neumann-Platz, war einfach nichts los, als die Ausgangsbeschränkung noch strikter war. Ich hoffe, dass es jetzt - mit den Lockerungen - besser wird. Aber uns reichen derzeit zwei Mann vollkommen, alle anderen sind von der Kurzarbeit betroffen. Es sieht wirklich nicht gut aus, den Umsatz machen wir hauptsächlich mit den besetzten Tischen."

    An Auftritte wie den des Castingshow-Gewinners Pietro Lombardi im Dezember 2017 ist im Pure Club & Lounge derzeit nicht zu denken.
    An Auftritte wie den des Castingshow-Gewinners Pietro Lombardi im Dezember 2017 ist im Pure Club & Lounge derzeit nicht zu denken. Foto: Josef Lamber

    Noch schwieriger gestaltet sich das Durchhalten für Club-Betreiber wie Stefan Krieger, der den Pure Club & Lounge an der Grenze zwischen Schweinfurt und Sennfeld leitet. "Natürlich könnte ich auch Getränke anbieten. Aber der Kasten Cola ist im Supermarkt deutlich billiger, damit macht man nicht den Gewinn, den man an einem Abend macht." Zwölf solcher Abende sind Krieger bis zur Lockerung der Ausgangsbeschränkung zum 20. April entgangen, "somit fehlen mir jetzt zwischen 70 und 80 000 Euro Umsatz." Hält er die Disco mit der Soforthilfe am Leben? "Die ist bei mir bisher noch nicht angekommen, obwohl ich sie am ersten möglichen Tag beantragt habe. Doch sie ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein." 15 bis 30 000 Euro reichten, so der 37-Jährige weiter, oftmals nur, um zwei bis drei Monatsmieten zu zahlen, "die laufenden Kosten bleiben. Trotzdem ist es schön, dass der Staat hilft. Für meine 450-Euro-Kräfte ist die Lage aber wirklich nicht gut, ihnen fehlen jetzt die Nebeneinkünfte."

    Und so hofft der Inhaber einer Event-Agentur darauf, dass sich möglichst schnell Änderungen ergeben. "Je früher wir wieder öffnen können, desto besser ist es. Gutschein-Aktionen haben ja beispielsweise auch keinen Sinn, wenn wir bis zum Jahresende schließen müssen. Ich hoffe wirklich, dass die Menschen die Arbeit aller Gastronomen und Betreiber in Zukunft mehr schätzen, sich bewusst werden, was sie in der Krise alles nicht durften - und kommen. Sonst haben wir dann ein wahrlich großes Problem."

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