Bei manchen Jugendlichen geht es darum, den inneren Schweinehund zu überwinden, um jeden Tag zum Unterricht zu kommen. Oder sie brauchen einfach mehr Zeit und gezielte Förderung, um ihren (Berufs)Weg zu finden. In der Adolph-Kolping-Schule finden junge Menschen mit sonderpädagogischem Förderbedarf Begleitung und Unterstützung. Beim Berufsinformationstag zeigten die Schüler anderen Jugendlichen, worum es geht.
Reger Betrieb herrschte in den Klassen- und Fachräumen der Schule in der Schweinfurter Hauptbahnhofstraße 5. Denn aus allen Förderschulen und Mittelschulen der Region Main-Rhön waren Schüler eingeladen, sich über die Angebote zu informieren, sich auszuprobieren, neue Berufswege zu entdecken. Da wurde in der Holzwerkstatt fleißig gehobelt, geschliffen oder die CNC-Fräse vorgeführt. Da testeten die jungen Leute im Bereich Hauswirtschaft exotische Früchte oder lernten richtig zu bügeln. Da konnten sie bei den Fachlageristen den „kleinen Gabelstaplerschein“ mit einem ferngesteuerten Spielzeug-Fahrzeug erreichen.
350 Schüler zwischen 16 und 18 Jahren
350 junge Leute besuchen die Adolph-Kolping-Schule, die einen zweiten Standort in Bad Neustadt hat. Meist sind die Schüler zwischen 16 und 18 Jahre alt, teilweise mit Lernschwierigkeiten, teilweise aus problematischem häuslichem Umfeld, teilweise mit psychischen Problemen oder solche, die mit dem System Schule nicht klarkommen. „Auffällig im sozial-emotionalen Bereich“ lautet die Umschreibung.
Sie haben die Möglichkeit, in einem Berufsvorbereitungsjahr Einblicke in die Bereiche Hauswirtschaft, Gastronomie, Betreuung und Pflege, Farbe, Holz oder Metall zu gewinnen. Und dabei einen Schulabschluss nachzuholen. Oder sie können im dualen System eine Ausbildung absolvieren, beispielsweise zum Holz-, Maler- oder Metallfachwerker oder zum Fachpraktiker Küche. Und wenn sie ein weiteres Jahr draufsatteln, können sie die Vollausbildung erreichen.
Begehrt ist derzeit der Bereich Fachlagerist, eine Vollausbildung. „Das boomt gerade“, erklärt Schulleiterin Ulrike Albrecht. In zwei Jahren werden die Schüler zum Abschluss geführt.
Ein Teil der jungen Leute lernt in Betrieben in der freien Wirtschaft, ein Teil in Bildungsträgern wie dem Bfz. Als einziges Unternehmen der Region entscheidet sich der Teekonzern OTG/Meßmer (Grettstadt) jedes Jahr bewusst dafür, als Fachlageristen zwei Azubis mit sonderpädagogischem Bedarf einzustellen, weiß Fachlehrer Klaus Scherer. „Schade, dass das nicht mehr tun“, meint er. Die anderen Jugendlichen werden über das Arbeitsamt vermittelt.
Alle drei Wochen kommen sie für eine Woche zur Berufsschule. Aufgrund der besonderen Förderbedürftigkeit sitzen nur zehn bis 16 Schüler in einer Klasse. „Stoffvermittlung ist das eine“, sagt der stellvertretende Schulleiter Jürgen Endres, „der Umgang miteinander das andere.“
Für die Lehrer ist das eine besondere Herausforderung. Mit Empathie und Einfühlungsvermögen wollen sie die Jugendlichen auf das Leben in der Gesellschaft vorbereiten, ihnen bewusst machen, was richtig und falsch ist. „Man muss konsequent erzieherisch handeln“, meint Endres, immer im gegenseitigen Respekt agieren, ein Vertrauensverhältnis schaffen. „Hier wird viel Beziehungsarbeit geleistet.“
Hinzu kommt eine gute Ausstattung der Klassenräume, mit Computern, Whiteboards und Spezialmaschinen. „Wir stehen normalen Berufsschulen in nichts nach“, weiß Ulrike Albrecht.
Für sie ist es auch wichtig, dass die Jugendlichen erkennen, das zu tun, was sie auch können, dass sie sich besser einschätzen lernen. „Wir vermitteln, dass es besser ist, kleine Schritte zu laufen und Erfolge zu sammeln, als gleich den großen Step zu wollen.“
„Die Hilfe kommt zum Jugendlichen“
Weil immer mehr junge Leute mit psychischen Belastungen Hilfe brauchen, bietet die Schule auch psychotherapeutische Betreuung. Erstgespräche werden direkt an der Schule geführt. „Die Hilfe kommt zum Jugendlichen“, nennt es Albrecht, damit die Hürde zu nehmen ist. Darüber hinaus fördert auch ein Mobiler Sonderpädagogischer Dienst (MSD) junge Leute, die andere Berufsschulen besuchen.
Angeboten werden an der Adolph-Kolping-Schule zudem eine Berufsintegrationsklasse, in der Flüchtlinge unterrichtet werden, sowie eine JoA-Klasse. Das sind Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis aus den unterschiedlichsten Kulturen, die drei Jahre lang einmal die Woche zum Unterricht kommen sollen, weil sie noch berufsschulpflichtig sind.
In der Regel fehlt ihnen die Motivation zur Ausbildung, weiß stellvertretender Schulleiter Endres. Meist unterrichten dann zwei Lehrer die zwölf bis 14 Jugendlichen. „Da kann es schon ein Erfolg sein, wenn einer jetzt regelmäßig kommt, der vorher nicht in die Schule ging“, sagt Endres.