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Niederwerrn: Wie Fotograf Thomas Schlereth den Überlebenskampf einer Hummel als Kunstform inszeniert

Niederwerrn

Wie Fotograf Thomas Schlereth den Überlebenskampf einer Hummel als Kunstform inszeniert

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    Fotos sind für den Niederwerrner Thomas Schlereth eine besondere Kunstform, wie die Aufnahmen für das "Lob der Hummelkönigin". Schlereth will sich auf seinem Weg professionell weiterbilden.
    Fotos sind für den Niederwerrner Thomas Schlereth eine besondere Kunstform, wie die Aufnahmen für das "Lob der Hummelkönigin". Schlereth will sich auf seinem Weg professionell weiterbilden. Foto: Thomas Schlereth

    Es ist nicht einfach, ein Motiv fotografisch so in Szene zu setzen, dass es den Betrachtenden mitreißt und bestenfalls begeistert. Viele können das. Thomas Schlereth will mehr. Der Niederwerrner will Kunst erschaffen: mit einem inhaltlichen Konzept, einer strategischen Vorgehensweise und konsequenter Umsetzung, die ihn bis zu renommierten Ausstellungen führt.

    Das klingt ambitioniert, doch die Erfolge der jüngsten Vergangenheit geben ihm Auftrieb. Mit 59 ist er bereit, beruflich zurückzustecken und sich fotografisch professionell weiterzubilden. Schlereth ist als leitender Angestellter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) derzeit freigestellt. Im Sommer 2023 hat er an der Fotoakademie Köln ein Studium der Fotografie aufgenommen. Auch zur Akademie der bildenden Künste in München besteht Kontakt.

    Erst kommt das Konzept, dann das Drücken des Auslösers

    Thomas Schlereth bei der Ausstellung seiner Werke in Venedig.
    Thomas Schlereth bei der Ausstellung seiner Werke in Venedig. Foto: Francesca Traversa, Arte Laguna Team

    Fotografie als Kunst erfordert für Schlereth eine spezielle Herangehensweise: Bevor das erste Bild im Kasten ist, stehen die Idee und das Konzept, wie das Werk letztlich aussehen und was es aussagen soll.

    Ein Beispiel ist sein Projekt „Lob der Hummelkönigin“: Über 100 Fotos hat er von einer Hummel im März 2023 geschossen, die noch benommen von der Winterstarre hungrig nach Nahrung sucht. Sie kämpft darum, als einzige Überlebende ihres Volkes aus dem Vorjahr die ihr innewohnende Kraft zu mobilisieren, einen neuen Schwarm zu gründen. Die Fotos drücken den Zustand des gerade erwachten Wesens aus – seinen Hunger, seine Schönheit, die auf momentane Orientierungslosigkeit und Verwirrung trifft, sein Zittern, seine allmähliche Erleuchtung, beschreibt Schlereth das Werk selbst. Es geht um die Unsicherheit in dieser entscheidenden Phase und den Willen, die Anstrengung zum Erfolg zu führen. Kommt sie nicht zu Kräften, wird die Hummel scheitern. Das sind Geschichten, die Schlereth bewegen und die in seinen Bildern zum Ausdruck kommen sollen.

    Objekte finden sich in der Architektur und Natur

    Anschauungsobjekte findet er besonders in der Architektur und in der Natur. So fotografiert er etwa Pflanzen und Landschaften bewusst unscharf, damit sie – nebeneinander gehängt – herausheben, welche unterschiedlichen Farben die Natur bereithält. "Colours" heißt dieses Projekt. Auch die Corona-Pandemie hat er in ein fotografisches Projekt gepackt: Die Welt gerät aus den Fugen.

    Thomas Schlereth (Niederwerrn) erschafft Fotos als Kunstform. Hier ein Bild aus dem Projekt Fraktale.
    Thomas Schlereth (Niederwerrn) erschafft Fotos als Kunstform. Hier ein Bild aus dem Projekt Fraktale. Foto: Thomas Schlereth

    Zur Fotografie hat Schlereth als Gymnasiast in Münnerstadt gefunden, wo ein Lehrer in einem Schwarz-Weiß-Labor Schülerinnen und Schülern den Umgang mit Linse, Belichter, Entwickler und Fixierer beigebracht hat. Thomas Schlereth blieb dabei. Wie viele Amateurfotografinnen und -fotografen beteiligte er sich an Wettbewerben. Doch irgendwann hat er sich an den wiederkehrenden Ansichten sattgesehen und die Kamera weggepackt.

    Internationale Preise bei renommierten Wettbewerben

    Vor etwa 14 Jahren stieg er wieder ein, als er an einer Ausstellung in Brandenburg teilgenommen hat. Er hat gelernt, dass die Ernsthaftigkeit, sich mit Fotografie als Kunstform zu beschäftigen, auch mit professioneller Ausbildung zu tun hat.

    "My home is my castle" nennt Thomas Schlereth die Fotos von fensterlosen Neubaufassaden, für die er Preise gewonnen hat und von denen eines in New York zu sehen sein wird.
    "My home is my castle" nennt Thomas Schlereth die Fotos von fensterlosen Neubaufassaden, für die er Preise gewonnen hat und von denen eines in New York zu sehen sein wird. Foto: Thomas Schlereth

    Und mit Bekanntheit. Gezielt hat er an bestimmten Wettbewerben teilgenommen und ist weit gekommen, wie 2022 als Finalist beim Yicca-Kunstpreis in Rom. Bewusst hat er sich bei Galerien beworben in der Hoffnung, dass sie ihn unter seine Fittiche nehmen. Schlereth formuliert das so: „Ich gehe das aktiv an, um mich entdecken zu lassen.“ Um Sponsorensuche geht es dabei auch: Für ein Foto mit einer Größe von 0,80 auf 1,20 Meter muss der Fotograf 160 Euro für Material investieren; der Transport kommt obendrauf.

    Ausstellung in Venedig

    Im Frühjahr 2023 war Schlereth in Venedig. Mit seinen Aufnahmen hatte er sich für den Arte-Laguna-Preis qualifiziert, einer äußerst renommierten Schau verschiedener Kunstrichtungen. Als eine von 240 aus 20.000 Bewerbungen aus aller Welt. Dort waren seine Bilder des Projekts „My home ist my castle“ zu sehen, die auch beim Fotowettbewerb der Hoepfner-Stiftung den dritten Preis erreicht haben: Fotos von fensterlosen Fassaden neu gebauter Einfamilienhäuser im Fränkischen.

    Die Fotografien zeichnen den Konflikt nach, der beim Versuch entsteht, sich nach außen abzuschotten und mit den Einschränkungen nach innen leben zu müssen, heißt es in der Beschreibung. Inzwischen ist die Agora Gallery in New York auf den Niederwerrner aufmerksam geworden. Ende Februar fliegt Thomas Schlereth dorthin, wenn zwei seiner Bilder in Großformat zusammen mit Werken anderer Fotografinnen und Fotografen in Manhattan ausgestellt werden.

    Diese Wertschätzung seiner Arbeit und die große Unterstützung seiner Kinder und seiner Partnerin geben Thomas Schlereth die Überzeugung, dass er jetzt auf dem richtigen Weg ist: „Ich bin soweit.“

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