Der AKI-Förderkreis Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur Schweinfurt war im Winter fleißig und zeigt die Entwicklung des Kugellagers von Friedrich Fischers Erfindung der Kugelschleifmaschine 1883 bis zur heutigen Großindustrie, vom Radlager für Fahrräder über solche für Autos, Lastwagen, Eisenbahnen bis zu Windrädern auf.
Zu Recht lobte Bürgermeisterin Sorya Lippert bei der Wiedereröffnung des Museums nach der Winterpause, dass hier „der Geist am Leben gehalten wird, der Schweinfurt groß gemacht hat.“
Maschinen und Kugellager
In mehreren Schaukästen sind verschiedene Kugellager aus verschiedenen Jahrzehnten zu sehen, darunter sogar welche aus den 1920er Jahren von Kugelfischer in Originalverpackung. Schön ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche optisch ansprechende Schautafeln, auf denen die Geschichte der Schweinfurter Firmen Fichtel & Sachs (heute ZF Friedrichshafen), FAG Kugelfischer (heute Schaeffler Technologies AG) und SKF GmbH (ehemals VKF GmbH) und ihrer Gründer dargestellt wird. Außerdem sind die ohnehin im Industriemuseum zu sehenden alten Maschinen interessant wie die Kugel-Sortiermaschine oder die Kugelläppmaschine. „Hier kann man verstehen lernen“, so Lippert.
Fachlich fundiert
Die Ausstellung ist fachlich interessant, weil sich zahlreiche ehemalige Ingenieure aus der Großindustrie hier engagiert haben, ihre Entwicklungen einer breiteren Öffentlichkeit verständlich zu machen. Nirgendwo sonst in Deutschland wurde die Entwicklung des Radlagers mit Kugeln und Rollen Anfang des 20. Jahrhunderts so wegweisend betrieben wie in Schweinfurt. „Es war bahnbrechend“, wie AKI-Vorsitzender August-Georg Ruß betonte.
Grundlage der Entwicklung in der Wälzlagerstadt war die Herstellung der Präzisions-Stahlkugeln durch Friedrich Fischer in seiner Kugelmühle ab 1883. Erst durch diese Kugeln konnten Wälzlager mit erheblich weniger Reibung und ruhigerem Lauf als zuvor gebaut werden. Radlager sind dafür da, das Gewicht des Fahrzeugs und die entsprechenden Fliehkräfte, die sich aus dem Kontakt zwischen Rad und Straße ergeben, aufzunehmen und das Rad zu führen. Mit fortschreitender Technologisierung entwickelte sich die Radlagerproduktion vom Fahrrad über Motorrad und Auto bis zu Lastwagen (ab 1930) und Eisenbahn (ab 1950).
Komplexe technische Meisterwerke
Gerade die Radlager für Autos haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zu komplexen mechatronischen Bauelementen entwickelt. Heute werden für alle möglichen Anwendungen weltweit rund 760 Millionen Radlager zwischen 22 Millimeter und einem Meter Durchmesser gebaut, die wenigsten davon aber in Schweinfurt selbst. Dafür haben sich die Schweinfurter Firmen mit ihren mehreren tausend Arbeitsplätzen auf die Forschung und Weiterentwicklung im Bereich Wälzlager spezialisiert und sind weltweit führend.
Öffnungszeiten: Das kleine Industriemuseum in der Spinnmühle ist immer am letzten Freitag im Monat von 16 bis 20 Uhr und dem darauf folgenden Samstag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.