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Schweinfurt: Wie wird ein Hund eine echte Spürnase? Unterwegs mit den Rettungshunden der Johanniter Schweinfurt

Schweinfurt

Wie wird ein Hund eine echte Spürnase? Unterwegs mit den Rettungshunden der Johanniter Schweinfurt

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    Jürgen Matl ist mit seiner Hündin Juna Teil der Rettungshundestaffel der Johanniter Schweinfurt. Die enge Bindung der beiden ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Suche.
    Jürgen Matl ist mit seiner Hündin Juna Teil der Rettungshundestaffel der Johanniter Schweinfurt. Die enge Bindung der beiden ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Suche. Foto: Torsten Leukert

    Einmal kurz die Schnauze in die Tüte halten und schon sucht Jay die aufgenommene Duftspur. Jay zieht ihre Halterin, Nadja Stettner, an der langen, orangen Leine durch den Deutschhof auf der Suche nach der "Vermissten". Zusammen sind die beiden Teil der Schweinfurter Rettungshundestaffel der Johanniter. Sie üben den Ernstfall: Eine demente Person hat sich offenbar verlaufen, ist zumindest nicht mehr nachhause gekommen.

    Ein durchaus übliches Szenario, sagt der Leiter der Rettungshundestaffel in Schweinfurt, Andreas Ebeling. Demente oder Jugendliche, die weggelaufen sind, seien typische Einsätze. In solchen Fällen kämen dann meist die sogenannten "Mantrailer", also Hunde, die nach einem bestimmten Menschen suchen, zum Einsatz. 

    Einmal schnüffeln und schon wird die Fährte aufgenommen. Nadja Stettner gibt dem Australian-Shepherd-Münsterländer-Mix Jay den Duft der vermissten Person.
    Einmal schnüffeln und schon wird die Fährte aufgenommen. Nadja Stettner gibt dem Australian-Shepherd-Münsterländer-Mix Jay den Duft der vermissten Person. Foto: Torsten Leukert

    Der Spürnase hinterher beim Training in Schweinfurt

    Elf Teams aus Hund und Mensch haben die Johanniter Schweinfurt in diesem Bereich. Wie Ebeling sagt, kommen die Mantrailer vor allem in der direkten Nähe zum Ort des Verschwindens, also innerhalb von Städten und Gemeinden, zum Einsatz. Jay folgt also vom Startpunkt aus einer festen Spur. Nach kaum fünf Minuten ist sie am Ziel: "Lockvogel" Elsbeth Nischt wartet auf einer Bank.

    Ist die Fährte einmal aufgenommen, zieht Jay ihre Halterin durch den Deutschhof in Schweinfurt.
    Ist die Fährte einmal aufgenommen, zieht Jay ihre Halterin durch den Deutschhof in Schweinfurt. Foto: Torsten Leukert

    Aber nicht jede Suche geht so schnell zu Ende. Möglicherweise führt die Spur aus der Stadt heraus und in ein Waldstück? Dann kommen die Flächensuchhunde zum Einsatz.

    Suchhund auch im Wald aktiv: Nasenarbeit ohne Duftspur

    Nur wenige hundert Meter entfernt von Jay, in einem Waldstück Richtung Üchtelhausen, öffnet Jürgen Matl die Box im Kofferraum seines Transporters. Langsam, schüchtern und doch neugierig streckt Juna ihren Kopf aus dem Wagen und schnuppert die Waldluft. Matl legt ihr Geschirr mitsamt kleiner Glöckchen an, und gemeinsam gehen sie zu Andreas Ebeling.

    In dieser Übung ist er der Einsatzleiter, und gemeinsam besprechen sie das Szenario: Die Betreuerin hat eine Heimbewohnerin gesucht. Während die Bewohnerin zwar von sich aus zurückgefunden hat, blieb die Betreuerin über Nacht verschwunden und wird in diesem Waldabschnitt vermutet. 

    Die drei von den Johannitern Schweinfurt bei der Lagebesprechung: Andreas Ebeling, Jürgen Matl und Hündin Juna (von links).
    Die drei von den Johannitern Schweinfurt bei der Lagebesprechung: Andreas Ebeling, Jürgen Matl und Hündin Juna (von links). Foto: Torsten Leukert

    Die Suche bereitet Matl dann akribisch vor: Karte mit Kompass einnorden, Windrichtung mit Spezial-Seifenblasen prüfen, Startpunkt und Suchbereich ins GPS-System eintragen.

    Laut und Such als Kommandos für den Spürhund

    Jürgen Matl kniet sich neben die vierjährige Juna für die emotionale Teambesprechung. Danach gibt er zwei Kommandos: "Laut" und sie bellt zur Einstimmung auf die Suche. "Such" und die Border Collie-Hündin rennt los in den Wald. 

    Jürgen Matl testet die Windrichtung mit Seifenblasen, damit die Flächensuchhündin möglichst gute Chancen auf eine Fährte hat.
    Jürgen Matl testet die Windrichtung mit Seifenblasen, damit die Flächensuchhündin möglichst gute Chancen auf eine Fährte hat. Foto: Torsten Leukert

    Die Flächensuchhunde bekommen vorher keinen Duftstoff einer bestimmten Person. Sie suchen also in einem festen Gebiet nach einer vermissten Person. Wie das funktioniert? "Wenn du verloren gehst, verlierst du in der Minute 40.000 Hautpartikel, und je länger du unterwegs bist, desto stärker breitet sich dein Geruch aus", erklärt Ebeling.

    Auf diesen speziellen Duft, der eine Notsituation anzeigt, sind diese Hunde trainiert. Elf Hund-Mensch-Duos haben die Schweinfurter Johanniter im Bereich der sogenannten Flächen- und Trümmersuchhunde.

    Das Anzeigeverhalten beim Rettungshund: Bellen und Warten 

    Bei der anschließenden Suche läuft Matl auf den Waldwegen. Juna rennt voraus und immer wieder in den Wald hinein. Mit klaren Kommandos sorgt er dafür, dass seine Hündin das Suchgebiet nicht verlässt.

    Hündin Juna wartet während der Erstversorgung der gefundenen Person. 
    Hündin Juna wartet während der Erstversorgung der gefundenen Person.  Foto: Torsten Leukert

    Nach wenigen Minuten bleibt Juna mitten im Wald stehen und bellt. Ein deutliches Anzeigeverhalten. Für Matl das Zeichen, dass sie jemanden gefunden hat. Er nähert sich dem Ort, legt Juna ins Platz und sieht die "Vermisste". Außerhalb der Übung ist Nicole die Frau von Jürgen Matl und ebenfalls Teil der Hundestaffel. Jetzt liegt sie in einem Haufen Nadelholz.

    Darf weder im Hundetraining noch im Ernstfall fehlen: die Belohnung

    Jürgen Matl meldet dem Einsatzleiter Ebeling – im Ernstfall per Funk, aber zu Übungszwecken ist er direkt dabei – "Person gefunden", wärmt die Gefundene mit einer Decke und versorgt ihr scheinbar gebrochenes Bein. Juna bekommt zur Belohnung nicht nur Leckerlis, sondern auch eine Extrarunde spielen. 

    Trainingssituationen wie diese würden einen Großteil seiner Freizeit einnehmen, sagt Matl auf dem Rückweg zum Auto. Das Ehrenamt sei sein wichtigstes Hobby und dafür bringe er die Zeit gern auf. Neben dem wöchentlichen Trainingstag am Wochenende zählt er noch Gehorsams- und Gerätetrainings mit dem Hund sowie regelmäßige Auffrischungen im allgemeinen Sanitätsdienst auf.

    Auf den zeitlichen Aufwand bei der Hunderettungsstaffel müsse man sich einlassen können, sagt deren Leiter. Aber im Gegenzug bekomme man auch einiges. Neben der Finanzierung von Ausbildung und Ausrüstung betont Ebeling den Zusammenhalt und die freundschaftliche Stimmung unter den Ehrenamtlichen.

    Welche Voraussetzungen gelten für die Ausbildung zum Rettungshund?

    Konkrete Voraussetzungen müssten Interessierte kaum mitbringen. Es gebe auch keine feste Liste an Hunderassen. "Jeder kann einfach mal zum Probetraining kommen und dann zeigt sich, ob der Hund geeignet ist", sagt Ebeling. 

    Wichtig sei jedenfalls eine enge Bindung von Mensch und Tier sowie, dass die Hundeführer ihre Hunde im Zweifel auch tragen können. Außerdem dürfe der Hund in Stresssituationen, etwa bei hupenden Autos oder vielen Menschen, keine Aggressivität zeigen. An den meisten Themen könne man aber im Laufe der Zeit auch arbeiten, sagt er. 

    Nadja Stetter, die mit Jay bei den Mantrailern aktiv ist, ist über die Hundeschule auf die Rettungshundestaffel aufmerksam geworden. Jays Talent sei der Trainerin dort aufgefallen. Und sie hatte einen Tipp: "Geh doch mal zu den Johannitern."

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