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Kreis Schweinfurt: Windkraft rund um Schweinfurt: Genug Strom für die Großindustrie?

Kreis Schweinfurt

Windkraft rund um Schweinfurt: Genug Strom für die Großindustrie?

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    Insgesamt haben die 45 Windräder im Landkreis Schweinfurt im Jahr 2018 fast 184 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das erste Windrad wurde bereits 2002 in Schraudenbach errichtet, seit 2016 wurden keine neuen Windenergieanlagen mehr in Betrieb genommen.
    Insgesamt haben die 45 Windräder im Landkreis Schweinfurt im Jahr 2018 fast 184 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das erste Windrad wurde bereits 2002 in Schraudenbach errichtet, seit 2016 wurden keine neuen Windenergieanlagen mehr in Betrieb genommen. Foto: Herbert Ehehalt

    Genau 45 Windräder stehen derzeit im Landkreis Schweinfurt. Das erste wurde bereits 2002 im Wernecker Ortsteil Schraudenbach in Betrieb genommen, die letzten Windräder wurden 2016 errichtet. Gibt es Planungen für weitere Standorte? Wie viel grünen Strom bringen die Windräder und deckt das den Bedarf in der Region? Neun Antworten auf neun Fragen zum Thema Windkraft. 

    Wo stehen wie viele Windräder im Landkreis Schweinfurt?

    In den Gemeinden Dittelbrunn (Ortsteil Pfändhausen), Kolitzheim (OT Oberspiesheim) und in Üchtelhausen (OT Hesselbach) steht jeweils ein Windrad. In Waigolshausen und in Wasserlosen (OT Kaisten) stehen je zwei Windräder. In Frankenwinheim (OT Brünnstadt) befinden sich drei Stück. Fünf Windräder drehen sich in Euerbach (OT Obbach) und sechs in Schwanfeld.

    In der Gemeinde Schonungen stehen elf Windräder. Zwei davon befinden sich in Marktsteinach, vier in Waldsachsen und fünf Stück im Ortsteil Forst. Die größte Anzahl an Windenergieanlagen steht im Gemeindegebiet von Werneck. Dort drehen sich 13 Stück: Zwei in Egenhausen, zwei in Vasbühl, drei in Schraudenbach und sechs in Eßleben.

    Das Landratsamt hat derzeit eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung für eine neue Windkraftanlage ausgestellt. Der Standort liegt auf der Gemarkung von Kaisten. Es wurde bisher noch nicht damit begonnen, das Windrad zu errichten.

    Wo könnten im Landkreis noch Windräder gebaut werden?

    In der Regionalplanung wurden sogenannte Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraft festgelegt. Derzeit ist es nur in diesen Flächen möglich, neue Windräder zu errichten. In einer interaktiven Karte im Internet, dem sogenannten Energieatlas Bayern, können diese Vorrang- und Vorbehaltsflächen angesehen werden. Außerdem lassen sich dort alle bestehenden Windräder anzeigen.

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    Im Landkreis Schweinfurt gibt es mehrere solcher Vorrang- und Vorbehaltsgebiete. Neue Windräder könnten etwa westlich und südlich von Sömmersdorf geplant werden. Auch nördlich und südlich von Maibach könnten Windräder entstehen. In der Gemeinde Werneck stehen Flächen nördlich von Mühlhausen und zwischen Ettleben und Garstadt für Windkraft zur Verfügung. Weiter bestehen solche Flächen östlich von Obereuerheim. Auch im Gemeindegebiet von Üchtelhausen gibt es Vorrang- und Vorbehaltsflächen. Die Gemeinde überlegt derzeit mithilfe von Windkümmerern, ob hier Windräder errichtet werden sollen.

    Bei Obbach, im Gemeindegebiet von Schonungen sowie im Wernecker Ortsteil Eßleben sind ebenfalls Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraft ausgewiesen, auf diesen wurden bereits einige Windräder errichtet.

    Gibt es auch im Altlandkreis Gerolzhofen Vorrang- und Vorbehaltsflächen?

    Ja, südlich der Stadt Gerolzhofen sind Flächen ausgewiesen. Zudem wäre Windkraft zwischen Donnersdorf und dessen Ortsteil Kleinrheinfeld sowie zwischen Traustadt (Gemeinde Donnersdorf) und dem Sulzheimer Ortsteil Mönchstockheim denkbar. Im Regionalplan sind auch Windkraftflächen für Frankenwinheim ausgewiesen, dort befinden sich bereits drei Windräder.

    Wie viel Strom produzieren die Windräder?

    Im Jahr 2018 haben die Windräder im Landkreis zusammengerechnet knapp 184 000 Megawattstunden Strom erzeugt. Am wenigsten Strom produzierte das Windrad in Kolitzheim, das seit 2016 in Betrieb ist. Es ist nur knapp 100 Meter hoch und gemeinsam mit einem Windrad in Schraudenbach das kleinste Windrad im Landkreis. Es erzeugte 905 Megawattstunden im Jahr 2018. Am meisten Strom produzierten die drei Windräder in Frankenwinheim, die seit 2014 in Betrieb sind: im Schnitt jeweils 5843 Megawattstunden.

    Können erneuerbare Energien Schweinfurts Stromverbrauch decken?

    Die Industrie- und Handelskammer Schweinfurt gibt regelmäßig den Energieatlas Mainfranken heraus. Demnach verbrauchte die Stadt Schweinfurt 2016 über 700 000 Megawattstunden im Jahr, wovon über zwei Drittel von Industrie und verarbeitendem Gewerbe genutzt wurden, elf Prozent entfielen auf private Haushalte. Das Gemeinschaftskraftwerk GKS steuert rund drei Viertel des in der Stadt erzeugten Stroms bei.

    Der Landkreis verbrauchte im Jahr 2016 rund 330 000 Megawattstunden, die Hälfte davon wurde in privaten Haushalten benötigt. Im selben Jahr hat der Landkreis circa 360 000 Megawattstunden Strom aus Erneuerbaren Energie erzeugt, davon stammt ungefähr die Hälfte aus Windkraft. Rein rechnerisch könnte sich der Landkreis also selbst mit regenerativem Strom versorgen.

    Wie hoch sind die Windräder bei Schweinfurt?

    Die zwei kleinsten Windräder haben eine Höhe von 99,8 Metern, die beiden größten Windräder stehen in Eßleben und in Schwanfeld, sie sind 207 Meter hoch. Zum Vergleich: Moderne Windräder sind heute meist zwischen 200 und 250 Meter hoch.

    Welche Auswirkungen hat die 10H-Regel auf den Windkraftausbau?

    Windkümmerer Simon Carmagnole sagt, dass mit 10H, also der zehnfachen Höhe eines Windrads als Mindestabstand zu Wohnhäusern, die Flächenkulisse deutlich verkleinert wurde und, dass seit Inkrafttreten dieser Regelungen nicht mehr allzu viele Windenergieanlagen in Bayern errichtet wurden. Es gebe zwar die Möglichkeit, auch in geringerem Abstand als dem Zehnfachen im Konsens mit der Bevölkerung vor Ort Flächen für die Windenergie im Rahmen der Bauleitplanung auszuweisen. "Aber dazu müssen die Kommunen natürlich eine große Portion Eigeninitiative aufbringen und sich das Thema selbstständig zu eigen machen", so Carmagnole. Davor würden viele Gemeinden zurückschrecken.

    Gegen Windkraftplanungen regt sich – wie derzeit im Arnsteiner Stadtteil Schwebenried – häufig Widerstand. Die Akzeptanzforschung zeigt, dass der Widerstand besonders dann stark wird, wenn der Entscheidungsprozess von den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort nicht als fair und transparent wahrgenommen werde.
    Gegen Windkraftplanungen regt sich – wie derzeit im Arnsteiner Stadtteil Schwebenried – häufig Widerstand. Die Akzeptanzforschung zeigt, dass der Widerstand besonders dann stark wird, wenn der Entscheidungsprozess von den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort nicht als fair und transparent wahrgenommen werde. Foto: Günter Roth

    Der Windkümmerer Rolf Pfeifer ergänzt, dass 10H zum fast vollständigen Stopp des Windenergie-Zubaus in Bayern führte. "Dies hat schlicht damit zu tun, dass es einfach keine Flächen im dicht besiedelten Bundesland Bayern mehr gibt, die im 10-fachen Abstand zur Wohnbebauung für Windenergie möglich wären", so Pfeifer. Diese Flächen seien längst schon mit Windenergieanlagen verbaut und wenn dort noch keine stünden, seien oft andere Restriktionen dafür verantwortlich, dass keine Windenergieanlagen gebaut werden, etwa Landschafts- oder Naturschutzgebiete.

    Was sagt das Bayerische Wirtschaftsministerium zum Windkraftausbau?

    Nach Erhebungen des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2020 bayernweit acht Windenergieanlagen gebaut, vier Anlagen genehmigt und neue Genehmigungsanträge für drei Anlagen in Bayern gestellt. Im Jahr 2021 wurden bisher sieben Anlagen zugebaut (Stand Mai 2021).

    Für eine privilegierte Errichtung von Windenergieanlagen stünden unter dem geltenden 10H-Abstand circa 0,02 Prozent der Landesfläche zur Verfügung. Für die Ermittlung wurden Bereiche mit mittleren Windgeschwindigkeiten ab 4,5 Metern pro Sekunde in 160 Metern Höhe nach dem Bayerischen Windatlas 2014 zugrunde gelegt. Ausschlussflächen wurden ausgenommen. Die ermittelten Flächen sind damit ein aus umweltfachlicher Sicht (Naturschutz, Immissionsschutz, Siedlungsbereiche, Verkehrsinfrastruktur) für die Windenergienutzung vermutlich geeignetes Potenzial. Hier stehen voraussichtlich keine natur- und immissionsschutzrechtlichen Belange entgegen. Der 10H-Abstand wurde für die Berechnung pauschal auf 2500 Meter gesetzt, das entspricht einem modernen Windrad mit einer Höhe von 250 Metern.

    Warum gibt es beim Windkraftausbau immer wieder großen Widerstand?

    Nach der Erfahrung von Carmagnole stören sich insbesondere die direkten Anrainer vor Ort vor allem an der Veränderung des gewohnten Lebensumfeldes. "Denn moderne Windenergieanlagen sind natürlich ein maßgeblicher Eingriff in das Landschaftsbild, die Anlagen kann man nicht verstecken", sagt er. Manche Anwohnerinnen und Anwohner würden sich auch um die Auswirkungen, insbesondere die Lärmentwicklung, den Schattenschlag oder auch den Artenschutz sorgen. "All diese Belange werden selbstverständlich sehr gründlich und systematisch im Rahmen des notwendigen Genehmigungsverfahrens nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz geprüft", so Carmagnole. Und keine Windenergieanlage werde genehmigt, wenn sie nicht die gesetzlichen Vorgaben einhält.

    Umfragen zeigen, dass die Akzeptanz der Bevölkerung für die Planung sehr schnell schwinde, wenn der Entscheidungsprozess vor Ort nicht als fair und transparent wahrgenommen werde und der Eindruck entstehe, dass Lasten und Nutzen sehr ungleich verteilt sind. "Interessant ist auch der passende empirische Befund, dass die Akzeptanz bestehender Anlagen im direkten Wohnumfeld laut einer repräsentativen Umfrage der Fachagentur "Windenergie an Land" vom Oktober 2020 mit 83 Prozent recht hoch ist", so Carmagnole. Die größten Herausforderungen entstünden also vor allem während der Projektentwicklung. Hier gelte es, die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig mitzunehmen.

    Zu den PersonenSimon Carmagnole von der ifok GmbH und Rolf Pfeifer von endura kommunal sind zwei der Windkümmerer, die die Gemeinde Üchtelhausen betreuen. Der Begriff Windkümmerer geht zurück auf eine Initiative von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Ziel dahinter ist es, das Thema Windkraft auf kommunaler Ebene voranzubringen. Die Aufgabe als Windkümmerer übernehmen Unternehmen. Sie sollen die Gemeinden neutral und transparent beraten. Die Kosten werden vom Freistaat Bayern übernommen. Seit 2020 sind die Windkümmerer bayernweit in rund 30 Kommunen im Einsatz. In Unterfranken sind sie noch in der Verwaltungsgemeinschaft Ebern in Kooperation mit der Gemeinde Untermerzbach (Lkr. Haßberge) und in Arnstein (Lkr. Main-Spessart) tätig.Quelle: auv

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