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Hesselbach: Windkraft: Ist es vertretbar, für Windräder den Wald zu roden?

Hesselbach

Windkraft: Ist es vertretbar, für Windräder den Wald zu roden?

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    Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner ist selbst Waldbesitzer und hat schon als Kind mit seinem Vater und Opa Bäume gepflanzt. "Der Wald muss geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden", sagt er, dennoch kann er sich vorstellen, Bäume roden zu lassen, wenn sich der Standort für Windkraft eignet.
    Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner ist selbst Waldbesitzer und hat schon als Kind mit seinem Vater und Opa Bäume gepflanzt. "Der Wald muss geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden", sagt er, dennoch kann er sich vorstellen, Bäume roden zu lassen, wenn sich der Standort für Windkraft eignet. Foto: Michael Mößlein

    Wird das Feuchtbiotop Struthwiese durch Windkraft zerstört, wie es die Bürgerinitiative (BI) in Üchtelhausen befürchtet? Bürgermeister Johannes Grebner war es wichtig, zu den Argumenten der BI Stellung zu nehmen. Am Gespräch beteiligte sich auch Rolf Pfeifer, einer der Windkümmerer, der die Gemeinde Üchtelhausen betreut.

    Frage: Sind die Abstände nach der 10-H-Regelung verbindlich?

    Rolf Pfeifer: Die Bayerische Bauordnung und der Windenergieerlass sagen ganz klar, dass es nicht verbindlich ist. Auch die Politik und Herr Söder sagen ständig, dass es null Verbindlichkeit gibt. Aber 10-H wird oft falsch interpretiert, und zwar so, dass die Abstände, die darunter liegen, gesundheitsschädlich sind. Das ist nicht der Fall, außerhalb von Bayern sind die Abstände niedriger.

    Sollte die Gemeinde Üchtelhausen nur so viel Strom produzieren, wie sie selbst benötigt?

    Johannes Grebner: Das ist sehr, sehr eigenständig gedacht. Wir haben das beste Beispiel vor unseren Toren, die Stadt Schweinfurt. Die wird ihren Energiehunger nicht selbst stillen können, der Verbrauch durch die Industrie ist sehr hoch. Unser Vorteil ist, dass die Stadt unser größter Arbeitgeber ist. Wenn jeder sagt, wir machen nur das, was wir brauchen, kommen wir nicht weiter.

    Ist es vertretbar, Windenergieanlagen im Wald zu errichten?

    Grebner: Der Wald hat prinzipiell eine Erholungsfunktion. Er ist Sauerstoff-Lieferant und dient unserer Lebensgrundlage. Der Wald muss geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden, was in unserer Gemeinde auch so gehandhabt wird. Bereits jetzt gibt es Schäden durch Trockenheit, bedingt durch den Klimawandel. Für mich ist es vorstellbar, Wald in gewissen Mengen erstmal zu opfern, wenn es möglich ist, an adäquaten Standorten Windräder aufzustellen. Im Anschluss wird hierdurch mehr Wald gerettet werden. Steigen die Temperaturen weiter, haben wir bald keinen Wald mehr, den man schützen kann.

    Pfeifer: Größter Flächenfresser im Wald ist die Kranauslegerfläche. Allerdings gibt es inzwischen Kletterkräne, die wie beim Bau von Hochhäusern funktionieren. Die Gemeinde könnte sich darauf festlegen, das bei der Ausschreibung als Bedingung zu machen. Das würde die Hälfte der Baumrodungen sparen.

    Grebner: Windkraft im Wald muss absolut im Einklang mit der Natur geschehen. Außerdem wird an anderer Stelle eine Aufforstung vorgenommen. Ich bin selbst Jäger, Waldbesitzer und habe eine Streuobstwiese. Ich forste auf und habe schon als Kind mit meinem Vater und Opa Bäume gepflanzt. Mir ist daher bewusst, wie man nachhaltig mit Wald und Bäumen umgeht.

    Pfeifer: Die bestehenden Waldwege sind für zwölf Tonnen Achslast ausgelegt, die würden beim Bau von Windenergieanlagen nicht überschritten werden. Es findet also keine stärkere Verdichtung der Wege statt als bei Waldarbeiten oder Holztransporten.

    Sind Windkraftanlagen eine Gefahr für die Struthwiese?

    Grebner: Ich war bereits mehrfach vor Ort, auch bei einem Waldbegang. Leider war das Feuchtgebiet des Öfteren ausgetrocknet. Auch Pflanzungen, die die Gemeinde dort durchgeführt hat, sind aufgrund dessen größtenteils vertrocknet. Ich bin daher überzeugt, der Klimawandel macht der Struthwiese sehr zu schaffen. Diesem wollen wir gerade entgegenwirken. Würde man planen, Windräder in der Nähe aufzustellen, dann müssten Fachleute ausführlich prüfen, was möglich ist oder eben nicht.

    Werden die Bürgerinnen und Bürger durch den Lärm belästigt?

    Pfeifer: Es werden vorab Lärmgutachten erstellt, hierfür gibt es klare Grenzwerte. Aufgrund der Abstände würde Üchtelhausen weit unter den Grenzwerten liegen. Und auch vor blinkenden Windrädern muss niemand Sorge haben. Alle Windräder, die ab Ende 2022 gebaut werden, müssen eine "bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung" erhalten. Die Beleuchtung geht dann äußerst selten an, nämlich nur, wenn sich ein Luftfahrzeug in einer bestimmten Höhe und Nähe befindet.

    Ein Kritikpunkt ist, dass Windräder das Landschaftsbild zerstören. Wie stehen Sie dazu?

    Grebner: Man sieht sie, man kann sie sich nicht wegdenken, es sind bauliche Anlagen. Sie setzen mit Sicherheit keine optischen Akzente. Deshalb wollen wir die Windkraft zentralisieren, an einem Ort sind sie eher zu akzeptieren. Ansonsten wird man sich daran gewöhnen, irgendwann ist der Anblick ganz normal, auch wenn ich weiß, dass es am Anfang nicht einfach ist.

    Bringen Windräder einen Verlust an Lebensqualität und einen Wertverlust der Immobilien mit sich?

    Grebner: Ziel ist es, den Erlös bestmöglich für unsere Bürgerinnen und Bürger zu verwenden. Die Einnahmen fließen eins zu eins in unsere Infrastruktur, etwa in Spielplätze, den Straßenausbau, Schulen, Kindergärten oder auch in unsere Vereine. Das wird die Gemeinde nicht abwerten, sondern im Gegenteil sogar aufwerten. Die Leute werden eher hinziehen, als wegziehen. Ich bin überzeugt, dass es zu keinem Wertverlust kommt, wenn das Geld sinnvoll in die Infrastruktur gesteckt wird.

    Pfeifer: Es gibt zahlreiche Gutachten und zwischenzeitlich 30 000 Windenergieanlagen in Deutschland. Nirgendwo wurde nachweislich belegt, dass Immobilien einen Wertverlust erleiden, wenn ein Windpark in der Nähe gebaut wurde.

    Am Brönnhof können keine Windräder errichtet werden, trotzdem wird immer wieder über den Standort gesprochen. Wie ist Ihre Haltung dazu?

    Grebner: Das war der Grundgedanke, denn aus Sicht der Gemeinde und auch meiner Meinung nach wäre der Brönnhof eine geeignete Fläche. Wir haben viel probiert. Aber ich muss ganz klar sagen, wenn es nicht möglich ist, muss ich das als Bürgermeister auch akzeptieren. Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn ich jetzt einen Anruf bekommen würde, weil es doch irgendwie geht.

    Pfeifer: Damit Windräder am Brönnhof gebaut werden könnten, müsste der Regionalplan geändert werden. Das dauert, damit würde in den nächsten zehn Jahren definitiv kein Windrad gebaut werden. Wird der Klimawandel auch zehn Jahre warten?

    Wie geht die Windkraft-Planung in Üchtelhausen weiter?

    Grebner: Am 29. Oktober findet im Gemeinderat die Szenarienwerkstatt statt. Wir nehmen also nicht einfach die alte Planung von vor ein paar Jahren auf, sondern beginnen ganz neu, suchen nach den Standorten, beraten über die Anzahl. Danach haben wir eine Diskussionsbasis, und dann stelle ich mich auch gerne der Diskussion, solange habe ich kein Versprechen gebrochen. Ich hätte das Thema auch einfach ruhen lassen können, denn ich persönlich stehe hierdurch am meisten in der Kritik und mach mir das Leben schwerer. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir jetzt handeln müssen. Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Natur hat es uns bereits gezeigt und wird es uns weiter zeigen, was passiert, wenn wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen. Daher ist es jetzt an der Zeit, sich vernünftig und adäquat mit Windkraft auseinanderzusetzen.

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