Im Tarifkonflikt zwischen den unbefristet streikenden 25 Mitarbeitern der Interseroh Franken Rohstoff GmbH und der Gewerkschaft ver.di auf der einen und der Geschäftsführung auf der anderen Seite sieht es nicht nach einer Annäherung aus. Bestehen die Streikenden auf Verhandlungen über einen Mantel- und Lohntarifvertrag (wir berichteten), so sieht Geschäftsführer Bernhard Seufert dafür „keine Notwendigkeit“. Und: 6,5 Prozent mehr Lohn seien „nicht machbar“.
Die Streikenden machten 20 Prozent der 120 Mitarbeiter des Unternehmens aus, so Seufert, 80 Prozent seien mit den Arbeits- und Entlohnungsbedingungen offenbar zufrieden. Das habe gute Gründe, schließlich liege das Entlohnungsniveau der Firma zwischen 13 und 30 Prozent über dem Tarif des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Statt branchendurchschnittlicher elf Euro verdienten viele 14 bis 16 Euro pro Stunde, ganz zu schweigen von einem Mindestlohn. Von Lohndumping könne keine Rede sein.
In den letzten zehn Jahren habe die Interseroh Franken Rohstoff jährlich die Löhne um zwei bis drei Prozent angehoben, vom Krisenjahr 2009 abgesehen, so Seufert. Weihnachts- und Urlaubsgeld gebe es, auch Sonderprämien. Dass 25 gewerbliche Arbeitnehmer, überwiegend Fahrer, den Betrieb inzwischen unbefristet bestreiken, versteht Seufert nicht: „Wenn wir morgen suchen würden, fänden wir Fahrer ohne Ende, hier verdienen sie 14 bis 16 Euro, woanders elf.“
„Ganz kleine Probleme“
Im Übrigen habe der Streik bislang nur „ganz kleine Probleme“ verursacht: „Wir konnten die Transporte durch verschiedene Dienstleister sicherstellen und unsere Kunden bedienen.“ Der zweite Geschäftsführer Peter Pendt: „Für uns ist wichtig, dass wir unsere Mitarbeiter fair und gut behandeln.“ Das sei der Fall, sonst gäbe es bei uns keine langjährig Beschäftigten im Betrieb“.
Der Kern des Konflikts zwischen Streikenden/ver.di und der Geschäftsführung: Während die Betriebsleiter erst einmal „Gespräche führen“ wollen über die Bedingungen, unter denen das Unternehmen am Markt agiert und dafür den 5. und 8. März angeboten haben, will ver.di-Mann Sinan Öztürk von „Gesprächen“ nichts wissen: „Mit dem Tarifpartner werden über Tarifangelegenheiten keine Gespräche geführt, sondern Verhandlungen“, hatte er am zweiten Warnstreiktag Ende Januar gesagt. Diese habe die Geschäftsführung abgelehnt. Das tut sie bei der Pressekonferenz am Donnerstag weiterhin und fordert ver.di erneut zu „Gesprächen“ auf, denen Verhandlungen folgen könnten.
Doch mit welchem Ziel? Dass die Interseroh Franken Rohstoff GmbH einen Mantel- und Lohnvertrag für unnötig hält, erklären übereinstimmend beide Geschäftsführer. Pendt sieht dadurch die für die Branche notwendige Flexibilität gefährdet und Seufert erklärt gar, durch dieses Ansinnen und den Streik würden „die Arbeitsplätze in Gefahr gebracht“. Doch ein Mantel- und Lohntarifvertrag ist die zentrale Forderung der Streikenden, die erst im vergangenen Jahr einen Betriebsrat gegründet hatten.
Stimmt es, dass Mitarbeitern mit Entlassung gedroht wurde, falls sie sich am Streik beteiligen? Darüber sei ihm nichts bekannt, sagt Seufert. Wurden in diesem Zusammenhang Anmahnungen ausgesprochen? Falls ja, seien sie „sicher berechtigt, ob das der Betriebsratsvorsitzende beurteilen kann, weiß ich nicht.“ Und was ist mit der 6,5-Prozent-Forderung? Aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage sei eigentlich keine Lohnerhöhung möglich, so Seufert. Und: „Lohn- und Manteltarifvertrag benötigen wir nicht.“
Doch, so Seufert, zu Gesprächen sei man weiterhin bereit. Nach einer Aufweichung der verhärteten Fronten sieht das nicht aus.