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Schweinfurt: Wichtige Entscheidung für Wirtschaftsstandort Schweinfurt: ZF plant Ausbau von Werk in Tschechien - IG Metall kündigt Widerstand an

Schweinfurt

Wichtige Entscheidung für Wirtschaftsstandort Schweinfurt: ZF plant Ausbau von Werk in Tschechien - IG Metall kündigt Widerstand an

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    Die Lage beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt ist angespannt. Die Konzernspitze will am 28. Januar eine wichtige Entscheidung darüber treffen, wie es mit der Abteilung Aftermarket weitergeht.
    Die Lage beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt ist angespannt. Die Konzernspitze will am 28. Januar eine wichtige Entscheidung darüber treffen, wie es mit der Abteilung Aftermarket weitergeht. Foto: Anand Anders

    Nachdem der ZF-Konzern im vergangenen Jahr die Umstrukturierung seiner deutschen Standorte angekündigt hatte, stehen weitere Entscheidungen zur Zukunft des Unternehmensstandorts Schweinfurt ins Haus. Laut einer Pressemitteilung der IG Metall Schweinfurt will das Management des Konzerns am 28. Januar offenbar eine Entscheidung darüber treffen, welchen seiner beiden Aftermarket-Standorte – Ostrov in Tschechien oder Schweinfurt – das Unternehmen künftig weiter ausbauen will.

    Nach Einschätzung der Gewerkschaft droht mit einem möglichen Ausbau des tschechischen Werks eine langfristige Verlagerung von Arbeitsplätzen von Schweinfurt dorthin. "Wir stehen vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Entweder wird der Standort Schweinfurt gestärkt oder die Zukunft ist massiv gefährdet", erklärt Thomas Höhn, erster Bevollmächtigte der IG Metall Schweinfurt. 

    ZF bestätigt Ausbau von tschechischem Werk

    Auf Anfrage bestätigt eine ZF-Sprecherin gegenüber dieser Redaktion die geplante Neuausrichtung des Bereichs. "Der Standort Ostrov soll eine Schlüsselrolle zur Versorgung des wachsenden osteuropäischen Marktes spielen." Die geplante Neuausrichtung ermögliche es dem Unternehmen, "weiteres Wachstum und betriebliche Resilienz" zu vereinen. Gleichzeitig werde die Grundlage für Investitionen in die deutschen Standorte geschaffen. Man habe zuvor die Möglichkeit geprüft, die deutschen Standorte, also beispielsweise Schweinfurt, auszubauen. "Mehrere Gründe sprechen jedoch dagegen", so die Sprecherin weiter.

    Zum einen stehe an den bisherigen Standorten keine ausreichende Fläche für das notwendige Wachstum zur Verfügung. Zum anderen seien die Transportwege von und nach Deutschland nicht ausreichend schnell und nachhaltig. "Ein großer Teil der Produkte wird in Osteuropa gefertigt, nach Deutschland zum Verpacken gefahren und dann zurück zum Kunden nach Osteuropa transportiert", verdeutlicht die Sprecherin. Durch die Reduzierung dieser unnötigen Transporte würden Kosten, Bestände und CO₂-Emissionen gesenkt sowie Lieferzeiten und Kundenzufriedenheit verbessert, bekräftigt das Unternehmen.

    Logistikinfrastruktur in Schweinfurt erfüllt Anforderungen nicht

    Man habe von Beginn an alle "relevanten Interessengruppen, insbesondere die Arbeitnehmervertretungen, in den Planungsprozess einbezogen", erklärt der Konzern weiter. Schweinfurt bleibe weiterhin ein "wichtiger Knotenpunkt" in Westeuropa und werde durch die zusätzlichen Kapazitäten in Ostrov "gezielt entlastet". 

    ZF Aftermarket liefert unter anderem Kupplungskomponenten an die Automobilindustrie. Laut Konzern arbeiten derzeit rund 886 der insgesamt 9000 Beschäftigten bei ZF in Schweinfurt im Bereich Aftermarket, davon 454 in der Logistik. In Deutschland beschäftigt die Division insgesamt 2350 Mitarbeiter. Neben Schweinfurt unterhält der Konzern auch einen Bereichsstandort in Ostrov, im Nordosten von Tschechien.

    Belegschaft und Stadt Schweinfurt haben Zukunftskonzept ausgearbeitet

    Derweil bekräftigen die IG Metall und der Betriebsrat die Zukunftsfähigkeit des Schweinfurter Werks. Demnach habe man gemeinsam mit der Stadt Schweinfurt sowie anderen betrieblichen Akteuren ein Konzept für den Standort Schweinfurt erarbeitet. Dieses zeige deutlich, dass "eine Erweiterung in Schweinfurt nicht nur tragfähig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll" ist und die "bessere Lösung" sei.

    Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé und die Wirtschaftsförderer der Stadt und des Landkreises hätten auf einer Konferenz im Dezember erklärt, aktiv den Dialog mit ZF zu suchen, um eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. "Die Stadt Schweinfurt hat dieses Angebot auch schriftlich dem Konzern zugesendet", bestätigt die Gewerkschaft.

    Die angekündigte Entscheidung von ZF passe dementsprechend nicht zu den Herausforderungen, denen sich die Beschäftigten und die Region aktuell stellen müssten. Diese "gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, die dann verlagert werden, sondern auch die langfristige Zukunftsperspektive des Standorts Schweinfurt", fügt Reiner Gehring, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt hinzu. 

    IG Metall will Umdenken herbeiführen und kündigt Widerstand an

    Hierzu ruft die Gewerkschaft am 28. Januar, um 12.15 Uhr unter dem Motto "Stop Ostrov II – Unsere Zukunft bleibt in Schweinfurt" zu einem Aktionstag bei ZF Aftermarket in Schweinfurt auf. Ziel sei es, ZF zu einem Umdenken und einer wirklich ernsthaften Auseinandersetzung mit den vorgelegten Konzepten zu bewegen. Im Zuge der Veranstaltung kann es laut Gewerkschaft in der Zeit von 11.30 bis 13.30 Uhr im Bereich der Ernst-Sachs-Straße/Obere Weiden zu Verkehrsbehinderungen kommen.

    Im vergangenen Jahr kündigte ZF an, die Zahl seiner Beschäftigten in Deutschland bis Ende 2028 sukzessive um rund 11.000 bis 14.000 reduzieren zu wollen. Gewerkschaft und Belegschaft warnten bereits im Vorfeld vor etwa 2000 gefährdeten Arbeitsplätze allein bei ZF. Am Standort Schweinfurt werden derzeit mithilfe von Altersteilzeitprogrammen und Arbeitszeitreduzierung 650 Stellen abgebaut. 

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