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Schweinfurt: WM in Katar: Warum vier internationale Studierende aus Schweinfurt das Turnier befürworten

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WM in Katar: Warum vier internationale Studierende aus Schweinfurt das Turnier befürworten

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    Die WM in Katar ist umstritten. Viele Europäer boykottieren das Turnier. Doch wie sind die Meinungen der Menschen aus dem asiatischen Raum?
    Die WM in Katar ist umstritten. Viele Europäer boykottieren das Turnier. Doch wie sind die Meinungen der Menschen aus dem asiatischen Raum? Foto: Tim Groothuis, Witters

    Menschenrechte, Regenbogenfarben, Kapitänsbinden: Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar sorgt täglich für Diskussionen in Deutschland. Viele Bürgerinnen und Bürger boykottieren das Turnier. Doch wie sind die Meinungen der Menschen, die nicht aus Europa kommen? Diese Redaktion hat vier junge (ehemalige) Studierende aus Pakistan und Indien gefragt, was sie von der Austragung in Katar, von einem Boykott in Deutschland und der Diskussion um die "One Love"-Kapitänsbinde halten.

    Muhammad Raza, 22, FHWS-Student aus Pakistan

    Muhammad Raza studiert an der FHWS in Schweinfurt. Er findet, Katar ist "mehr als fähig, die Veranstaltung auszurichten".
    Muhammad Raza studiert an der FHWS in Schweinfurt. Er findet, Katar ist "mehr als fähig, die Veranstaltung auszurichten". Foto: Khillat Zehra

    "Nach all den Jahren, in denen Südamerika, Afrika und Europa das größte Sportereignis der Welt ausrichten durften, war es Zeit für die arabische Welt. Katar, eines der sichersten und unumstrittensten Länder im Nahen Osten, war die richtige Wahl. Aufgrund seiner Ressourcen war Katar mehr als fähig, die Veranstaltung auszurichten, und das Land hat eine sehr enge Verbindung zum Sport im Allgemeinen. Ich persönlich war schon in jungen Jahren in Doha, und damals fanden dort die Asienspiele 2006 statt. Es war schön zu sehen, wie groß die Leidenschaft für den Sport insgesamt ist.

    Seit der Auslosung hat Katar eine Menge Kritik einstecken müssen. Von den Vorwürfen der Bestechung bis hin zu den Menschenrechtsproblemen für die Bauarbeiter. Diese Probleme sind sicherlich da, aber bevor einige Länder mit dem Finger auf andere zeigen, sollten sie sich erst einmal fragen, ob sie die Länder der Dritten Welt nicht für ihre Geschäfte und Gewinne ausgenutzt haben. Aus diesem Grund halte ich es für heuchlerisch, da viele Unternehmen mit Sitz in Europa seit vielen Jahren Arbeiter (insbesondere Kinder) in Drittweltländern unter schlechten Arbeitsbedingungen ausbeuten.

    Alles beginnt mit der Frage, wer moralisch korrekt handelt. Katar ist ein muslimisches Land und hat ganz andere Werte und Sitten als der Westen. Auch wenn es Akzeptanz geben sollte, sollte die öffentliche Unterstützung der Gemeinschaft nicht mit solchen Sportereignissen verknüpft werden. Solange es um Fußball geht, sollte die Politik nicht involviert sein, und man sollte immer Respekt vor dem Land haben, das man besucht, und einfach die Regeln befolgen, die dort für die kurze Zeit des Aufenthalts gelten. Man muss keine Ideologie durchsetzen, indem man immer noch die Binde trägt." 

    Minto Mathew, 31, ehemaliger FHWS-Student aus Indien

    Minto Mathew studierte an der FHWS und lebt nun in Schweinfurt. "Einem Fußballliebhaber ist es egal, wo das Spiel stattfindet", findet er.
    Minto Mathew studierte an der FHWS und lebt nun in Schweinfurt. "Einem Fußballliebhaber ist es egal, wo das Spiel stattfindet", findet er. Foto: Minto Mathew

    "Abwechslung ist immer gut. Da es sich um eine Welt- und nicht um eine Europameisterschaft handelt, kann sie überall stattfinden. In diesem Sinne ist es kein Problem, eine WM in Katar auszutragen. Es ist der falsche Weg, nur die Bestechungsskandale ins Rampenlicht zu rücken. Andere Länder haben in der Vergangenheit möglicherweise auch das eine oder andere Geschäft unter dem Tisch gemacht, um die WM ins eigene Land zu holen. Aber hier kocht es besonders hoch.

    Natürlich ist die Stimmung bei der WM hier anders als in den vergangenen Jahren, was verschiedene Faktoren hat. Ein häufig genannter Punkt ist die Austragung im Winter. Das Wetter ist nicht gut, dazu kommt die wirtschaftliche Situation, die überall auf der Welt herrscht. Die anderen Faktoren, die den Boykott begünstigen, sind die Medien. Einem Fußballliebhaber ist es egal, wo das Spiel stattfindet. Aber natürlich, wenn es grobe Regelverstöße gab, müssen die Betroffenen bestraft werden.

    Die Diskussion um die Binde finde ich etwas, was beim Thema Fifa überhaupt nicht nötig war. Lasst das Spiel seinen Weg gehen, bringt nicht andere Absichten ein. Es gibt andere Plattformen, um diese Dinge zu klären. Hier in Deutschland geht es bei einem Spielkommentar eher um andere Faktoren als um das Spiel selbst. Das ist voreingenommen."

    Ajwah Abbas, 21, FHWS-Studentin aus Pakistan

    Ajwah Abbas, Studentin in Schweinfurt, freut sich, dass die WM in Katar stattfindet und findet den Boykott in Deutschland heuchlerisch.
    Ajwah Abbas, Studentin in Schweinfurt, freut sich, dass die WM in Katar stattfindet und findet den Boykott in Deutschland heuchlerisch. Foto: Ajwah Abbas

    "Ich freue mich sehr darüber, dass die WM in Katar stattfindet. Das symbolisiert, dass Fußball nicht nur ein europäischer Sport ist, sondern auch in anderen Teilen der Welt geschätzt wird. Der Sport sollte von der Politik getrennt werden und nicht mit irgendwelchen Kontroversen verbunden sein.

    Als ich von dem Boykott in Deutschland hörte, dachte ich, dass das sehr heuchlerisch ist. Nur weil Katar ein muslimisches Land ist und zu seinen Gesetzen steht, fingen die Leute an überzureagieren. Katar kann seine Regeln und Vorschriften nicht innerhalb von 28 Tagen ändern.

    Die Leute wurden richtig wütend, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie im Stadion keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen. Ich sehe darin kein Problem. Alkoholische Getränke könnten die Spannungen zwischen den Menschen verschärfen. Frankreich macht das auch. Aber niemand stellt es infrage, weil es ein europäisches Land ist. Ich nenne das Doppelmoral.

    Die "One Love"-Binde bleibt ein kontroverses Thema. Wie schwer ist es zu verstehen, dass es ihr Land und ihre Regeln sind? Frankreich kann den Hidschab verbieten und Indien kann einen lynchen, weil man Rindfleisch isst, was ist daran anders?

    Aufgrund dieser Hetze und des Boykotts gegen Katar haben die Verleumder eine hasserfüllte und rassistische Rhetorik entwickelt, mit dem Ziel, das katarische Volk und seine Mannschaft zu beleidigen. Eine französische Zeitschrift veröffentlichte kürzlich eine Karikatur, in der katarische Fußballer als Terroristen dargestellt wurden. Warum wird dies nicht angesprochen? Vielleicht sollten wir alle die WM in Ruhe genießen und lieber später in wohlmeinender Art und Weise über die Probleme diskutieren. Katar verbessert sich jeden Tag und gibt sein Bestes, um ein sicherer Ort für Besucher zu sein."

    Umair Farooqui, 22, FHWS-Student aus Pakistan

    Der Student Umair Farooqui findet, die Menschen sollten nicht mit zweierlei Maß messen. 
    Der Student Umair Farooqui findet, die Menschen sollten nicht mit zweierlei Maß messen.  Foto: Umair Farooqui

    "Der Sport sollte immer von der Politik getrennt werden. Auch wenn wir über die vielen Fragen, die gegen Katar aufgeworfen werden, besorgt sind, sollten wir die Spieler der Welt nicht vergessen, die ihr ganzes Leben dem Fußball gewidmet haben, nur um bei diesem Turnier zu spielen.

    Es gibt andere wichtige Plattformen auf der Welt, auf denen Themen wie diese diskutiert werden können. Der Sport sollte in Ruhe gelassen und als das genossen werden, was er wirklich ist. Es ist klüger, zunächst einen Dialog mit dem Land zu führen, als harte Entscheidungen wie einen Boykott zu treffen. Zahlreiche Beispiele haben gezeigt, dass sich auch die Arbeitsbedingungen verbessert haben. Katar hat sich von einem völlig alkoholfreien Land zu einem Land mit speziell ausgewiesenen alkoholischen Zonen entwickelt – ist das nicht ein Fortschritt?

    Nichtsdestotrotz sind diese Probleme erheblich und können nicht über Nacht behoben werden, aber solange Katar bereit ist, sich zu verbessern, sollte man ihnen eine Chance geben. Es ist heuchlerisch, sich Länder herauszupicken und sie zu boykottieren, während zahlreiche Länder weiterhin dasselbe oder sogar noch Schlimmeres mit ihren Bürgern machen. Es ist heuchlerisch, dass wir ein Auge zudrücken und weiterhin chinesische Produkte kaufen, 'weil sie billig sind', während dort unmenschliche Arbeitsbedingungen herrschen. Ich wünschte, wir würden auf die Apartheid in Palästina, wo täglich unzählige Menschenrechtsverletzungen begangen werden, genauso reagieren.

    Die Welt würde besser werden, wenn die Menschen nicht mit zweierlei Maß messen würden. Aber ich denke, es ist einfacher, Katar zu boykottieren, weil es ein 'arabisches' Land ist, oder? Während wir von Katar erwarten, dass es mehr Rücksicht auf die LGBTQ-Gemeinschaft nimmt, müssen wir selbst ihre kulturellen Werte respektieren und ihnen gegenüber nicht mit unserem eigenen moralischen Kompass diktatorisch sein."

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