Wieviel kostet eine Kilowattstunde Strom und was kann man mit dieser Energiemenge alles anfangen? Zwei Fragen, die Doris Schneider von der Unterfränkischen Überlandzentrale (ÜZ) am Girls' Day sechs Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren stellte. Die Antworten waren verblüffend. So um die 50 Euro werde eine Kilowattstunde schon kosten, meinte eine.
Als die Mitorganisatorin des Girls' Day den jungen Damen erklärte, dass man mit einer Kilowattstunde Strom ein Mittagessen kochen oder etwa sieben Stunden fernsehen kann, war das Erstaunen groß und die Mädchen ließen auf einen Preis von 15 Euro herunterhandeln. Dass die Kilowattstunde bei der ÜZ nur 25 Cent kostet, wie sie am Ende erfuhren, hatten die Schülerinnen wirklich nicht gedacht.
Damit war schon am Anfang klar, das der Girls' Day etwas bringt. Die jungen Damen sollten etwas über Energie erfahren und Einblick in eine Berufswelt bekommen, die eigentlich als männlich gilt. Doch die ÜZ würde in den Berufsfeldern Elektronik für Automatisierungstechnik und Vermessungstechnik auch weibliche Auszubildende einstellen, wenn Interessentinnen da wären.
Werkstatt und Baustelle
In zwei Gruppen machten die Mädchen erste Erfahrungen in der Werkstatt und draußen auf ÜZ-Baustellen. Das Besondere dabei: In der Werkstatt zeigten ÜZ-Auszubildende Johannes Dallner, Arnold Hein und Julian Pretscher den Mädchen, wie man richtig lötet oder dass man eine Glühlampe mit einem Streichholz „anzünden“ kann. Die Mädchen erfuhren dabei, dass die Lampe nicht durch die Wärme der Flamme, sondern durch den Lichtkontakt zu leuchten beginnt.
ÜZ-Ausbildungsleiter Thomas Strumpf sprang in der Werkstatt ein, wenn die Azubis einmal etwas nicht wussten, Konrad Schneider führte in die Arbeit im Außengelände ein.
Die 14-jährige Sina Borowski aus Eichfeld sagt, dass ihr besonders das Löten Spaß macht. „Die Azubis erklären uns das hier sehr gut“, meint sie. Von den technischen Berufen, in die sie jetzt hineinschnuppert, wusste sie vorher überhaupt nichts, gibt Sina zu. Jetzt aber glaubt sie, dass sie das auch später einmal richtig interessieren könnte.
Auch Lorena Staudt (14) aus Obervolkach gefällt der Girls' Day in Lülsfeld gut. Die Veranstaltung ist für sie, die noch keine klare Vorstellung von ihrem späteren Beruf hat, eine gute Gelegenheit, sich etwas umzuschauen.
Doris Schneider schließlich verkündet am Ende mit einigem Stolz, dass die Belegschaft der ÜZ mit einem Altersdurchschnitt von 38 Jahren sehr jung ist und dass 85 Prozent der Mitarbeiter aus der Ausbildung im eigenen Haus kommen. Der Anteil der Azubis an der Gesamtbelegschaft beträgt 22 Prozent.
Wie entsteht ein Förderband?
Auf einem ganz anderen Gebiet, nämlich in der Firma Industrieprodukte Meißner (IPM) in Donnersdorf, hat sich Lisa Stapf aus Vögnitz umgesehen. Im praktischen Teil des Tages zeigte Obermonteur Gerd Keller der Zwölfjährigen, wie ein Förderband entsteht. Wenn das Förderband fertig ist, wird es an einen Reifenhersteller mit einem Werk in Brasilien gehen.
Im zweiten Teil der Firmenerkundung darf Lisa im Büro zuschauen, wie die Mitarbeiter mit der Auftragsbearbeitung umgehen.
„Ich kann mit gut vorstellen, auch mal eine Frau als Industriemechanikerin auszubilden. Auch unter den Mädchen gibt es gute Handwerkerinnen“, sagt Firmenchef Winfried Meißner. Der derzeit einzige Auszubildende im Betrieb ist männlich und heißt Sebastian Stapf. Er ist Lisas Cousin und über ihn kam Lisas Kontakt zur Firma Meißner zustande.
Auch Lisa hat sich noch nie über einen Männerberuf kundig gemacht. Genau darum soll es ja beim Girls' Day gehen. Der Tag in Donnersdorf hat der Mittelschülerin aus der Gerolzhöfer Außenstelle Traustadt gut gefallen.