Die Konferenz für Umwelt und Entwicklung von Rio de Janeiro verabschiedete 1992 ein umfangreiches Aktionsprogramm, damit nachfolgende Generationen noch in einer gesicherten Welt leben können. In dem Programm ist die „Nachhaltige Entwicklung“ das Schlüsselwort. Auch ist jede Kommune aufgefordert, mit ihren Bürgern eine „Kommunale Agenda 21“ zu beschließen. In Schweinfurt geschah dies mit einem einstimmigen Stadtratsbeschluss am 3. März 1998.
Die Arbeitsgruppen sind mit Ehrenamtlichen besetzt, die sich mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Themen zur Stadtentwicklung beschäftigen. Aktionen und Projekte können die Gruppen, soweit kein Geld von der Stadt gebraucht wird, selbstständig umsetzen. Aktuell gibt es neun Arbeitsgruppen: Ökologisches Bauen, Nachhaltige Stadtentwicklung, Selbstbestimmtes Wohnen im Alter, Barrierefreies Schweinfurt, Schweinfurt für Alle, Jung & Alt, Energiebedarfsreduzierung bei Gebäuden, Integration, Umweltprojekte an Schulen und den Arbeitskreis Natur.
Der Runde Tisch
Sobald Geld von der Stadt gebraucht wird, ist der übergeordnete Runde Tisch (besteht aus Vertretern aller Arbeitsgruppen und einem gewählten Sprecher, derzeit Erich Ruppert) einzuschalten. Befürwortet der Runde Tisch einen Antrag, wird dieser an den Agenda-Beirat weitergeleitet. Sitz und Stimme haben dort: Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, der Ordnungs- und Umweltreferent der Stadt, Jürgen Montag, der Leiter der Stabsstelle Lokale Agenda, Günter Kopic und der Sprecher des Runden Tisches, Erich Ruppert. Der Beirat kann die Anträge nicht ablehnen, jedoch mit einer Stellungnahme versehen. Die Entscheidung trifft der Stadtrat. Bislang, also in zehn Jahren, war das 25 Mal der Fall. Die Stabsstelle ist das Bindeglied zwischen den Arbeitsgruppen und der Stadtverwaltung.
Bereits 30 Projekte umgesetzt
Bislang wurden mit und ohne Geld der Stadt neben zahlreichen Veranstaltungen etwa 30 Projekte umgesetzt, darunter: die Jagdvollzugsrichtlinien (naturnahe Entwicklung von Wald und Wild), die Renaturierung des Höllenbachs, die Umweltfahrkarte (auf den Strecken Gerolzhofen und Heidenfeld) und die Ausarbeitungen „Quo vadis Schweinfurt“, „Grüne Bänder“ und „Lebendige Altstadt“, die in das Stadtentwicklungskonzept eingeflossen sind. Das „Interkulturelle Begegnungszentrum für Frauen e.V.“ geht auf eine Initiative der Agendagruppen zurück, was auch für „Radstation“ am Reichelshof gilt. Überarbeitet wird derzeit die „Energiefibel“. Die jährlichen Kosten für die Stadt belaufen sich auf etwa 60 000 Euro, vor allem Personalausgaben für die Stabsstelle.
Ordnungs- und Umweltreferent Jürgen Montag dankte am Ende des Zwischenberichts allen ehrenamtlich Engagierten. Die Lokale Agenda sei in Schweinfurt nicht wie in anderen Städten eingeschlafen, sondern „sehr aktiv, sehr rührig und sehr lebendig“.
Herbert Wiener meinte, dass in den zehn Jahren Vieles geleistet worden sei. Er vermisste jedoch Aussagen zu den Organisationsgrundsätzen. So interessierte ihn, ob der Dauervorsitzende Erich Ruppert irgendwann einmal zur Wiederwahl antrete, warum es nur einen Sprecher gibt (bei Gründung waren es zwei) und warum der Ordnungs- und Umweltreferent im Beirat sitzt. Dies sei in den ersten Jahren nicht der Fall gewesen.
Auf erneuten Antrag von Herbert Wiener (22 zu 20 Stimmen) wird die Stadtverwaltung in einer der nächsten Sitzungen des Bauausschusses detailliert über die Organisationsgrundsätze informieren.