Die Nachricht löste ein Beben am Wirtschaftsstandort Schweinfurt aus. Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass ZF die gesamte Sparte "Elektrifizierte Antriebstechnologien" – die sogenannte E-Division – intern auf den Prüfstand stellt, herrscht bei der Schweinfurter IG Metall höchste Alarmbereitschaft.
"Sollte ZF die Division E tatsächlich aus dem Konzern herauslösen, wäre das ein Wendepunkt für Schweinfurt – mit unkalkulierbaren Folgen für den gesamten Standort", sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. Eine derartige Entscheidung bürge aus Sicht der Arbeitnehmervertreter ein immenses Risikopotenzial – nicht nur für die Beschäftigten der Division E selbst, sondern für den gesamten Standort.
E-Mobilitätssparte mit Abstand wichtigster Bereich von ZF in Schweinfurt
Die Abteilung sei tief in die Strukturen Schweinfurts eingebunden – wirtschaftlich, technologisch und organisatorisch. Konzernweit arbeiten über 20.000 Beschäftigte in der Pkw-Antriebssparte. Zur Verdeutlichung: von den insgesamt 9000 ZF Beschäftigten in Schweinfurt, arbeiten 6000 davon im Bereich E-Mobilität. Der Konzern stellt hier unter anderem Elektromotoren für Premiumhersteller wie Porsche, BMW und Mercedes her. Zuletzt hatte ZF über 350 Millionen Euro in die Elektromobilität am Standort investiert.
"Ein Herauslösen dieses Bereiches würde Schweinfurt nachhaltig schwächen und zentrale Synergien im Konzern zerstören."
Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt
Sie sei damit das "Herzstück" des Gesamtkonzerns, so Höhn weiter. "Ein Herauslösen dieses Bereiches würde Schweinfurt nachhaltig schwächen und zentrale Synergien im Konzern zerstören." Die IG Metall Schweinfurt habe diese Einschätzung mit Klarheit gegenüber dem Management und der Belegschaft deutlich gemacht.

Eine Diskussion über einen sogenannten "Carve-Out" – also eine Ausgliederung des Geschäftsbereich – sorge nur für unnötige Unruhe, meint Thomas Höhn. Stattdessen müsse der Fokus darauf liegen, die operativen Herausforderungen von ZF zu lösen und die Division wettbewerbsfähig aufzustellen. "Auf dieser Basis war und ist die IG Metall zu gemeinsamen Lösungen mit dem Unternehmen bereit", bekräftigt Höhn.
IG Metall würde Ausgliederung nicht hinnehmen
Erst Ende 2024 hatten Betriebsrat und IG Metall einer Absenkung der Arbeitszeit für Mitarbeitende bei der ZF in Schweinfurt auf 32,5 Stunden für sieben Monate zugestimmt. Damit leiste die Belegschaft aus Sicht der Gewerkschaft bereits einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung des Standorts. Dieses Entgegenkommen würde durch eine mögliche Ausgliederung jedoch konterkariert. Höhn stellt klar: "Eine Ausgliederung der Division E ist für die Arbeitnehmervertretung keine Option. Wir werden mit Entschlossenheit dagegenhalten."
Im Juli 2024 ließ eine Pressemitteilung des ZF-Konzerns die Arbeitnehmervertreter aufhorchen. Sie enthüllte, dass die Division E und ihr Antriebsstrang nicht mehr zu den strategischen Kernbereichen des Konzerns gehören. Stattdessen sprach das Unternehmen in dieser Mitteilung von "Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften".
ZF-Konzern ist hoch verschuldet
Die IG Metall hat diese Formulierung in den letzten Monaten auf mehreren Veranstaltungen unter dem Motto "SOS-Kugellagerstadt" öffentlich kritisiert und als "fatales Signal" bezeichnet. Immer wieder warnte die Gewerkschaft davor, dass der Konzern die Elektromobilität zunehmend infrage stelle.
Neben dem Einbruch beim Verkauf von E-Autos kämpft der Konzern mit hohen Schulden. Laut der Datenplattform Statista betrugen diese (Stand 2023) etwa 13,8 Milliarden Euro. Diese resultieren unter anderem aus Zukäufen des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco vor einigen Jahren. Zugleich hat der Zulieferer Milliarden Euro in die Transformation hin zum Elektroantrieb investiert.