Die Debatte um das Heizungsgesetz im vergangenen Jahr hat den Ruf der Technik ordentlich angekratzt. Die Verunsicherung ist groß, mittlerweile lassen sich weniger Hausbesitzer Wärmepumpen einbauen als noch 2023. Und das, obwohl die Technik sich rasant entwickelt und selbst alt gediente Heizungsbauer offenbar eine Menge von der Wärmepumpe halten. Nicht zuletzt das wurde deutlich, als die Innung für Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Schweinfurt-Main-Rhön ihr Wärmepumpenzentrum im SHK-Bildungszentrum eröffnete.
Ein Jahr später als ursprünglich geplant. Auch, weil Wärmepumpen 2023 extrem gefragt und damit schwierig zu bekommen waren. Damals war die Wärmepumpen-Welt noch in Ordnung, der Absatz boomte, sagt Josef Bock. Heute ist das anders, die Verkaufszahlen sind 2024 eingebrochen. Der Geschäftsstellenleiter und Obermeister Heinz Schuchbauer sind sich mit Innungskollegen einig: Jetzt muss das Handwerk aufklären, muss die Kundinnen und Kunden informieren über eine klimafreundliche Technik, die für Bock schon fast ein Herzensanliegen ist. Überzeugungsarbeit ist gefragt.
70 Heizanlagen sind auf dem Gelände des Bildungszentrums im Schweinfurter Gewerbegebiet Hainig installiert – von Kachelöfen über Gas- und Ölheizungen bis hin zu 14 Wärmepumpen, elf davon im neuen Wärmepumpenzentrum. Nicht nur Technik zum Anschauen.

Die Geräte sind in Betrieb. Das Wärmepumpenzentrum ist für die Aus- und Weiterbildung gedacht, aber auch Endkunden können sich die Wärmepumpen verschiedenster Hersteller im Betrieb anschauen, sich informieren lassen, sagt Bock, der mit seinem Team an diesem Eröffnungstag ein dickes Lob einfährt.
Was das Wärmepumpenzentrum in Schweinfurt so einmalig macht
Das Wärmepumpenzentrum sei einmalig in Deutschland, vielleicht sogar in Europa, machen nicht nur Vertreter aus Politik und Industrie bei der Eröffnung deutlich. Auch für Katja Weinhold ist der Start des Aus- und Weiterbildungszentrums ein Meilenstein. Die Pressesprecherin des Bundesverbands Wärmepumpe, in dem neben Herstellern auch Handwerker und Innungen vertreten sind, ist das Besondere klar: Hier könne an den Anlagen praktisch gearbeitet werden, neben der theoretischen Ausbildung.

Dass dies wichtig ist, zeigen nicht nur die Querverweise von Herstellern auf unzählige Anrufe von Heizungsbauern, was die Installation betrifft. Auch Stefan Köppe, der Bock als Geschäftsstellenleiter folgen wird, wenn dieser nach 32 Jahren im Juli in den Ruhestand geht, weiß, dass in der Anfangszeit der Wärmepumpen vieles nicht rund lief. Nicht nur, was die politische Debatte und manche Defizite im Gesetz betrifft. Es gebe einige Fälle, in denen Billigteile eingebaut wurden – oder einfach die falsche Wärmepumpe für das betreffende Haus.
Was bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe wichtig ist
Die richtige Wärmepumpe passgenau herauszusuchen und das Angebot auf die Bedürfnisse des Kunden zurecht zu schneidern, ist die Aufgabe, vor der Heizungsbauer stehen. Eine lösbare, wie sie betonen. Landesinnungsmeister Erich Schulz sieht daneben die Aufklärungsarbeit als die große Herausforderung für die Branche, die Wärmepumpentechnik als zukunftsweisend, die Bundesförderung für effiziente Gebäude an sich als gutes Gesetz, das alle Energieträger ermögliche und den Endkunden unterstütze. Auch wenn der Absatz an Wärmepumpen aktuell eingebrochen sei, ist er überzeugt: "Das dreht sich, wir werden viel zu tun haben."

Einer, der offenbar nach dem Gespräch mit den Experten im Wärmepumpenzentrum überzeugt war, ist Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Die Technik funktioniere, auch für Geschoss- und Altbauten, so Remelé, nun müsse man diese auch den Menschen vermitteln, von denen viele verunsichert seien.
Schweinfurts stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann, die auch die Landkreise Rhön-Grabfeld und Haßberge vertrat, hält das Handwerk in diesem Punkt für den entscheidenden Treiber, "auf dem weiten Weg zur Transformation". Zur Eröffnung gekommen war auch Brigitte Meyerdierks, stellvertretende Landrätin von Bad Kissingen.
Die Fördertöpfe für Wärmepumpen-Käufer sind gut gefüllt, sagt die Expertin
In Zukunft, so Josef Bock, wird das Wärmepumpenzentrum bundesweit seine Aus- und Weiterbildung anbieten. Das grobe Konzept steht, jetzt geht es an die Details. Von dem Thema, der Wärmepumpen-Technik ist Bock nicht nur überzeugt, er brennt für das Thema. So sehr, dass auch in seinem Haus längst eine Wärmepumpe läuft.

Die Förderbedingungen seien gut, sagt der Fachmann. Rund 55 Prozent gebe es bei normalen Einkommen, sogar bis zu 70 für Hausbesitzer mit geringem Verdienst, wie Rentner. Die Fördertöpfe, sagt Katja Weinhold vom Bundesverband, sind gut gefüllt; die Förderung sei so gut wie nie. Die Anträge dagegen flau. Unter 9000 waren es bis zum April dieses Jahres und damit weniger als noch 2022.
Das Wärmepumpenzentrum ist in erster Linie für die Aus- und Weiterbildung innerhalb der Branche gedacht, will aber auch offen sein für Endkunden. Details werden gerade abgeklärt. Wie die Innung auf Nachfrage erklärt, wird der Vorstand am 4. Juni das Thema "Besichtigung des Wärmepumpenzentrums für Endkunden" besprechen. Anschließend werde man auf der Homepage der Innung, auf Instagram und auch in dieser Zeitung Informationen zu Öffnungszeiten etc. bekannt geben.