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Aschaffenburg: Bundesweit einzigartig: Unterfränkisches Krankenhaus schafft auf der chirurgischen Station die Hierarchien ab

Aschaffenburg

Bundesweit einzigartig: Unterfränkisches Krankenhaus schafft auf der chirurgischen Station die Hierarchien ab

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    Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau: In der Chirurgie geht man dort jetzt radikale Wege mit einem einzigartigen Konzept für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ärzteschaft und Pflege. 
    Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau: In der Chirurgie geht man dort jetzt radikale Wege mit einem einzigartigen Konzept für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ärzteschaft und Pflege.  Foto: Pascal Höfig (Archivbild)

    Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau geht neue und bundesweit einzigartige Wege, um dem Pflegenotstand ganz praktisch zu begegnen: In den kommenden Monaten wird eine chirurgische Station "gänzlich neu strukturiert und organisiert". Die Ziele: mehr Arbeitszufriedenheit bei Pflegekräften und Ärzten, mehr Zeit für die Kernaufgaben – und damit am Ende eine bessere Behandlung im umfassenden Wortsinn für alle Patientinnen und Patienten.

    Prof. Dr. Hubertus Schmitz-Winnenthal, Chefarzt der Allgemeinchirurgie und Initiator des in dieser Form deutschlandweit einmaligen Pilotprojektes, ist sicher: "Es besteht kein Zweifel daran, dass sich etwas ändern muss, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein."

    Idee: Im Arbeitsalltag der Klinik konsequent auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen

    Der Fokus des Projekts liegt nach Angaben des Klinikums auf der interdisziplinären Zusammenarbeit der verschiedenen Gesundheitsberufe, auf untereinander optimal abgestimmten Tagesabläufen und auf dem Abbau von Hierarchien. Das Ziel seien Strukturen, die konsequenter als bislang üblich auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ausgelegt seien.

    Das Außergewöhnliche an dem Ansatz: Die Arbeitsstrukturen sollen von den Mitarbeitenden selbst entwickelt und kontinuierlich angepasst werden, wie es aus dem Klinikum heißt. Nichts werde von oben herab oder gar von externen Beratern diktiert. Die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden seien die wichtigsten Säulen des Konzepts, sagt Schmitz-Winnenthal.

    Die Modellstation soll bereits 2023 den Betrieb aufnehmen

    Ebenso einzigartig sei die gemeinsame Vorbereitung aller unmittelbar Beteiligten vor dem Projektstart: In einer Basisausbildung in selbstorganisiertem Arbeiten geht es um Themen wie hierarchiefreie Kommunikation, Entscheidungsfindung und Konfliktlösung. Der Zeitplan ist ehrgeizig, heißt es aus der größten Klinik im Mainviereck: "Ab Januar 2023 wird die Modellstation dann ihre Arbeit mit neuem Konzept im täglichen Regelbetrieb der Klinik aufnehmen."

    "Es besteht kein Zweifel daran, dass sich etwas ändern muss, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein": Prof. Dr. Hubertus Schmitz-Winnenthal, Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau und Initiator des deutschlandweit einmaligen Pilotprojektes.
    "Es besteht kein Zweifel daran, dass sich etwas ändern muss, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein": Prof. Dr. Hubertus Schmitz-Winnenthal, Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau und Initiator des deutschlandweit einmaligen Pilotprojektes. Foto: Main-Echo/Stefan Gregor

    "Wir wünschen uns Mitarbeiter für dieses Projekt, die echte Pioniere sind und etwas verändern wollen. Sie müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen", sagt Schmitz-Winnenthal mit Blick auf die anstehende Personalauswahl. Der Chefarzt hofft, möglichst viele Bewerber zu finden, die eine komplett neue Arbeitsorganisation entwickeln und ausprobieren wollen.

    Leiter der Chirurgie nennt Vorbild aus den Niederlanden

    Schmitz-Winnenthal ist vom Sinn der angestrebten Veränderungen fest überzeugt. Schließlich gebe es international bekannte Beispiele, die belegten, dass grundlegende Strukturänderungen und selbstbestimmtes Arbeiten zu mehr Zufriedenheit bei Mitarbeitenden und den Patienten führe. Konkret nennt der Chefarzt das erfolgreiche Pflegekonzept "Burtzoorg" aus den Niederlanden, das weitgehend hierarchiefrei arbeite und auf die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden setze.

    Der Chirurg freut sich, dass die Geschäftsführung der Klinik die notwendigen Ressourcen für dieses Projekt zur Verfügung stellt. Klinikgeschäftsführer Sebastian Lehotzki sagt zu der Initiative nach Angaben des Klinikums: "In der aktuellen Situation ist kein Handeln ein Rückschritt."

    Arbeitsroutinen müssten komplett neu gedacht werden

    Schmitz-Winnenthal beschäftigt sich seit langem mit New-Work-Ideen und der Möglichkeit, Strukturen im Gesundheitswesen an den Beschäftigten und ihren primären Aufgaben – dem Wohl der Patienten – zu orientieren. Die klassische Rollenverteilung zwischen Pflege und Ärzteschaft habe ausgedient, ist er sicher, Arbeitsroutinen müssten komplett neu gedacht werden. Der Chefarzt und seine Mitstreiter aus Pflege und Ärzteschaft sehen in Selbstorganisation und Eigenverantwortung die Chance, Fachkräfte zu halten und zurückzugewinnen.

    "Wir versuchen, das Gesundheitssystem konkret und von innen heraus zu verändern", sagt Schmitz-Winnenthal zum Aschaffenburger Weg. "Der Patient muss wieder im Mittelpunkt stehen. Die Mitarbeiter bekommen wieder die Möglichkeit, das zu machen, wofür sie den Beruf eigentlich ergriffen haben: um kranken Menschen zu helfen."

    Veröffentlichung des Artikels mit freundlicher Genehmigung des Main-Echo, Aschaffenburg

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