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Würzburg: 1000 Euro pro Tonne: Wie die Main-Post und andere Tageszeitungen mit dem steigenden Papierpreis umgehen

Würzburg

1000 Euro pro Tonne: Wie die Main-Post und andere Tageszeitungen mit dem steigenden Papierpreis umgehen

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    Teurer Rohstoff auf Rollen: Der Preis für Zeitungspapier ist in den vergangenen zwölf Monaten enorm gestiegen.
    Teurer Rohstoff auf Rollen: Der Preis für Zeitungspapier ist in den vergangenen zwölf Monaten enorm gestiegen. Foto: Christoph Weiss

    Die Inflation macht auch vor den Papierpreisen nicht halt. Der Rohstoff für den Zeitungsdruck ist innerhalb eines Jahres um rund 230 Prozent teurer geworden. Das hat auch Folgen für die Main-Post und andere Medienhäuser in Franken.

    "Die Preise gehen förmlich durch die Decke", sagt David Brandstätter, Geschäftsführer der Main-Post. Ob und wann sich die Preise wieder normalisieren, könne derzeit niemand einschätzen. Brandstätter ist sich jedoch sicher: "Wir werden nie wieder die Papierpreise haben, die wir noch vor zwei Jahren hatten."

    Nachfrage nach Druckpapieren ist Verband zufolge kontinuierlich gesunken

    Der Preisanstieg hat mehrere Gründe, wie Gregor Andreas Geiger, Geschäftsführer des Papierindustrie-Verbands, erläutert: "In den vergangenen zehn bis zwölf Jahren ist aufgrund der zunehmenden Digitalisierung die Nachfrage nach Druckpapieren kontinuierlich gesunken, auch die nach Zeitungsdruckpapieren." Durch diese Entwicklung hätten sich auch die Produktionskapazitäten für Druckpapiere in ganz Europa "praktisch halbiert". Maschinen seien stillgelegt oder für die Herstellung von Papier für Verpackungen umgebaut worden, sagt Geiger.

    Nach dem Ende des Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr stieg im November und Dezember 2021 außerdem die Nachfrage nach Werbeprospekten, mit denen der stationäre Handel die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder zum Kauf anregen wollte, deutlich an. Diese sogenannten Postwurfsendungen werden auf Zeitungsdruckpapier gedruckt.

    "Ab Februar 2022 stiegen mit dem Beginn des Ukrainekriegs die Energiepreise dann explosionsartig", sagt der Geschäftsführer des Verbandes. "Das führte zwangsläufig zu weiteren Preissteigerungen für das energieintensive Produkt Papier."

    Das knappe Angebot ließ die Papiervorräte vieler Druckereien schrumpfen. Auch bei der Main-Post waren die Lager zeitweise bedenklich knapp gefüllt, erinnert sich Geschäftsführer Brandstätter. Weil das Medienhaus ein "extrem treuer Kunde" der in Eltmann (Lkr. Haßberge) ansässigen Papierfabrik Palm sei, habe aber nie Gefahr bestanden, dass das Papier tatsächlich ausgeht. Die Main-Post habe sogar anderen Verlagen aushelfen können und Papier zur Verfügung gestellt.

    Derzeit hat die Main-Post in Würzburg dem Geschäftsführer zufolge so viel Zeitungsdruckpapier bevorratet, dass es für sechs bis sieben Wochen reichen würde: "Das ist aus Sicherheitsgründen etwas mehr als üblich", erklärt Brandstätter. Jährlich benötigt die Main-Post für die Tageszeitungen rund 7000 Tonnen Papier.

    David Brandstätter, Geschäftsführer der Main-Post und Vorsitzender des dpa-Aufsichtsrats
    David Brandstätter, Geschäftsführer der Main-Post und Vorsitzender des dpa-Aufsichtsrats Foto: Marcus Brandt, dpa

    Trotz der gestiegenen Rohstoffpreise soll sich an der gedruckten Zeitung für Leserinnen und Leser kaum etwas ändern. "Am redaktionellen Umfang sparen wir so gut wie nichts ein", versichert Brandstätter. Die gestiegenen Rohstoffpreise werden allerdings voraussichtlich zu einer Erhöhung des Zeitungspreises führen.

    Um die gestiegenen Papierkosten zu kompensieren, prüft das Unternehmen, ob sich die Zahl der Erscheinungstage der von der Main-Post herausgegebenen Anzeigenblätter reduzieren lässt. Dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Druckerei sich schon vor der Energiekrise darüber Gedanken gemacht hätten, wie sich der Rohstoff bestmöglich nutzen lässt, zahle sich Brandstätter zufolge jetzt nicht nur ökologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich aus.

    Die Main-Post hat ein Verfahren entwickelt, um auch jenes Papier nutzen zu können, das bislang nicht vollständig von den Rollen abgewickelt werden konnte. Zudem bekommen Angestellte als Anreiz eine Prämie, wenn bei der Zeitungsproduktion weniger Makulatur anfällt.

    Ungeplante Mehrkosten für Tageszeitungen in Franken

    Auch andere Medienhäuser betrifft die Preissteigerung auf dem Papiermarkt. Der Verlag Nürnberger Presse, der die "Nürnberger Nachrichten" und die "Nürnberger Zeitung" herausgibt, sieht sich einer "massiven Erhöhungen" des Papierpreises ausgesetzt. "Anzeigenblätter stehen auf dem Prüfstand, kostenlose Belegexemplare für bestimmte Zielgruppen werden gestrichen", sagt der Technische Leiter Michael Bendel. Die Abo-Preiserhöhung für die Tageszeitung falle gegenüber den Vorjahren höher aus. "Aus diesem Grund planen wir derzeit noch keine großen Umfangsreduzierungen", teilt Bendel mit.

    Laut dem Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, Walter Schweinsberg, liegt der Papierpreis seit Wochen bei rund 1000 Euro pro Tonne. Das seien rund 400 Euro mehr als der Planwert für 2022 vorsah und 600 Euro mehr als im Vorjahr. Eine "außerordentliche Abo-Preiserhöhung" habe man beim "Fränkischer Tag" aber nicht vorgenommen, so der Geschäftsführer.

    Der Geschäftsleitung des Main-Echos zufolge war es vor der Corona-Pandemie möglich, mit den Papierproduzenten zu verhandeln. "Aktuell ist es ein Preisdiktat der Papierindustrie", teilt das Medienhaus mit Sitz in Aschaffenburg mit. Nicht nur aufgrund der sehr stark gestiegenen Papierpreise sehe sich das Unternehmen dazu gezwungen, "auch die Preise für die werbungtreibende Wirtschaft und für unsere Abonnenten anzupassen".

    Als Beispiel nennt die Geschäftsleitung neben den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen auch den Anstieg des Mindestlohns. Allerdings, so das Main-Echo, sei "eine Umlage all dieser Kostensteigerungen auf unsere Kunden nicht ansatzweise möglich". 

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