Es war eine Nachricht, die bei den Bürgerinnen und Bürgern auf gemischte Reaktionen gestoßen ist: In Gerbrunn wird eine Notunterkunft für rund 130 Geflüchtete eingerichtet. Erste Ankömmlinge erwartet man bereits um den 20. März, einem Mittwoch. Um die Ungewissheit der Anwohnerschaft aus dem Weg zu räumen, lud die Gemeinde zu einer Infoveranstaltung in die Mehrzweckhalle ein. Neben Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (SPD) war auch Landrat Thomas Eberth (CSU) mit einer kleinen Delegation gekommen.
"Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe"
Landrat Thomas Eberth
Im Januar befanden sich 3446 Personen mit Fluchthintergrund im Landkreis Würzburg
Im Januar befanden sich 3446 Personen mit Fluchthintergrund im Landkreis Würzburg, davon 1826 in behördlichen Unterkünften. Jede Woche kommt ein Bus mit rund 54 weiteren. "Wir sind in großen Teilen überfordert, aber müssen damit klar kommen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", gab Eberth zu bedenken. Der Landkreis finde zum Glück immer wieder Partner, die möglichen Wohnraum zur Verfügung stellen würden, womit auch vermieden werden konnte, dass man Sport- oder Mehrzweckhallen belegen musste, sagt er.
Beim der neuen Notunterkunft in Gerbrunn handelt es sich um ein ehemaliges Bürogebäude im Gewerbegebiet "Am Kirschberg" am nördlichen Ortsrand. Auf drei Etagen werden dort bis zu 130 Geflüchtete Platz finden, mindestens solange ihr Aufenthaltsstatus geprüft ist. Neben Zimmern, in denen vier bis sechs Leute schlafen werden, gibt es auch Toiletten und Aufenthaltsräume, geduscht werden muss in Containern auf dem Hof, so die Info bei der Versammlung.

Anwohnerinnen und Anwohner waren der Einladung in großer Zahl gefolgt
Die Unterkunft wird unter anderem von der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem Malteser-Hilfsdienst und der Caritas betreut. Es gibt ein Catering mit drei Mahlzeiten, zudem wird Deutsch- und Integrationsunterricht angeboten, hieß es bei der Veranstaltung. Bei der Verteilung der Geflüchteten versuche man möglichst nur eine einzelne Nation in der Unterkunft unterzubringen, da dies erfahrungsgemäß einem friedlichen Klima zuträglich sei, betonte der Koordinator für Notunterkünfte des Landkreises Harald Brandt.

Anschließend stellte man sich den Fragen der Anwohnerinnen und Anwohner, die der Einladung in großer Zahl gefolgt waren. Eine sichtlich aufgebrachte Frau erzählte, dass im Bürogebäude derzeit noch eine ihr bekannte Frau wohnen würde, die im Vorfeld nicht informiert worden sei. Von Landkreis-Seite betonte man, dass man nur den Mietvertrag für die Räumlichkeiten unterschrieben habe und nichts von dieser weiteren Mieterin wisse.
Die Belegung mit möglichst einer Nationalität sei angestrebt
Ein Anwohner stellte die Frage, ob die Gemeinde Gerbrunn einen Einfluss darauf habe, welche Nationalität die Geflüchteten hätten, die in die Unterkunft ziehen würden. Man verwies hier auf den Verteilungsschlüssel, der Präferenzen einzelner Orte nicht berücksichtige. Lediglich die Belegung mit möglichst einer Nationalität sei angestrebt, so Brandt in seiner Antwort.

Ein Gewerbetreibender in direkter Nachbarschaft wollte wissen, was passiere, wenn durch die Geflüchteten Schäden an seinem Eigentum entstünden. Landrat Eberth verwies auf die Security und empfahl für solche Fälle den Kontakt zu den Ansprechpartnern vor Ort. Aber oft würden die Geflüchteten auch gar nicht auffallen, berichtete er aus Erfahrung.
Viele Leute fragten in der Versammlung auch, wie sie aktiv mithelfen können
Viele Leute fragten in der Versammlung auch, wie sie aktiv mithelfen können, die Geflüchteten zu integrieren. Alles von "zeigen, wo der Bus fährt" bis zu Schnuppertagen im Schwimmbad oder im Sportverein seien gern gesehen, so die Antwort. Landrat Eberth verwies als Ansprechpartnerin für freiwillige Helferinnen und Helfer auf Yvonne Bolinski-Pfeifer, ebenfalls vom Landratsamt in der Würzburger Zeppelinstraße.