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Würzburg: 175 Jahre! Wie das Würzburger Steinwerk Haas im Geschäft blieb

Würzburg

175 Jahre! Wie das Würzburger Steinwerk Haas im Geschäft blieb

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    Führt das Steinwerk in der fünften Generation: Besitzer Michael Haas.
    Führt das Steinwerk in der fünften Generation: Besitzer Michael Haas. Foto: Thomas Obermeier

    Michael Haas steht neben einer großen Steinplatte und zeigt auf die verschiedenen Farben und Formen, die darauf zu sehen sind. Die Platte ist übersät mit kleinen Steinen, die meisten sind rot, einige weißlich, andere schwarz. Doch jeder sieht anders aus, sie sind unterschiedlich schraffiert, manche kleiner, manche größer – ein Mosaik aus zig Steinen, das die Natur über hunderttausende Jahre geschaffen hat.

    Foto aus dem 19. Jahrhundert: Der Zweite von links ist höchstwahrscheinlich Michael Haas, der Urgroßvaters des jetzigen Inhabers.
    Foto aus dem 19. Jahrhundert: Der Zweite von links ist höchstwahrscheinlich Michael Haas, der Urgroßvaters des jetzigen Inhabers. Foto: Fa. Haas

    Der "Marinace Rosso" ist Haas Lieblingsstein. Und einer von vielen, die in der Lagerhalle des Steinwerks Haas in Heidingsfeld stehen. Einem Unternehmen, das vor 175 Jahren von Ignaz Bonifaz Haas gegründet wurde. Sein Ururenkel Michael Haas führt das Steinwerk nun in fünfter Generation.

    Von Randersacker nach Heidingsfeld

    Ignaz Haas gründete das Steinwerk 1846 in Randersacker. Damals besaß die Familie einen eigenen Steinbruch in Lindelbach. 1905 zog das Unternehmen nach Heidingsfeld zwischen Friedhof und Ostbahnhof. Grund für den Umzug war laut Michael Haas der Bahnanschluss, der rege genutzt wurde. Mithilfe eines Krans wurden die Steine auf die Züge gehoben und konnten so weiter transportiert werden.

    Der frühere Firmensitz in der Kaulstraße in Heidingsfeld mit dem "Bahnverladeanschluss".
    Der frühere Firmensitz in der Kaulstraße in Heidingsfeld mit dem "Bahnverladeanschluss". Foto: Fa.Haas

    Während der beiden Weltkriege lag das Geschäft still, wie viele andere auch. Großvater Josef Haas baute das Unternehmen in den 1950er Jahren wieder auf, später unterstützte ihn sein Sohn Fritz. Als der Heidingsfelder Friedhof vergrößert werden sollte, musste das Steinwerk abermals umziehen. Seit 1993 ist das Unternehmen an seinem heutigen Standort in der Winterhäuser Straße angesiedelt.

    Etwa um diese Zeit stieg auch Michael Haas fest in den Familienbetrieb ein. Zwar wurde er dort bereits einige Jahre zuvor zum Steinmetz ausgebildet. Doch danach sammelte er noch etwas Erfahrung in anderen Unternehmen und machte seinen Meister.

    Die Steine kommen aus Brasilien, Indien und Franken

    Michael Haas führt weiter durch die Lagerhalle: "Schauen Sie mal, dieser Stein hier, der ist wunderschön." Oder: "Wollen Sie einmal den teuersten Stein sehen?" Jedes Mal, wenn Haas auf einen Stein zeigt, blitzt es in seinen Augen. Bewundernd erzählt er, wo die Steine herkommen und wie lange es braucht, bis sie entstehen.

    Mitarbeiter Sebastian Ochoki an der Brückensäge. Durch die ständige Feuchtigkeit sind die Blech-und Gussteile sehr rostgefährdet.
    Mitarbeiter Sebastian Ochoki an der Brückensäge. Durch die ständige Feuchtigkeit sind die Blech-und Gussteile sehr rostgefährdet. Foto: Thomas Obermeier

    Im Steinwerk Haas gibt es ausgefallene Steine aus Indien, Brasilien oder Nordafrika. Doch am meisten arbeiten der Steinmetzmeister und seine Mitarbeitenden mit fränkischem Muschelkalk. Zwischen all den bunten Steinen sind daher sehr viele gräuliche zu sehen. Seit den Siebzigern bezieht das Unternehmen den Muschelkalk aus dem Steinbruch in Kirchheim, ein eigener Steinbruch in Winterhausen soll bald folgen.

    Nachhaltigkeit ist Kundinnen und Kunden inzwischen sehr wichtig

    Egal, ob es um Treppenhäuser, Bodenplatten, Fensterbänke oder Küchenarbeitsplatten geht: Gerade bei jungen Menschen werde der Muschelkalk immer beliebter, sagt Haas. Zwar seien viele begeistert von schwarzen Steinen. Doch wenn die Interessenten hörten, dass diese aus Indien oder Brasilien stammen, sei vielen der heimische Stein lieber. "Nachhaltigkeit wird unseren Kunden immer wichtiger", sagt Haas.

    Mitarbeiter Mark Horn-Uebelacker schleift an der Wandarmschleifmaschine Muschelkalkplatten.
    Mitarbeiter Mark Horn-Uebelacker schleift an der Wandarmschleifmaschine Muschelkalkplatten. Foto: Thomas Obermeier

    Die Zahl der Steinmetzbetriebe ist zurückgegangen

    Die Arbeit mit Natursteinen ist heute um einiges einfacher als noch vor 175 Jahren. Damals wurden die Steine mit der Hand bearbeitet, meist noch im Steinbruch, und mit dem Ochsenkarren transportiert. Heute arbeiten Haas und sein Team mit Maschinen, manche schneiden oder fräsen die Steine automatisch. "Wir können jetzt viel mehr herstellen, viel genauer und viel schneller", fügt Haas an.

    Auch die Branche selbst hat sich geändert. In den vergangenen 30 Jahren habe sich die Zahl der Steinmetzbetriebe in der Region etwa halbiert, erzählt Haas. Das hänge einerseits damit zusammen, dass ihre Arbeit weniger nachgefragt werde. Andererseits gebe es auch oft keine Nachfolger.

    Ein Muschelkalkblock wird mit dem Einblattgatter zu Rohtranchen gesägt.
    Ein Muschelkalkblock wird mit dem Einblattgatter zu Rohtranchen gesägt. Foto: Thomas Obermeier

    Das Steinwerk Haas wird es jedoch weiterhin geben. Haas' Sohn Niko (22) hat bereits seine Steinmetzlehre im Betrieb gemacht – und sich freiwillig für diesen Weg entschieden, wie Haas berichtet. In ein paar Jahren wird der Sohn den heute 59-jährigen Vater ablösen und das Familienunternehmen in sechster Generation leiten. Das Geheimnis einer solch langen Tradition? Haas weiß es nicht. Aber was immer es ist, beim Steinwerk Haas funktioniert es.

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