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Würzburg: 180 Jahre Modehaus Schlier in Würzburg: Wie das Traditionsgeschäft sich mit der Zeit gewandelt hat

Würzburg

180 Jahre Modehaus Schlier in Würzburg: Wie das Traditionsgeschäft sich mit der Zeit gewandelt hat

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    Warenvorführung im Schlier-Schaufenster in Würzburg, ca. 1950er Jahre.
    Warenvorführung im Schlier-Schaufenster in Würzburg, ca. 1950er Jahre. Foto: Archiv Schlier/Repro Social Melon

    Gedämpfte Musik untermalt das rege Treiben im Modehaus Schlier in der Domstraße. Zahlreiche Menschen stöbern durch das Sortiment, auf das Plakate verschiedene Preisnachlasse versprechen. Grund dafür ist das 180-jährige Jubiläum des Familienbetriebs, der seit 1843 in Würzburg ansässig und immer noch in Familienhand ist. Dass das Unternehmen schon so lange existiert, liege unter anderem daran, dass es sich seit der Gründung stetig verändert, sagt der Geschäftsführer Carl Schlier

    Geschäftsführer Carl Schlier vertritt das Credo "Handel ist Wandel" und hat bereits einige Veränderungen im Würzburger Modehaus Schlier begleitet. 
    Geschäftsführer Carl Schlier vertritt das Credo "Handel ist Wandel" und hat bereits einige Veränderungen im Würzburger Modehaus Schlier begleitet.  Foto: Ulises Ruiz

    Seit 1985 führt der 66-Jährige das Unternehmen in fünfter Generation und verfolgt, wie viele seiner Vorgänger, das Credo "Handel ist Wandel". Und das kann man sehen: Verkaufte der Betrieb nach seiner Öffnung lediglich Garn- und Schnittwaren in der Schustergasse, findet man heute in der Hauptfiliale in der Domstraße auf mehreren Etagen Mode für Damen, Herren und Kinder sowie Wäsche und Heimtextilien. 

    Betriebsausflug 1950: Am Bus prangt die Werbung für das "Wäsche- und Bettenhaus Schlier".
    Betriebsausflug 1950: Am Bus prangt die Werbung für das "Wäsche- und Bettenhaus Schlier". Foto: Archiv Schlier/Repro Social Melon

    Daneben gehört zum Unternehmen noch ein Hemdenfachgeschäft in der Schustergasse und ein Bettenoutlet mit Bettenreinigung in der Randersackerer Straße. "Es bringt nichts, wenn man immer nur das gleiche macht", sagt Schlier, der schon so manche Veränderung im Unternehmen begleitet hat. Die einschneidendsten Neuerungen seien zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie erfolgt.

    Coronapandemie war Chance auf Veränderung für das Würzburger Modehaus Schlier

    Die Pandemie sei für ihn die schlimmste Zeit in der Firma gewesen. "Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie ein Unternehmen überleben soll, wenn nur noch Kosten reinkommen", sagt er. Als die Geschäfte während der Lockdowns schließen mussten, habe es sich gerächt, dass Schlier keinen Onlineshop hatte. Deshalb wurde innerhalb eines halben Jahres ein Webshop aus dem Boden gestampft. Inzwischen verkaufe Schlier auch auf Onlinemarktplätzen wie Zalando oder Amazon.

    "Wäsche - Betten - Aussteuer": Das Firmengebäude in der Würzburger Domstraße 1952.
    "Wäsche - Betten - Aussteuer": Das Firmengebäude in der Würzburger Domstraße 1952. Foto: Archiv Schlier/Repro Social Melon

    Aber auch intern habe sich einiges verändert. Zum Beispiel sei die Büroverwaltung nun komplett digitalisiert. "Wenn uns jemand eine Rechnung auf Papier schickt, kriegen wir Schnappatmung, weil wir kein Papier mehr wollen", erklärt Schlier. Außerdem sei der Betrieb nachhaltiger geworden: So haben Kundinnen und Kunden nun die Möglichkeit, ihren Kassenzettel digital zu erhalten, und auf dem Dach, das aktuell gedämmt wird, sei eine Photovoltaik-Anlage geplant. "Vor Corona hieß es oft: Das können wir nicht machen. Seit der Pandemie geht irgendwie alles", sagt Schlier und lacht.

    Blick in den Verkaufsraum (ca. 1920er Jahre).
    Blick in den Verkaufsraum (ca. 1920er Jahre). Foto: Archiv Schlier/Repro Social Melon

    Dass solche Veränderungen zügig passieren können, liege an den kurzen Entscheidungswegen des Unternehmens. Denn während große Modeketten Neuerungen meist von einer Zentrale absegnen lassen müssen, kann er selbst entscheiden. Dabei beziehe er stets die Anregungen und Expertise seiner Belegschaft, die gut über die Bedürfnisse der Kundschaft Bescheid wisse, mit ein.

    Einige der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind schon mehrere Jahrzehnte im Unternehmen

    Ein weiterer Grund, warum das Modehaus schon so lange existiert, sei sein gutes Verhältnis zu den Kundinnen und Kunden sowie zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das habe er sogar während der Pandemie aufrecht erhalten können. Mithilfe des Schlier-Newsletters habe er den rund 2000 Abonnentinnen und Abonnenten regelmäßig davon erzählt, wie es im Geschäft läuft. "Ich habe noch nie erlebt, dass jemand auf einen Newsletter antwortet", sagt er. Aber damals hätten ihn zahlreiche aufbauende Antworten erreicht.

    Schon seit 180 Jahren ist das Traditionsunternehmen Schlier in Würzburg ansässig.
    Schon seit 180 Jahren ist das Traditionsunternehmen Schlier in Würzburg ansässig. Foto: Ivana Biscan

    Zuspruch und Unterstützung erhielt er auch von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit denen er sich seit der Pandemie regelmäßig in der gemeinsamen Whatsappgruppe namens "Stayin' Alive" austauscht. Viele Angestellte seien schon mehrere Jahre im Unternehmen, einige sogar mehrere Jahrzehnte. Personalmangel oder einen großen Wechsel in der Belegschaft habe Schlier nie gehabt. Diese Beständigkeit wüssten auch die Stammkunden zu schätzen. 

    Das Familienunternehmen wird von der nächsten Generation weitergeführt

    In die Zukunft blickt Schlier positiv, denn das Unternehmen sei komplett neu aufgestellt und damit zukunftsfähig. Zudem steigt nächstes Jahr sein Sohn in das Geschäft mit ein. Wenn Schlier einmal in Rente geht, soll sein Sohn den Familienbetrieb weiterführen. Dabei werde er ihm freie Hand lassen, denn es sei wichtig, junge Leute ans Ruder zu lassen. "Sie bringen wieder neue Ideen mit."

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