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Würzburg: 21. August 1988: Würzburg im Jackson-Fieber

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21. August 1988: Würzburg im Jackson-Fieber

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    21. August 1988: Würzburg im Jackson-Fieber
    21. August 1988: Würzburg im Jackson-Fieber

    Viele Menschen in der Region erinnern sich noch ganz genau an den 21. August 1988. Da gab Michael Jackson ein viel umjubeltes Open Air-Konzert auf den Mainwiesen. Es war schon eine Sensation, dass der selbst ernannte „King of Pop“, der weltweit die größten Hallen und Stadien gewohnt war, in Unterfranken auftrat. Jetzt trauern die Fans von damals. Jackson starb am Donnerstag überraschend im Alter von 50 Jahren. 43 000 Menschen bevölkerten am Konzert-Sonntag die Mainwiesen, viele Fans ohne Tickets saßen in den umliegenden Weinbergen, nur um den Popstar live zu erleben. Die Soundanlage mit 70 000 Watt jedenfalls trug die Hits wie „Thriller“ oder „Man in the Mirror“ weit über die Mainwiesen hinaus. Es war ein toller Musikabend ohne Zwischenfälle.

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    Einige Zeitzeugen erinnern sich an die Zeit vor und während des Open Air-Konzertes. Redakteur und Musikfan Karl-Georg Rötter begleitete den Auftritt für das Volksblatt. Er schildert den Trubel um den König der Popmusik so: „Als bekannt wurde, dass Michael Jackson in Würzburg spielen sollte, befand der sich auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. Der berühmteste Popmusiker seiner Zeit sollte also ausgerechnet in der unterfränkischen Provinz spielen? Das klang am Anfang auch für uns wie schlechter Witz. Doch es wurde Wahrheit daraus. Der Würzburger Argo-Konzerte war es tatsächlich gelungen, den dicksten Fisch im Popbusiness an Land zu ziehen.“

    Auch heute noch halte sich hartnäckig das Gerücht, man hätte Jackson erzählt, er würde in Frankfurt auftreten, erinnert sich Rötter schmunzelnd. Die eineinhalbstündige Fahrt vom Flughafen zum Auftrittsort hätte durchaus den Entfernungen in einer amerikanischen Großstadt entsprochen.

    Schon bei den gut zwei Wochen dauernden Aufbauarbeiten hatte Jacksons Management überall seine Hände im Spiel. „Viel erfuhren wir damals nicht, alles war streng geheim und abgeschirmt“, so der Zeitungsmann.

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    Auch Fotograf Thomas Obermeier kann sich noch sehr gut an jenen 21. August erinnern. Die Fotografen wurden damals mit kleinen Bussen in den Backstage-Bereich gefahren. Dort mussten sie in einem Zelt warten. Dann ging es in den Fotografengraben. „Wir warteten mit dem Rücken zur Bühne, das erste Lied ging vorbei. Auf ein Kommando drehten wir uns um und schossen unsere Bilder.“ Das Management genehmigte nur diese kurze Zeit vor der Bühne, keine anderen Schnappschüsse. „Nach wenigen Minuten war der Spuk dann wieder vorbei“, sagt Obermeier.

    „Nach wenigen Minuten war der Spuk wieder vorbei“

    Thomas Obermeier Fotograf

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    Einer, der Jackson so nahe wie sonst niemand in Mainfranken kam, ist Rainer „Sully“ Sülzer. Er war viele Jahre lang technischer Leiter bei Argo-Konzerte. Für Sülzer war es auch noch das erste große Open Air seiner Laufbahn. Sülzer kam gerade aus einem Urlaub, als ihm ein Freund am Freitagmorgen die Nachricht vom Tod am Telefon überbrachte. „Da hatte ich schon ein Kribbeln auf der Haut. Schließlich war das damals in Würzburg fast schon ein mystisches Konzert.“ Sülzer erinnert sich, als wäre alles erst gestern passiert. An der Wand hängt noch sein Konzertpass von jenem 21. August 1988, der ihn als verantwortlichen Mitarbeiter der Konzertagentur ausweist. „Jeder wollte Jackson damals haben, nur wenige haben ihn bekommen“, sagt Sülzer und lobt seinen ehemaligen Chef Peter Pracht von Argo. „Der hat schon immer große Künstler nach Würzburg gebracht.“

    Bei dem Open Air musste alles passen und dafür gab es 50 Seiten Bühnenanweisungen. Aber der größte Rummel betraf den Künstler selbst. Für die Band und ihn standen fünf Wohncontainer zur Verfügung. Er selbst hatte einen nagelneuen Doppelcontainer, erzählt Sülzer. Der war von Möbel Neubert eingerichtet worden. Es gab Ledergarnituren, Tische, alles musste brandneu sein, niemand durfte die Sachen „probegesessen“ haben. Das galt um so mehr für Dusche und Toilette. „Das Klo kam direkt vom Fließband einer Keramikproduktion. Sauberkeit ging Jackson wirklich über alles.“ Und unter Journalisten ging das Gerücht um, dass ein gläserner Aschenbecher aufgestellt sein sollte, obwohl bekannt war, dass Jackson in seiner direkten Umgebung kaum etwas mehr hasste als Zigarettenrauch. Die Jackson-Möbel wurden übrigens später von Neubert in einem Schaufenster ausgestellt und für einen guten Zweck versteigert.

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    Tatsächlich verbrachte der Superstar nur wenig Zeit in seiner aufwändigen Garderobe, erinnert sich der ehemalige Argo-Mitarbeiter. Jackson kam in einem silbernen Bentley kurz vor dem Konzert, huschte wie ein Schatten in den Container und begutachtete ihn. Dort streifte der King of Pop den anwesenden Argo-Mann Sülzer, ein kurzer Blick, nach drei Sekunden war's das.

    „Wir fuhren Michael Jackson dann in den Backstage-Bereich. Es waren zwei Fahrzeuge unterwegs, der Bus und der Bentley. Die Fotografen richteten ihre Objektive alle auf die Limousine und hofften auf einen Schnappschuss: vergebens. Jackson saß nämlich im Bus, stieg schnell aus, ging auf die Bühne und das Konzert ging los.“ Der Sänger blieb dann nicht über Nacht in Würzburg, er wurde um 23.30 Uhr nach Frankfurt gefahren.   

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