Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: 26 Prozent für die AfD am Heuchelhof – woran hat es gelegen? Eine Analyse der Ergebnisse der Landtagswahl in Würzburg

Würzburg

26 Prozent für die AfD am Heuchelhof – woran hat es gelegen? Eine Analyse der Ergebnisse der Landtagswahl in Würzburg

    • |
    • |
    Der Place de Caen am Würzburger Heuchelhof: Laut einem ortskundigen Seelsorger hatte die AfD hier vor der Landtagswahl massive Präsenz gezeigt und "ein Klima der Angst" erzeugt.
    Der Place de Caen am Würzburger Heuchelhof: Laut einem ortskundigen Seelsorger hatte die AfD hier vor der Landtagswahl massive Präsenz gezeigt und "ein Klima der Angst" erzeugt. Foto: Ulises Ruiz

    Die Ergebnisse der Landtagswahl im Stimmkreis Würzburg stehen fest. CSU und Grüne hatten sich ein Rennen um das Direktmandat geliefert, das die CSU knapp gewonnen hat. Welche Trends gibt es in den Würzburger Stadtteilen? Und wie konnte die AfD am Heuchelhof 26 Prozent der Stimmen bekommen? Eine Einordnung.

    71.787 Menschen haben im Stimmkreis Würzburg-Stadt – dazu zählen auch die Gemeinden Rottendorf und Gerbunn – gewählt. Wahlberechtigt sind laut Stadt Würzburg 104.907 Personen in insgesamt 191 Stimmbezirken. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 68,4 Prozent.

    Das Direktmandat für den bayerischen Landtag hat CSU-Kandidatin Andrea Behr errungen. Sie lag während der Auszählung lange hinter ihrem Konkurrenten Patrick Friedl von den Grünen – bis schließlich die Auszählung aus der Gemeinde Gerbrunn vorlag und das Verhältnis dauerhaft kippte.

    Grüne punkten in Würzburger Altstadt und Grombühl, die CSU in Rottendorf

    Die frühzeitig ausgezählten Stadtteile Altstadt und Grombühl, in denen viele Studierende wohnen, sind klassische Hochburgen der Grünen. In der Altstadt konnten die Grünen 40,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, die CSU lediglich 25 Prozent. Im studentischen und gleichermaßen vom Arbeitermilieu geprägten Grombühl erreichten die Grünen 39,6 Prozent der Stimmen, die CSU 21 Prozent. Die AfD erreichte in der Altstadt lediglich 6,2 Prozent, in Grombühl sind es 9,1 Prozent.

    Einen großen Anteil am Wahlsieg von CSU-Kandidatin Andrea Behr hatte die Gemeinde Rottendorf, in der bei einer hohen Wahlbeteiligung von 79 Prozent überdurchschnittlich viele Stimmen auf die CSU und unterdurchschnittlich viele Stimmen auf die Grünen entfielen. 2.718 Personen (41 Prozent) wählten CSU, jedoch nur 1.128 Personen (17 Prozent) die Grünen. Die AfD erreichte hier 12,4 Prozent.

    Ein weiterer Ausreißer sind die Stadtteile Lindleinsmühle und Heuchelhof, wo die AfD besonders punkten konnte. 19,7 Prozent der Stimmen erreichte die AfD im Stadtteil Lindleinsmühle (CSU 35,2 und Grüne 16,3 Prozent). Im Stadtteil Heuchelhof war das Ergebnis mit 26 Prozent der Stimmen für die AfD besonders gut (CSU 36,9 Prozent, Grüne 14,4 Prozent). Was sind die Ursachen für diesen Ausreißer?

    Pfarrer der Gethsemanekirche: AfD hat Klima der Angst am Heuchelhof erzeugt

    Tobias Graßmann, Pfarrer der evangelischen Gethsemane-Kirche am Heuchelhof, hat sich viel mit diesem Thema beschäftigt. Er sagt: "Das Wahlergebnis der AfD hängt mit zwei Faktoren zusammen: die schlechte soziale Stellung vieler Menschen im Stadtteil und der große Anteil von Menschen mit einem antidemokratischen Weltbild in der Gruppe der Russlanddeutschen. Diese Menschen wurden mit Putin-Propaganda auf Telegram überschüttet, die die AfD als einzige wählbare Partei in Deutschland dargestellt hat."

    Tobias Graßmann ist Pfarrer der Gethsemanekirche am Würzburger Heuchelhof.
    Tobias Graßmann ist Pfarrer der Gethsemanekirche am Würzburger Heuchelhof. Foto: Gisela Selbach

    Die AfD, sagt Graßmann, habe in den vergangenen Monaten intensive Präsenz am Heuchelhof gezeigt und sei jeden Samstag mit einem Wahlstand vor Ort gewesen. "Die AfD hatte den Heuchelhof als Kampagnen-Schwerpunkt identifiziert und dort ein Klima der Angst und der Aggressivität erzeugt."

    Das wünscht sich Pfarrer Graßmann von den Würzburger Parteien 

    Politiker und Sprecher hätten auf dem Place de Caen umringt von Sicherheitsleuten Passantinnen und Passanten angesprochen. "Wenn es Widerspruch gab, hat sich schnell eine Traube gebildet, die Stimmung ist dann schnell gekippt." Er selbst habe sich im Rahmen der Initiative "Bunter Heuchelhof" vor der Wahl im Viertel engagiert, aber dies habe kaum Wirkung gezeigt.

    "Bis wir gemerkt hatten, was da abgeht, war es ein Tag vor der Landtagswahl", sagt der Pfarrer. Andere Parteien hätten nach seiner Beobachtung weniger Ressourcen in den Heuchelhof investiert. Er könne dies nachvollziehen, aber mit den Auswirkungen müsse Würzburg nun leben. "Ich würde mir wünschen, dass die anderen Parteien diese Wohnblöcke am Heuchelhof nicht sich selbst überlassen."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden