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Würzburg: 40 Jahre Club Airport in Würzburg: Wie Schlager und Techno auch heute noch zusammenpassen

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40 Jahre Club Airport in Würzburg: Wie Schlager und Techno auch heute noch zusammenpassen

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    Das Airport in den 1980er Jahren. In diesem Jahr feiert der Club sein 40-jähriges Bestehen.
    Das Airport in den 1980er Jahren. In diesem Jahr feiert der Club sein 40-jähriges Bestehen. Foto: Rudi Schmidt

    Flugzeuge landeten in der Gattingerstraße nie, der Flughafenflair blieb der Diskothek Airport seit 1983 dennoch erhalten. Damals, in den Gründungsjahren, legten die DJs in einer Art Cockpit auf. Heute ist die Musikfläche des Airports, das T1, immer noch ein Terminal für Sound aller Art. An seiner DNA, House- und Technosound zu präsentieren, änderte das Airport innerhalb von 40 Jahren wenig. So bezeichnet sich die Institution heute selbst als "ältester elektronischer Musikclub Deutschlands, in dem fortlaufend House und Techno gespielt wird."

    Rudi Schmidt – das Nachtleben auf zwei Beinen

    Dieser Entwicklung verhalf vor allem Rudolf "Rudi" Schmidt. Mitte der 90er Jahre übernahm er die große Diskothek von Michael Bauer und gab Pionieren der elektronischen Techno- und Trance-Szene eine eigene Wirkungsstätte: Weltbekannte DJs wie Talla 2XLC, Sven Väth oder Paul van Dyk lenkten die Aufmerksamkeit auf das vergleichsweise kleine Würzburg. Immer mittendrin war Rudi Schmidt, als greifbarer Gastgeber und persönlich am DJ-Pult präsent: "Ich habe selbst aufgelegt. Musik ist bis heute mein Leben, das kann ich so sagen. Deshalb hat man mich auch immer wieder am Pult gesehen, um so viele Gäste wie möglich persönlich zu kennen und den Kontakt zu den DJs zu halten", erinnert sich Schmidt.

    Ins Clubgeschäft wurde er quasi hineingeboren. Sein Vater starb früh, von ihm übernahm er mit seiner Mutter den damaligen "Pferdestall" in Würzburg, eine der ersten Diskotheken der Stadt, die später zum "Pipers" wurde. Im Airport verwirklichte sich der Besitzer ab 1995 jahrzehntelang. 

    Unterschiedliche Stile über Jahrzehnte, elektronische Musik blieb der Kern

    Im Airport mit seinen unterschiedlichen Arealen, beispielsweise dem damals eigenständigen Rockpalast, hatten ganz verschiedene Szenen ihre Anlaufstelle. Bis heute gilt das Airport als in Deutschland prägende Diskothek für House und Techno, doch parallel dazu liefen Hip-Hop, Rock- und Schlagerevents.

    Frank Knüfing (links) und der ehemalige Airport-Chef Rudi Schmidt blicken auf 40 Jahre Clubgeschichte zurück.
    Frank Knüfing (links) und der ehemalige Airport-Chef Rudi Schmidt blicken auf 40 Jahre Clubgeschichte zurück. Foto: Fabian Gebert

    Letztere erwartet man wohl am wenigsten in einem für Techno bekannten Club. "Das ist eine schnell erzählte Geschichte. Dieter Thomas Kuhn hat damals in Würzburg einen Auftritt gehabt und danach gab es eine Schlagerparty in der Stadt. Lele und Junior, die später als die Plattenaufleger in die Würzburger Schlager-Geschichte eingehen sollten, kamen auf mich zu. Sie hätten zwar noch nie aufgelegt, aber würden das besser machen als die DJs, die damals gespielt haben. Wir haben das dann ausprobiert", sagt Schmidt.

    Aus ersten Partys unter der Woche wurde die weiße Schlagerweihnacht, die Tausende an den Feiertagen in das Airport lockte. Besinnlich sei es geworden "spätestens wenn tausende Menschen 'Stille Nacht, heilige Nacht' gesungen haben und die Wunderkerzen angezündet wurden", erzählt er der langjährige Airport-Inhaber.

    Legendäre Mittwochspartys mit dem Powerday

    Feiern unter der Woche war um die 2000er-Wende ein erheblich größeres Thema als heute. Der Mittwoch sei der erfolgreichste Tag im Airport gewesen, Schmidt hatte dafür die Idee einer sogenannten Doppeldecker-Nacht, also zwei Getränke zum Preis von einem, die derart eingeschlagen sei, dass sie an Samstagen wiederholt wurde. "Das muss man sich mal heute vorstellen: Wir haben mit dem Powerday am Samstag geworben, dass man an dem Tag so feiern konnte wie am Mittwoch."

    Der mittlerweile weltbekannte DJ Sven Väth (am DJ-Pult) bei einem Auftritt 1993 im Airport.
    Der mittlerweile weltbekannte DJ Sven Väth (am DJ-Pult) bei einem Auftritt 1993 im Airport. Foto: Rudi Schmidt

    Es war eine dieser goldenen Äras, die das Airport immer wieder erlebte, aber auch Zeiten, in denen der Club Herausforderungen bewältigen musste. In der Rückschau sagt Schmidt: "Man muss die Kraft haben, immer weiterzumachen und da danke ich besonders meiner Frau Anni und dem Team von damals, ohne die das nicht möglich gewesen ist."

    Harter Techno und Energieautarkie

    Seit 2018 leitet der Würzburger Unternehmer Frank Knüpfing die Diskothek. Er selbst habe früher im Airport gefeiert und versprach Rudi Schmidt, "ich werde alles tun, dass das Airport Bestand hat." Schon manches Mal habe er emotional gehadert in Phasen, in denen zu wenig Leute gekommen seien. Heute sei es aber gerade wieder der harte und schnelle Techno, der Menschen aus Würzburg und Umgebung in den Club bringen. "Ich habe ein gutes Team hinter und neben mir, das Know-how in allen Bereichen hat", sagt Knüpfing. Das Erfolgreiche von früher konnte er erhalten, auch heute gibt es noch Traditionsveranstaltungen wie die "Milky Way", den "Powerday" oder die "weiße Schlagerweihnacht".

    Das Airport in den frühen 1980er Jahren.
    Das Airport in den frühen 1980er Jahren. Foto: Rudi Schmidt

    Darüber hinaus gehöre das Thema Energie zur Weiterentwicklung. "Stehen bleiben ist für mich wie ein Rückschritt", sagt Knüpfing. Daher saniere er viel und möchte bald im Hof der Diskothek auch mehrere Container mit Photovoltaik-Dächern installieren, um künftig günstiger und autarker Strom zur Verfügung zu haben. Sein Ziel, am Airport eine mittlere Veranstaltungsstätte vergleichbar der Posthalle zu bauen, sei weiterhin aktuell.

    Feiern: Was heute früher als anders ist

    Um auch künftig ein Airport zu bieten, dass maximal viele Menschen anspricht, benötigt Knüpfing "irgendwie eine Mischung aus allem." Das liege an einer "brutalen Vergleichbarkeit durch Instagram, denn jeder kann heute an einem Abend durch fast alle Läden dieser Welt reisen." Man habe heute nicht mehr die Möglichkeit zu sagen, "wir sind die, die in Würzburg die größte Lasermaschine haben." Eine Lichtshow reiche nicht, alles müsse überdurchschnittlich sein – vom Sound über das Licht bis hin zum Programm. Nur so könne das Airport in Würzburg auch seinen Standortnachteil wettmachen, da es immer wieder große DJs gebe, die sich aufgrund des internationalen Wettbewerbs für größere Städte entscheiden.

    Für die beiden Geburtstagswochenenden, die bereits dieses Wochenende gestartet sind, scheint es dahingehend kein Problem zu geben: Mit Lilly Palmer, Fjaak und Rainier Zonnefeld kommen international tourende Techno-Produzenten und -DJs. Und so hofft Knüpfing auf weitere Feiern zum 50., 60. oder 70. Geburtstag, "am besten immer mit Rudi."

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