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Frauenland: 40 Jahre Theater Chambinzky: Warum Rainer Binz wusste, dass Würzburg ein Privattheater braucht

Frauenland

40 Jahre Theater Chambinzky: Warum Rainer Binz wusste, dass Würzburg ein Privattheater braucht

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    Das Theater Chambinzky feiert seinen 40. Geburtstag: Der Theatermacher Rainer Binz und der heutige Geschäftsführer Csaba Béke im Lokal.
    Das Theater Chambinzky feiert seinen 40. Geburtstag: Der Theatermacher Rainer Binz und der heutige Geschäftsführer Csaba Béke im Lokal. Foto: Thomas Obermeier

    Es war an einem Dienstagabend vor vier Jahrzehnten, als der rote Teppich vor dem Eingang zum Chambinzky in der Valentin-Becker-Straße 2 zum ersten Mal ausgerollt wurde. Auf den Tag genau 40 Jahre später, am 27. September 2023, hat Würzburgs größtes Privattheater kürzlich sein Jubiläum groß gefeiert.

    Der rote Teppich, der von Theater-Gründer Rainer Binz in der Anfangszeit bis auf die Straße gelegt wurde, um das Publikum willkommen zu heißen, liegt heute auf den Stufen zum Hochparterre des Gebäudes, in dem jede Menge Würzburger Theatergeschichte geschrieben wurde. "Ich wollte schon immer ein Theater bauen", sagt Rainer Binz, der nach einem Theaterpraktikum in München zurück in die Heimatstadt kam und Anfang der 1980er Jahre zunächst das Café-Theater Augustin mit winziger Bühne in der Karmelitenstraße betrieb: "Dort hatte ich im ersten Jahr schon 78 Vorstellungen, und alle waren ausverkauft. Da wusste ich: Würzburg braucht das."

    Als die Kneipen- und Kulturszene in Würzburg noch am Anfang stand

    Es war eine Zeit, in der die Kneipen- und Kulturszene in der Domstadt noch am Anfang ihrer Entwicklung stand – für das Nachtleben der Studenten gab es den "Nachtwächter" und in der Theaterwerkstatt in der Rüdigerstraße wurden ab 1981 von Wolfgang Schulz die ersten Stücke auf einer Privatbühne inszeniert. "Wir waren angeblich Rivalen", erinnert sich Rainer Binz, der auf der Suche nach Räumlichkeiten für sein eigenes Theater mit Café dann in einer ehemaligen Tanzschule in der Valentin-Becker-Straße fündig wurde.

    Der Theatermacher Rainer Binz und der heutige Geschäftsführer Csaba Béke im Chambinzky.
    Der Theatermacher Rainer Binz und der heutige Geschäftsführer Csaba Béke im Chambinzky. Foto: Thomas Obermeier

    Getanzt wurde dort über viele Jahre weiterhin, während auf der Bühne des großen Saals mit seinen 130 Plätzen zunächst vor allem bekannte Namen der deutschen Kabarett-Szene auftraten: Volker Pispers, Urban Priol oder Ingo Appelt, um nur einige zu nennen. Noch vor der Gründung des Bockshorn in Sommerhausen im Oktober 1984 "waren wir die erste Kabarettbühne in Würzburg", betont Binz, der damals zusammen mit seinem Mitgründer Steffen Röschert, der 1990 ausstieg, 50.000 D-Mark in die neu gegründete GmbH gesteckt hatte.

    1986 gab es den ersten Zuschuss von der Stadt

    Auf dem ersten Briefkopf des Chambinzky stand "Kleinkunstbühne und Tanzschule", und in der Stadt wurde Binz wegen seiner Idee erstmal für verrückt erklärt: "Jetzt spinnt er völlig, so wurde damals gesprochen." Städtische oder staatliche Fördergelder gab es zunächst keine, sie mussten erst eingefordert und von der Kulturszene erstritten werden: "1986 haben wir dann zum ersten Mal einen Zuschuss von 4000 D-Mark von der Stadt bekommen", erzählt Binz.

    Neben bekannten Kabarett-Größen gab es im Chambinzky in der Anfangszeit vor allem Gastspiele auswärtiger Bühnen, aber auch Eigenproduktionen: Den Anfang machte 1983 "Die menschliche Stimme" von Jean Cocteau. Das erste kommerziell erfolgreiche Stück war "Der Kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry. Mit der Theaterversion des Filmklassikers "Die Feuerzangenbowle", die das Chambinzky seit 1988 in ganz Deutschland fast 300-mal gespielt hat, begann die Entwicklung zur größten Privatbühne der Stadt - ab diesem Zeitpunkt kam zunehmend auch das eher konservative Stadttheater-Publikum in die Valentin-Becker-Straße.

    Mit "Der Feuerzangenbowle" kam der Erfolg

    "Die Feuerzangenbowle" im Theater Chambinzky.
    "Die Feuerzangenbowle" im Theater Chambinzky. Foto: Thomas Obermeier

    "Mit der Feuerzangenbowle kam der Erfolg. Dieses Stück war für mich ein Traum, ich wollte es hier unbedingt machen", sagt Rainer Binz, der die Rolle des "Pfeiffer mit drei f" 1980 im Münchner Künstlerhaus zum ersten Mal als Zweitbesetzung von Heiner Lauterbach gespielt hatte.

    Sein Lieblingsstück, in dem er gleich fünf Rollen hatte, war aber "Die Geschichte vom Soldaten" in Kooperation mit der Hochschule für Musik. Und auch an die "Dürrenmatt-Trilogie" aus dem Jahr 1985 hat Binz eine besondere Erinnerung: "Das war eigentlich ein Hörspiel. Um die Rechte zu bekommen, habe ich mit Friedrich Dürrenmatt persönlich in der Schweiz telefoniert." Damals musste Binz dem berühmten Schweizer Autor noch erklären, wo und was das Chambinzky eigentlich ist, heute steht sein Lebenswerk als professionelles Theater in den Karteien aller Verlage.

    Zweite und kleinere Bühne im Keller des Gebäudes

    Historische und leicht vergilbte Schwarz-Weiß-Fotos von damals hängen in Collagen an den Wänden des KuZu Kellertheater: Das ist die zweite und kleinere Bühne, die seit 2010 im Keller des Gebäudes bespielt wird. Die Zahl der Eigenproduktionen – deutlich mehr als 300 sind es in den 40 Jahren gewesen – hat sich dadurch auf 12 bis 14 pro Jahr verdoppelt.

    Theaterstück "Vier nach Vierzig" im Kellertheater KuZu im Chambinzky.
    Theaterstück "Vier nach Vierzig" im Kellertheater KuZu im Chambinzky. Foto: Thomas Obermeier

    An mehrere "gewaltige Krisen" und an "schwierige Zeiten mit schwierigen Stücken" in seinen 35 Jahren als Theaterleiter, Regisseur und Schauspieler erinnert sich Binz, der das Chambinzky 2018 an seinen Nachfolger Csaba Béke übergab. Im Nachhinein ist er froh darüber: "Corona hätte ich nervlich wahrscheinlich nicht überlebt."

    Trotz der Pandemie konnte das Chambinzky mit seinem neuen Chef die Besucherzahlen deutlich steigern: "Wir konnten auf dem erfolgreichen Konzept aufbauen und haben es mit unserem KulturKlub und viel Livemusik ergänzt", sagt Béke, der seit 27 Jahren zum Team gehört. 1996 hatte er als 17-Jähriger von Binz seinen ersten Job an der Abendkasse des Chambinzky bekommen.

    Wirbel ums Chambinzky in den vergangenen Wochen 

    In den vergangenen Wochen gab es einigen Wirbel um das Chambinzky als mögliche Nachfolge des Theater Bockshorn im Würzburger Kulturspeicher. Es hieß, dem Theater in der Valentin-Becker-Straße sei der Mietvertrag gekündigt worden.

    Wie aber zuletzt die bisherige Chambinzky-Vermieterin, die Akademisch Musikalische Verbindung Würzburg (AMV), in einer Pressemitteilung verkündete, könnte das Theater doch an seiner bisherigen Spielstätte bleiben. Zwischen der AMV und Betreibern des Chambinzky habe ein "sehr positives Gespräch" stattgefunden. 

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