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Ochsenfurt: 400 Bauern protestierten in Ochsenfurt gegen Insektenschutzgesetz

Ochsenfurt

400 Bauern protestierten in Ochsenfurt gegen Insektenschutzgesetz

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    Auf Transparenten machten die Landwirte auf dem Gelände der Zuckerfabrik in Ochsenfurt ihrem Unmut über das geplante Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten Luft. 
    Auf Transparenten machten die Landwirte auf dem Gelände der Zuckerfabrik in Ochsenfurt ihrem Unmut über das geplante Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten Luft.  Foto: Gerhard Meißner

    Sollen Zucker und Futtermittel weiterhin auf den fruchtbaren Böden Frankens unter hohen Umweltstandards produziert werden, oder auf gerodeten Flächen im brasilianischen Regenwald?  Die provokante Frage ist Teil des Manifests, mit dem der Verband fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) seinen Protest gegen das geplante Insektenschutzgesetzausdrückt.

    Am Ende waren es rund 360 Traktoren und 400 Bauern aus Unter- und Mittelfranken, die sich am Dienstag in einer Sternfahrt nach Ochsenfurt aufgemacht hatten, um gegen das Gesetzesvorhaben aus dem Haus von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zu protestieren. Einen Tag, bevor der Entwurf im Bundeskabinett beraten werden soll, haben der VFZ, der Bauernverband und die Initiative "Landwirtschaft verbindet Bayern" zu der Aktion aufgerufen.

    Landwirte aus dem Raum Kitzingen und Schweinfurt hatten sich gegen 9 Uhr bei sieben Grad Minus im Kitzinger Klosterforst versammelt, um - begleitet von der Polizei - gemeinsam nach Ochsenfurt zu fahren. Viele Teilnehmer kamen aus dem Raum Uffenheim, aus Main-Spessart und dem Main-Tauber-Kreis.  

    Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem ein Verbot von Insektiziden und Herbiziden auf geschützten Flächen wie FFH-, Natura-2000- und Vogelschutzgebieten vor. Die Regelung würde rund 20 000 Hektar des fränkischen Rübenanbaugebiets betreffen, sagt VFZ-Vorsitzender Stefan Streng und spricht von einem Vertrauensbruch. "Bei der Festlegung der Gebietskulisse für die Natura-2000-Gebiete wurde uns zugesichert, dass die ordnungsgemäße Landbewirtschaftung dort auf jeden Fall weiter fortgeführt werden kann." 

    Insektenschutz kann nur zusammen mit der Landwirtschaft funktionieren, mit fairen Anreizen und nicht durch Verbote.

    Claus Hochrein, Sprecher "Landwirtschaft verbindet Bayern"

    Kontraproduktiv sei das Gesetzesvorhaben auch deshalb, weil es die freiwilligen Beiträge der Landwirtschaft zum Naturschutz und der Förderung der Biodiversität in Frage stellt. "Wir sind für Insekten, weil wir sie brauchen", stellt auch Claus Hochrein, Sprecher der Initiative "Landwirtschaft verbindet Bayern", klar. Er kritisiert, dass das Aktionsprogramm Einflussfaktoren wie die zunehmende Flächenversiegelung oder die Lichtverschmutzung außer Acht lässt. Als "unausgewogen und einseitig allein gegen die Landwirtschaft gerichtet" bezeichnet der mittelfränkische Bauerverbandspräsident Günther Felßner den Gesetzesentwurf deshalb. "Insektenschutz kann nur zusammen mit der Landwirtschaft funktionieren, mit fairen Anreizen und nicht durch Verbote", sagt Claus Hochrein.

    In mehreren Konvois waren insgesamt rund 360 Traktoren zur Protestkundgebung an der Ochsenfurter Zuckerfabrik angerollt. 
    In mehreren Konvois waren insgesamt rund 360 Traktoren zur Protestkundgebung an der Ochsenfurter Zuckerfabrik angerollt.  Foto: Ivana Biscan

    Kritik kommt dabei nicht nur von konventionell wirtschaftenden Betrieben. "Ich bin überzeugter Biobauer, aber da lassen wir uns nicht gegeneinander ausspielen", sagt Jürgen Sack aus Lauda-Königshofen. Verbote zu Lasten der heimischen Landwirtschaft führten dazu, dass immer mehr Nahrungsmittel importiert werden müssten, die unter weitaus weniger strengen Standards produziert werden.

    Ich bin sicher, dass es sich lohnt, was wir hier tun.

    Stefan Streng, Vorsitzender des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ)

    Rückendeckung erhalten die Bauern dabei von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). "Ich lasse mir diesen guten, vertrauensvollen Weg mit den Landbewirtschaftern nicht durch eine Bundesumweltministerin aus der Hand schlagen, die glaubt, alles per Ordnungsrecht festlegen zu müssen", schreibt Kaniber in einem Grußwort an die Protestveranstaltung.

    VFZ-Vorsitzender Stefan Streng ist erfreut über die große Zahl an Teilnehmern. "Ich bin sicher, dass es sich lohnt, was wir hier tun", ruft er der Menge zu. Dass der Protest der Bauern seine Wirkung nicht verfehlt, unterstreicht auch der Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab (CSU) aus dem Landkreis Main-Spessart. Über die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sei zu erfahren gewesen, dass es in FFH- und Vogelschutzgebieten doch keine weiteren Verbote geben soll, so Schwab. 2024 sollen die Maßnahmen neu bewertet werden. Den Landwirten reicht das nicht. "Sollen wir dann 2024 wieder auf die Straße gehen", fragt einer der Zuhörer.

    • Lesen Sie auch: Insektenschutzgesetz bringt Bauern gegen Berlin auf

    Nach einer guten Stunde endet die Kundgebung. Es dauert, bis die rund 360 Traktoren bereit sind für die Weiterfahrt. Eine Gruppe macht sich Richtung Würzburg auf den Weg, eine zweite Richtung Volkach und Schweinfurt. Die Bezirksbüros von CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen sind die nächsten Ziele der Sternfahrt. Dort will die Initiative "Landwirtschaft verbindet Bayern" ihre Forderungen schriftlich übergeben.

    In Schweinfurt werden die Protestierenden gegen 15 Uhr von der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber (CSU) empfangen. In Volkach hatte zuvor die Grünen-Bezirksgeschäftsführerin Andrea Rauch das Protestschreiben entgegen genommen. Ihre Partei trete dafür ein, Subventionen so zu gestalten, dass Landwirte, die auf die Umwelt achten, mehr Förderung erhalten, verspricht sie. Vor der Würzburger SPD-Zentrale hatten die Landwirte einen Sarg mit der Aufschrift abgestellt: "Liegt der deutsche Bauer tot im Keller, brennt der Regenwald viel schneller."

    Anmerkung der Redaktion: In einer vorigen Version war Grünen-Bezirksgeschäftsführerin mit der Aussage zitiert worden, die Grünen setzten sich für eine angemessene Entschädigung der Landwirte ein. In einer Stellungnahmen betont Rauch, es gehe nicht um Entschädigungen, sondern um die generelle Anpassung der Förderpraxis. Der Beitrag wurde entsprechend korrigiert.

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