Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.
Was ein Ausbilder sagt

Mario Schäfer, 47 Jahre, ist seit neun Jahren Serviceleiter im Autohaus Gelder & Sorg in Schweinfurt.
Was ist die größte Herausforderung?
Die Identitätsfeststellung, also Anerkennung, von Rahmatullah Mobariz durch die Ausländerbehörde sowie die endgültige Zustimmung der Behörde für seine Berufsausbildung bei uns.
Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"
Wir haben es bis heute nicht geschafft, die Menschen zu integrieren. Stattdessen schaffen wir Ankerzentren ohne Perspektive für die Menschen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Menschen, die für ihren eigenen Unterhalt aufkommen, die sich um eine Ausbildung oder um eine Arbeitsstelle selbst kümmern, sollten schneller ins Berufsleben integriert werden.
Was ein Geflüchteter sagt

Rahmatullah Mobariz, 27 Jahre, kam 2016 aus Afghanistan nach Schweinfurt. Nach einem einjährigen Betriebspraktikum sowie einem monatelangen Papierkrieg der Ehrenamtlichen mit den Behörden, ist ihm im September 2018 die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker gestattet worden.
Was ist die größte Herausforderung?
Das Schwierigste war, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen.
Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"
Ich fühle mich integriert.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Eine Arbeitsstelle, eine Beschäftigung und ein normales Leben.
Immer mehr Geflüchtete arbeitenIm Dezember 2019 waren in Unterfranken 5050 Frauen und Männer aus den häufigsten acht nichteuropäischen Asylherkunftsländern Afghanistan, Syrien, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Dezember 2015 waren es 932. Von den 5050 Beschäftigten waren 874 Auszubildende, vier Jahre zuvor gab es 87 Auszubildende. 1480 Menschen aus den betreffenden Ländern übten im Dezember 2019 einen Minijob aus. Vier Jahre zuvor waren es 328.Quelle: Agentur für Arbeit Würzburg
