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Würzburg: 5 Jahre "Wir schaffen das": Wie sieht es beim Thema Kriminalität aus?

Würzburg

5 Jahre "Wir schaffen das": Wie sieht es beim Thema Kriminalität aus?

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    Polizeibeamte vor einem Erstaufnahmeauflager für Flüchtlinge.
    Polizeibeamte vor einem Erstaufnahmeauflager für Flüchtlinge. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.

    Was ein Richter sagt

    Jürgen Reiher ist Richter und Pressesprecher am Amtsgericht Würzburg.
    Jürgen Reiher ist Richter und Pressesprecher am Amtsgericht Würzburg. Foto: Johannes Kiefer

    Jürgen Reiher, 56 Jahre, ist Jugendrichter und Leiter der Strafabteilung am Amtsgericht Würzburg.

    Was kann dazu führen, dass Geflüchtete kriminell werden?

    Wesentlicher Faktor dürften gruppendynamische Prozesse unter mehrheitlich männlichen Geflüchteten sein, denen es aufgrund schwieriger sozialer Umstände an einer geregelten Alltagsstruktur (häufig mangels Arbeitserlaubnis) mit positiven Zukunftsaussichten fehlt. In manchen Fällen wird diese Situation zusätzlich durch Konsum von Alkohol und Betäubungsmitteln sowie durch Gewalterfahrungen während der Flucht verschärft.

    Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das"?

    Als unabhängige neutrale Richter enthalten wir uns politischer Bewertungen.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Wünschenswert wäre, dass sich junge Flüchtlinge mehr auf die Hilfen zur Erziehung nach dem Kinder- und Jugendschutzgesetz durch die Jugendämter einließen. Die Jugendgerichtshilfe der Jugendämter arbeitet mit den Jugendrichtern der Gerichte in der Region vorbildlich zusammen, es könnten individuelle Hilfepläne erstellt werden, bevor weitere Straftaten begangen werden.

    Was eine Geflüchtete sagt

    Ola Khsara stammt aus Syrien und studiert in Würzburg Medizin.
    Ola Khsara stammt aus Syrien und studiert in Würzburg Medizin. Foto: Daniel Peter

    Ola Khsara, 24 Jahre, geboren in Syrien, ist Studentin der Humanmedizin in Würzburg. Sie ist als Dolmetscherin beim BAMF und Integrationshelferin bei der Diakonie in Würzburg tätig.

    Was kann dazu führen, dass Geflüchtete kriminell werden?

    Wenn Jugendliche ohne ihre Eltern hier ankommen und ihnen die Erziehung ihrer Eltern fehlt, machen einige Dummheiten. Viele Geflüchtete leiden außerdem unter der Unklarheit. Sie wissen nicht, ob sie in ihr Heimatland abgeschoben werden. Psychische Erkrankungen, Traumata, das, was sie in ihrem Heimatland und auf ihrer Flucht erlebt haben, spielt eine Rolle. Wenn dann noch verschiedene Nationalitäten auf engstem Raum in einer Unterkunft zusammenleben, kann es zu Konflikten kommen.

    Wie beurteilen Sie den Satz "Wir schaffen das?"

    Für mich bedeutet es, dass wir zusammen leben und zusammenarbeiten, damit wir beide - Deutsche und Ausländer - alle Hürden und Herausforderungen gemeinsam überwinden.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Ein sicheres Leben. Eine sichere Arbeitsstelle. Und eine Gesellschaft, in der Integration gelingt.

    Täter und Opfer unter Geflüchteten3532 Straftaten gingen laut Polizeipräsidium Unterfranken 2019 auf das Konto von Zuwanderern. Damit liegt der Anteil der Zuwanderer unter allen von der Polizei in Unterfranken ermittelten 23.700 Tatverdächtigen mit 2400 bei 10,2 Prozent. Die häufigsten Vergehen waren einfache Körperverletzung, Diebstahl, Rauschgiftdelikte und Schwarzfahren. Viele der Straftaten ereigneten sich in den Flüchtlingsunterkünften selbst, so ein Polizeisprecher. Ging es etwa um einfache Körperverletzung waren die Opfer in 52,4 Prozent aller Fälle ebenfalls Zuwanderer.Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken

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