"Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da", schallt es durch den herbstlich dekorierten Pfarrsaal. Beim Seniorenkreis der Pfarrei "Zur Heiligen Familie" im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld werden Feste gefeiert, wie sie fallen. Also dürfen dieses Mal Federweißer und selbstgebackener Zwiebelkuchen nicht fehlen. Bei 25 Seniorinnen ist jeder zweite Donnerstagnachmittag für den Seniorenkreis reserviert.
"Der Seniorenkreis bedeutet für mich eine tolle Gemeinschaft und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit", sagt Irmgard Schleßinger, die seit über drei Jahren teilnimmt. "So oft dürfen wir uns über Überraschungen freuen", ergänzt Marianne Wagner und lässt sich den frischen Zwiebelkuchen schmecken. Große Freude bereitet den Seniorinnen auch der gelegentliche Besuch des benachbarten Kindergartens.
Gemeinsames Singen gehört dazu
Wo man feiert, darf es auch an Musik nicht fehlen. Das gemeinsame Singen, begleitet von Edelgard König an der Gitarre, ist fester Bestandteil der Treffen. Über 100 Lieder fasst die eigene Mappe des Seniorenkreises, für jeden Anlass im Jahreskreis ist etwas dabei. Ein unverzichtbares Ritual ist das Segenslied "Möge die Straße und zusammenführen", das zum Ende jedes Treffens gesungen wird. Für die erfolgreiche Organisation der Gruppe ist das vierköpfige Leitungsteam mit Rosemarie Weber, Edelgard König, Notburga Baatz und Anke Schranner verantwortlich.
Zu Beginn der Treffen wird ein Wortgottesdienst gefeiert, danach bietet das Treffen im Pfarrsaal die Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Kuchen. Einige Besucherinnen kennen sich schon seit ihrer Schulzeit und schwelgen gerne in Erinnerungen an früher. Zur Abwechslung gibt es zwischendruch Gedichte oder Kurzgeschichten, passend zum Thema und Anlass im Jahreskreis. Gymnastikübungen und Aufgaben zum Gedächtnistraining sorgen für Auflockerung. "Wem fällt ein Wort ein, das wie 'Herbst' mit 'He' beginnt?", fragt Edelgard König in die Runde. Mehr als zwei Dutzend Wörter kommen auf Anhieb zusammen. Für jeden Termin lassen sich die vier Frauen des Leitungsteams etwas Besonders einfallen. Mal dürfen sich die Gäste über saisonale Tischdekoration freuen, mal gibt es ein kulinarisches Erlebnis, wie den Zwiebelkuchen, den Notburga Baatz gebacken hat.

Die meisten Teilnehmerinnen sind verwitwet, für sich alleine würde kaum jemand etwa einen Bratapfel zubereiten, wissen die Organisatorinnen. Gerade deswegen ist es ihnen so wichtig, viele Bräuche aufzugreifen und Feste zu feiern. Die Faschingsfeier kommt dabei immer besonders gut an. "Der Donnerstag ist bei uns verplant", erklärt Edelgard König. Am Vormittag stehen für das Leitungsteam Vorbereitungen und Besorgungen an, nach dem Treffen des Seniorenkreises am Nachmittag gilt es zu spülen und aufzuräumen. Wenn nötig bringen die Damen des Leitungsteams sogar Teilnehmerinnen nach Hause, wenn diese nicht abgeholt werden können. Denn sie wissen, für einige Damen sind die Treffen des Seniorenkreises der einzige Anlass, ihr Haus zu verlassen und stets der Höhepunkt der Woche.
Freude und Dankbarkeit
"Uns wird immer eine so große Dankbarkeit von den Teilnehmerinnen entgegengebracht", sagt Edelgard König, "das spornt uns jedes Mal aufs Neue an". Sie spricht lieber von Teilnehmerinnen oder Gästen, als von Mitgliedern. Denn beim Seniorenkreis ist jeder willkommen und es gibt keinen Mitgliedsbeitrag. Mit den freiwilligen Beiträgen aus einer Spendenschale kann das Leitungsteam die anfallenden Kosten decken. In den vergangenen Jahren hat sich die Gruppe verändert, die Teilnehmerinnen des Seniorenkreises sind 80 bis 96 Jahre alt.
"Früher hatten wir auch Männer dabei, die bei unseren Treffen gerne Schafkopf gespielt haben", erinnert sich Edelgard König, die den Seniorenkreis seit 2002 leitet, "der Ruhestand der Menschen hat sich verändert, wer in Rente geht, ist heute meist noch vergleichsweise jung und mobil". Umso wichtiger ist es den vier Organisatorinnen, das gut angenommene Angebot aufrechtzuerhalten. Doris Schreiner hat über zehn Jahre selbst im Leitungsteam mitgearbeitet, "jetzt freue ich mich, dass es weitergeht und ich als Gast dabei sein darf", sagt sie voller Dankbarkeit.

Insgesamt stolze 50 ehrenamtliche Dienstjahre beim Seniorenkreis bringen die vier Organisatorinnen mittlerweile zusammen. Dieser feiert passenderweise dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Am 13. Oktober heißt es deshalb ausnahmsweise Seniorenkreis am Sonntag. Im Anschluss an den Gottesdienst der Pfarrgemeinde will der Seniorenkreis auf sein Jubiläum anstoßen und sich dann ein gemeinsames Mittagessen schmecken lassen.