Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: 75 Jahre Zerstörung Würzburgs: Der 16. März hatte eine Ursache

Würzburg

75 Jahre Zerstörung Würzburgs: Der 16. März hatte eine Ursache

    • |
    • |
    Eine der wichtigsten Aufgabe für das zukünftige Gedenken an den 16. März 1945 wird es sein, junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
    Eine der wichtigsten Aufgabe für das zukünftige Gedenken an den 16. März 1945 wird es sein, junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Foto: Thomas Obermeier

    Es gibt nur noch wenige von ihnen und sie werden von Jahr zu Jahr weniger: Zeitzeugen, die die Zerstörung Würzburgs durch britische Bombenflugzeuge am 16. März 1945 persönlich miterlebt haben. Gleichzeitig wird die zeitliche Distanz zu diesem dramatischsten Einschnitt in der Würzburger Stadtgeschichte immer größer. Und nicht nur das: Heute ist der historische Blick auf den 16.März ein anderer als noch vor 30 Jahren. Denn inzwischen ist es allgemeiner Konsens, dass die Bomben, die auf Würzburg gefallen sind, die Stadt nicht zufällig zerstörten, sondern Ursachen hatten: Hass, Hetze, Rassismus und Antisemitismus im Dritten Reich. Dies alles führt dazu, dass der 16. März heute ein anderer Gedenk- und Erinnerunstag ist, als er dies in der Vergangenheit war. Und es sind auch aktuelle Ereignisse, die dem 16. März eine zusätzliche Dimension geben. 

    Terror der Wehrmacht rächte sich am 16. März

    Das stellten Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Kulturreferent Achim Könneke in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen, als sie das Programm für den Gedenktag in diesem Jahr vorstellten, in dem sich die Zerstörung Würzburgs kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal jährt. Schuchardt betonte, dass man das für Würzburg bis heute traumatische Ereignis in direktem kausalem Zusammenhang mit dem Jahr 1933 (Machtergreifung Hitlers) und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 sehen müsse. Mit ihren Luftangriffen auf Guernica (1936) und Coventry (1940) habe die deutsche Wehrmacht Terror in die Zivilbevölkerung anderer Länder getragen. Die Zerstörung Würzburgs mehrere Jahre später sei eine direkte Folge dieser Angriffe gewesen. 

    Erinnerung darf kein leeres Ritual sein

    Wie Schuchardt betonte auch Kulturreferent Könneke die Bedeutung von Erinnerungskultur in der heutigen Zeit. Sie dürfe heute nicht mehr nur "städtisch ritualisiert" sein, sondern müsse unterschiedliche Akteure einbeziehen und auch verschiedene Aspekte berücksichtigen. Dies treffe für die Erinnerung an den 16. März zu, so Könneke, denn das Veranstaltungsprogramm biete ein sehr breites Spektrum an Inhalten und Akteuren.

    Besonderen Wert legten Kulturreferent und OB aber darauf, dass "in Zeiten von Hetzte, Rassismus und Antisemitismus" deutlich gemacht werden müsse, dass genau dies die Zerstörung Würzburgs als Konsequenz gehabt habe, so der Kulturreferent. "Die Anfänge sind längst wieder da", mahnte Könneke. Deshalb dürfe die Erinnerung an den 16. März 1945 "kein leeres Ritual" sein. Könneke: "Die Qualität der Erinnerungskultur zeigt sich daran, was sie für das Handeln heute bedeutet".

    Blick vom Turm der Adalbero-Kirche am Sanderrasen über die am 16. März 1945 bombardierte Stadt. Von den meisten Häusern blieben nur noch steinerne Gerippe stehen.
    Blick vom Turm der Adalbero-Kirche am Sanderrasen über die am 16. März 1945 bombardierte Stadt. Von den meisten Häusern blieben nur noch steinerne Gerippe stehen. Foto: Walter Röder

    Junge Menschen für den 16. März sensibilisieren

    Das Programm für die Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen zum 16. März steht in diesem Jahr unter dem Motto "Auf den Gräbern steckten Stabbrandbomben wie Fackeln in der Erde", ein Zitat aus dem Buch "Als Feuer vom Himmel fiel". Zur Erklärung: Würzburg wurde am 16. März 1945 zunächst mit schweren Sprengbomben und Luftminen angegriffen, die Dächer und Fenster der Häuser zerstörten. Danach luden die Bomber etwa 300 000 Stabbrandbomben ab, die die gesamte Innenstadt binnen kürzester Zeit in ein einziges Feuermeer verwandelten, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.

    Eines der Hauptanliegen bei den Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr ist es, auch junge Menschen für das Thema 16. März zu sensibilisieren. So wird in diesem Jahr eine Klasse der Gustav-Walle-Schule eine Performance gestalten. Außerdem wird die Dokumentarfilmgruppe einer Schule aus Rothenburg ob der Tauber einen Film zeigen. 

    Ausstellung der Geschichtswerkstatt

    Bereits seit einigen Tagen ist im Foyer des Rathauses die alljährlich zum 16. März stattfindende Fotoausstellung der Geschichtswerkstatt zu sehen. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "Chronologie der Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg" und dauert noch bis zum 27. März. Sie kann während der Öffnungszeiten des Rathauses von Montag bis Freitag besichtigt werden.

    Zur Ausstellung sind zwei neue Broschüren erschienen. Die eine zeigt zahlreiche Bilder und Plakate aus der Ausstellung auf 100 Seiten, die zweite beinhaltet Erinnerungen von Helmut Försch aus der Zeit von 1945 bis 1950. Außerdem hat die Geschichtswerkstatt zum 75. Jahrestag des 16. März eine halbstündige DVD veröffentlicht, die die Chronologie der Luftangriffe in Bildern zeigt. 

    Veranstaltungen am 16. März

    9 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst im Dom mit Bischof Franz Jung und Gästen: Bischof Tomas Holub (Pilsen, Tschechien), Lord Bishop Christopher Cocksworth (Coventry) und Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Ansbach-Würzburg).

    10 Uhr: Film und Diskussion "Und der Frieden war schon so nah" – Eine deutsche Dorfgeschichte im Dritten Reich. Ein Film der Dokumentarfilmgruppe der  Oskar v. Miller-Realschule Rothenburg o.d.T.  Veranstalter ist das Komitee Würzburger Friedenspreis, die Veranstaltung findet im Ratssaal des Rathauses statt.

    10.30 Uhr: Totengedenken und Kranzniederlegung durch OB Christian Schuchardt an der Gedenkstätte 16. März 1945 am Hauptfriedhof:

    10.50 Uhr: Die Ökumenische Nagelkreuzinitiative lädt ein zum "Weg der Versöhnung" der Ackermann-Gemeinde vom Hauptfriedhof zum Kilianeum. 

    14 Uhr: Empfang für die Trümmerfrauen im Wappensaal des Rathauses

    14.30 Uhr: Verlegung einer Gedenkplatte durch die Stadt Würzburg und die Nagelkreuzinitiative am "Denkmal der Versöhnung" vor der Kirche St. Stephan 

    15 Uhr: Friedensgebet für Europa mit Gästen aus Coventry, Pilsen und Würzburg in St. Stephan

    15.30 Uhr: Treffen von Zeitzeugen des 16. März 1945 im Wappensaal des Rathauses

    17 Uhr: Performance "Wir erinnern" von Schülern der 10. Klasse der Gustav-Walle-Mittelschule mit Unterstützung des Projekts "Treibstoff.Kunst" in der Behr-Halle im Rathaus.

    18 Uhr: Städtische Gedenkveranstaltung im Rathaus mit Vorstellung einer neuen Dokumentation des Stadtarchivs über die Toten des 16. März 1945. Außerdem gibt es Beiträge zum damaligen Geschehen mit dem Blick auf das Hier und Heute. Für diese Veranstaltung ist eine Anmeldung unter 16maerz@stadt.wuerzburg.de erforderlich.

    19 bis 21.20 Uhr: Nacht der Friedenslichter in der Adolph-Kolping-Kapelle des Kolping-Centers Mainfranken: Offenes Kommen und Gehen. Von 21.20 bis 21.40 Uhr ist die Dachterrasse geöffnet, um von dort aus das Mahnläuten zu verfolgen. 

    19.30 Uhr: Gedenkkonzert im Dom. Auf dem Programm stehen "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms sowie die Uraufführung von "Nachtkinder", ein Werk der Kompositionsklasse der Musikhochschule Würzburg. Mitwirkende sind Sarah Wegener (Sopran), Stefan Zenkl (Bariton), die Würzburger Domsingknaben, die Mädchenkantorei am Dom, Würzburger Domchor und Orchester Camerata. Kartenvorverkauf in der Tourist-Info im Falkenhaus sowie in der Dom-Info in der Domstraße 40.

    20 Uhr: In den Kammerspielen des Mainfranken Theaters lesen Mitglieder des Schauspielensembles Texte zum 75.  Jahrestag des Bombenangriffs. Karten gibt es für zehn und acht Euro.

    Ab 21 Uhr: Lichtergedenken mit Kerzen in der Plattner-, Schönborn- und Domstraße. Jeder kann sich beteiligen

    21.10 Uhr: Ökumenische Gedenkfeier der Ackermann-Gemeinde in St. Paul in Heidingsfeld mit anschließendem Zug zur St. Laurentiuskirche.

    21.20 bis 21.40 Uhr: Mahnläuten aller Kirchenglocken Würzburgs.

    22.15 Uhr bis Mitternacht: Stille und Gebet in der Marienkapelle am Markt.

    Auch vor und nach dem 16. März finden weitere Gedenkveranstaltungen statt. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen gibt es unter  www.wuerzburg.de/16maerz

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden