„Abzocke“ nennt Wilfried Haidinger was ihm am Samstag in Würzburg passiert ist: Seine Familie fuhr zu einer Veranstaltung in der s.Oliver-Arena, suchte eine Stunde lang vergeblich einen Parkplatz, stellte ihr Auto mit zwei Rädern auf den Gehsteig in der Königsberger Straße und fand nach der Veranstaltung – „wie alle anderen in der Reihe“ – ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer vor. "Wie kann es sein, dass die Stadt eine Veranstaltungshalle mit über 4000 Plätzen aber keine Stellplätze hat und dann auch noch Ortsfremde abzockt?,“ fragt der genervte Mittelfranke.
Die Nachfrage der Redaktion zeigt, dass Haidinger nicht der Einzige sein dürfte, der sich nach dem Besuch der s.Oliver Arena ärgert. Laut Rathaussprecher Christian Weiß hat die Stadt am Freitag 82 Knöllchen verteilt. Bei einem Sido-Konzert im November waren es 35.
„Es gab im vergangenen Jahr immer wieder Beschwerden von Anwohnern,“ erklärt Weiß die verstärkten Kontrollen. Allerdings würde man nicht gezielt bei Großveranstaltungen auf „Knöllchenjagd“ gehen, sondern generell öfter in der hinteren Sanderau kontrollieren: 271 Tickets wurden insgesamt in den vergangenen drei Monaten hier verteilt.
„Das Auto stand aber weder auf einem Anwohnerparkplatz, noch hat es jemanden behindert“, erklärt Haidinger. Ihm ist klar, dass die Stadt juristisch im Recht ist. „Ich möchte nur auf das Problem aufmerksam machen, dass Schilder und eine Wegbeschreibungen zu zusätzlichen Parkplätzen im Internet fehlt.“
Auf wuerzburg.de steht unter s.Oliver Arena, dass die städtische Halle 300 eigene Parkplätze hat und ein Ausweichparkplatz am Dallenberg ist. 800 öffentliche Parkplätze gibt es laut Weiß im Umfeld.
„Schilder zum Dallenbergbad-Parkplatz gibt es“, sagt Weiß: „Zum Beispiel am Theodor-Heuss-Damm oder auf dem Stadtring.“ „Ortsfremde tun sich aber offensichtlich trotzdem sehr schwer “, sagt Haidinger. Seine Familie sei jedenfalls extra eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn gekommen und wäre gerne vom Dallenbergbad-Parkplatz über die Adenauer-Brücke gelaufen – wenn man denn hingefunden hätte. „Die Stadt ist Betreiber der s.Oliver Arena und vermietet diese an Veranstalter“, erklärt Weiß. Diesen stünde es frei zum Beispiel einen Buspendeldienst zum Dallenbergbad-Parkplatz einzurichten. Außerdem sei die Eintrittskarte für größere Veranstaltungen zugleich ÖPNV-Ticket.
Apropos ÖPNV: Mitte der 90er Jahre war gegenüber der s.Oliver Arena ein großes Parkhaus geplant. Mit den Anschluss an die Straßenbahn-Wendeschleife an der Stettiner Straße sollte so Park&Ride für die Innenstadt entstehen. Doch diese Pläne wurden begraben.
Und so herrscht in der hinteren Sanderau nicht selten reger Parkplatzsuchverkehr. Sowohl abends, wenn Besucher von Konzerten oder Sportveranstaltungen kreisen, als auch morgens, wenn es die Berufsschüler tun.
Häufig nutzen diese auch unberechtigter Weise den Parkplatz der Turngemeinde Würzburg (TGW) in der Feggrube. „Wir überlegen noch, wie wir die Plätze für unsere Mitglieder vorhalten können“, erklärt TGW-Geschäftsführer Raimund Schäfer. Bereits mehrmals habe der Verein Fahrzeuge abschleppen lassen. Insofern war die Familie Haidinger mit ihrem 20-Euro-Strafzettel ja noch ganz gut bedient . . .